Die vergangenen zwei Jahre setzten Kindern und Jugendlichen körperlich wie seelisch zu
In der Erhebung des Berliner Unternehmens geben mit 43,9 Prozent fast die Hälfte der befragten Versicherten an, dass ihre Familie stark bzw. eher stark durch die Corona-Pandemie belastet ist. Jeder vierte Befragte (25,4 Prozent) berichtet, dass sich seit Beginn der Pandemie Antriebslosigkeit bei seinem Kind entwickelt hat. Gut jeder Fünfte (21,1 Prozent) stellt seit Ausbruch des Virus bei seinem Kind Traurigkeit fest, bei 15,3 Prozent der im Haushalt der Befragten lebenden Kindern entwickelten sich Schlafstörungen und 14,7 Prozent berichten von depressiven Phasen bei ihren Kindern aufgrund der Corona-Pandemie. 44,6% der Befragten berichten aber auch, dass sich keine psychischen Beschwerden bei ihren Kindern entwickelt haben.
Daneben beobachten die Eltern im Südwesten die Entwicklung von Ängsten (13,3 Prozent) und Zukunftsängsten (11,6 Prozent) bei ihren Schutzbefohlenen. „Die Ergebnisse spiegeln die Wahrnehmung der Eltern wider, die in erster Linie Belastungsauswirkungen der Kinder sind. Die meisten Kinder und Jugendlichen werden aller Voraussicht nach Belastungen und Defizite, die durch die Pandemie verursacht wurden, aufgrund der Plastizität des menschlichen Gehirns und der Resilienz des Organismus überwinden können. Manche Kinder und Jugendliche werden hingegen kurz-, mittel- und wahrscheinlich auch langfristig von Belastungen und erlittenen Defiziten begleitet werden. Die Pandemie wirkt hier oft als Verstärker bereits zuvor bestehender Ungleichheiten und Entwicklungsrisiken“, sagt Jana Linsky, Geschäftsbereichsleiterin Medizin bei der AOK Baden-Württemberg. Die Beeinträchtigungen seien von vielen Faktoren abhängig: Vom sozialen und familiären Umfeld der Kinder, von den Aktivitäten und sozialen Kontakten bis hin zu Mediennutzung. Phasen mit Niedergeschlagenheit oder Verzweiflung und Angst gehörten zum Leben dazu und gingen üblicherweise nach einer Weile wieder vorüber. „Halten Belastungen länger an, auch nachdem die belastenden Faktoren und Einschränkungen weggefallen sind, ist ein einfühlsames Gespräch mit den Kindern und Jugendlichen ratsam. Auch eine Rücksprache mit dem Kinder -und Jugendarzt sollte erfolgen, um vorübergehende Belastungssituationen von sich entwickelnden Erkrankungen abzugrenzen. Jugendliche und auch ihre Eltern können sich zudem an Sorgentelefone, Familien-, Kinder- und Jugendberatungsstellen wenden. In vielen Schulen stehen Schulsozialarbeiter, Schulpsychologen oder Vertrauenslehrer als Ansprechpartnerinnen und -partner zur Verfügung“, so Linsky.
Gerade im Bereich der sozialen Kontakte, der Freizeitaktivitäten sowie der Mediennutzung hat die Pandemie mit ihren Einschränkungen für die Gesellschaft Spuren im Leben der Kinder und Jugendlichen hinterlassen. Wie aus der Umfrage ersichtlich wird macht mit 48,7 Prozent fast die Hälfte der Jüngsten im Südwesten eindeutig weniger bzw. eher weniger Sport als vor der Pandemie. Fast jedes vierte Kind (24,7 Prozent) hat nach Meinung der befragten Eltern an Gewicht zugenommen und bei 57,4 Prozent hat sich die Art der sozialen Kontakte, die das Kind pflegt, verändert. Besonders stark beeinflusst durch die Pandemie wurde der Schulalltag (59,5 Prozent), das Treffen mit Freunden (50,1 Prozent) und der Freizeitsport, beispielsweise im Fußballverein (50,8 Prozent). In hohem Maße (66,6 Prozent) ist bei den Kindern und Jugendlichen die Mediennutzung während der Pandemie gestiegen.
Trotz der teils alarmierenden Ergebnisse zieht die Medizin-Expertin der AOK Baden-Württemberg auch positive Schlüsse: „Viele Kinder sind selbstständiger geworden, haben sich im Bereich der Digitalisierung weiterentwickelt und konnten insgesamt mehr Familienzeit genießen“, sagt Jana Linsky. 10,3% der Befragten geben an, dass ihre Kinder seit der Corona-Pandemie eher mehr Sport treiben als vorher. Und immerhin 38,7% fühlen sich durch die Corona-Pandemie nur schwach belastet. „Eine differenzierte Betrachtung ist nötig und die Stärkung der kritischen Wahrnehmung. Informationen zum Unterschied zwischen Belastungen und Erkrankung sowie zu Beratungs- und Hilfsangeboten helfen den Betroffenen. Die Stärkung der Informations- und Gesundheitskompetenz ist wichtig, denn man kann nur adäquat reagieren, wenn man weiß, was nicht stimmt, die Kompetenz hat, das richtig einzuordnen und sich dann die nötige Hilfe zu holt“, sagt Jana Linsky.
Hinweise für die Redaktionen:
Für die Kitas in Baden-Württemberg und die Schulen gibt es eine Vielzahl von Angeboten der AOK Baden-Württemberg wie beispielsweise JolinchenKids – fit und gesund in der Kita, KITA aktiv, ScienceKids und die NachhaltICHkeitsarena. Die Grund- und Weiterführenden Schulen mit sport- und bewegungserzieherischem Schwerpunkt erhöhen mit diesem Programm den Bewegungsanteil in der Schule auf min. 200 Minuten Sport pro Woche.
- ScienceKids – vor Corona haben rund 1.000 Schulen aktiv die Science-Kids-Materialien im Einsatz gehabt. Die Evaluationen während der Pilotphasen zu den einzelnen Themen belegen die Wirksamkeit und zeigen bei den Schülerinnen und Schülern positive Veränderungen in ihrem Gesundheitsverhalten.
- NachhaltICHkeitsarena läuft seit Mai 2022.
- GSB und WSB Schulen – rund 1.000 GSB Schulen und 100 WSB Schulen. Die überwiegende Anzahl der Schulen ist bei dem Programm geblieben und setzt es in jedem Schuljahr um.
- JOKI wurde bundesweit evaluiert. Aktuell sind ca. 400 aktive Kindergärten in Baden-Württemberg in der Betreuung, das sind ca. 25.000 Kinder.
Die AOK Baden-Württemberg ist mit Präventionsfachkräften für die Institutionen in den Regionen vor Ort und unterstützt diese dabei, ihre Lebenswelt gesünder zu gestalten. Von der individuellen Beratung über die Projekt- und Prozessbegleitung – an den Bedarfen der Lebenswelt und deren Kinder orientiert – und mit eigenen Maßnahmen unterstützt die AOK Baden-Württemberg Träger der Lebenswelten auf ihrem Weg, diese gesünder zu gestalten.
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