CIPRA feiert 70 Jahre Alpenschutz
Palmenbewaldete Berggipfel, digitalisierte Alpendörfer, ausgestorbene Bienen: Wie könnte die Alpenregion von morgen aussehen? Der 70. Geburtstag der CIPRA ist auch Anlass, in die Zukunft zu blicken und die Vision für die nächsten Jahren zu entwerfen. «Die Herausforderungen in den Alpen sind heute mit fortschreitenden Klimawandel und dem drohenden Kollaps der Ökosysteme so gross wie nie», befürchtet Bianca Elzenbaumer. Die Co-Präsidentin von CIPRA International ist überzeugt:«Es braucht mutige Menschen, die neue, buntere und nachhaltige Visionen für die Alpen denken und umsetzen.» Ohne diese Menschen würde es die CIPRA gar nicht geben, wie ein Blick in die Geschichte zeige.
Am Anfang stand eine Vision
Flüsse umlenken oder gar einen Leuchtturm auf das Matterhorn bauen? Pläne wie diese in Frankreich und Italien sind 1952 nicht die Vision für die Alpen der Geologin Edith Ebers. Am 5. Mai lädt sie deshalb Vertreter:innen aller interessierter Länder ins bayerische Rottach-Egern, um gemeinsam internationale Richtlinien zu erarbeiten – es ist die Geburtsstunde der CIPRA. Seit 1983 hat die CIPRA ihren Geschäftssitz im geografisch alpinsten Land aller Alpenstaaten – in Liechtenstein.
Eine Vision der Zivilgesellschaft wurde zu einem verbindlichen internationalen Vertragswerk: Rund 40 Jahre informieren, überzeugen und motivieren seien nötig gewesen, bis die Alpenländer und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) 1991 die Alpenkonvention unterzeichneten, 1995 trat sie in Kraft. Mario Broggi, CIPRA-Präsident von 1983-1992, erinnert sich: «Wir haben eine alpine Betrachtungsweise angestossen, die nicht vor Landesgrenzen Halt macht.» Dies sei der Nährboden für weitere Initiativen im Alpenraum gewesen.
Es folgen weitere Meilensteine, die unter anderem auf das Mitwirken der CIPRA zurückzuführen sind: Die ersten Netzwerke von Städten und Gemeinden «Alpenstadt des Jahres» und «Allianz in den Alpen», welche die Alpenkonvention seit 1997 lokal umsetzen. 2000 der Verzicht auf den Bau neuer hochrangiger Strassen für den alpenquerenden Verkehr im Verkehrsprotokoll der Alpenkonvention, wie zum Beispiel Autobahnen. Die Gründung des CIPRA-Jugendbeirats 2013, in dem junge Menschen seitdem Ideen einbringen und sich an der Alpenpolitik beteiligen. «Das sind nur einige der vielen Erfolge, auf die wir stolz sind», freut sich Co-Präsidentin Bianca Elzenbaumer.
Die Alpen von morgen
Lässt sich die Klimakatastrophe abwenden? Wie können die unterschiedlichen Generationen zusammen statt gegeneinander arbeiten? Warum haben wir so viele Dinge, obwohl wir nur wenige wirklich brauchen? Über diese Fragen macht sich Isabella Helmschrott Gedanken. Die 26-Jährige engagiert sich im CIPRA-Jugendbeirat für eine nachhaltigere Zukunft in den Alpen: «Oft fühlt man sich angesichts des Klimachaos und der Krisen wie Corona alleine. Im CIPRA-Jugendbeirat spüre ich: Zusammen können wir etwas bewegen.» Mit den Projekten YOALIN (Youth Alpine Interrail) und Alptick möchten sie Gleichaltrige für nachhaltiges Reisen per Bahn, Bus, Fahrrad oder zu Fuss begeistern. Denn Mobilität ist für rund 30 Prozent der CO2-Emissionen im Alpenraum verantwortlich. «Für eine lebenswerte Zukunft in den Alpen und darüber hinaus braucht es einen Sinneswandel – in unseren Köpfen und im System.»
Zum Geburtstag veröffentlich die CIPRA die neue Ausgabe des Themenhefts SzeneAlpen «Die Alpen von morgen – 70 Jahre CIPRA», die kostenlos online zur Verfügung steht: www.cipra.org/szenealpen
Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA ist eine nichtstaatliche Dachorganisation mit nationalen Vertretungen und einer regionalen Vertretung in den sieben Alpenländern. Sie vertritt über 100 Verbände und Organisationen. Die CIPRA arbeitet für eine nachhaltige Entwicklung in den Alpen und setzt sich für die Erhaltung des Natur- und Kulturerbes, für die Erhaltung der regionalen Vielfalt und für Lösungen grenzüberschreitender Probleme im Alpenraum ein. (462 Zeichen inkl. Leerzeichen)
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