Durchstarten mit music4beginners
In Pandemiezeiten ist Nachwuchsarbeit alles andere als einfach. Abstand, Kontaktbeschränkungen und zeitweise sogar Proben- und Unterrichtsverbote wirken sich massiv auf die Nachwuchsarbeit der Vereine aus. Die Vereine hatten in den beiden Pandemiejahren nicht nur große Mühe ihren Nachwuchs bei der Stange zu halten. Noch schwieriger erwies es sich, neuen Nachwuchs zu gewinnen. Denn die gewohnten Konzepte konnten nicht angewandt und Kooperationen mit Schulen nicht gelebt werden. So hatten Kinder kaum Möglichkeiten herauszufinden, welches Instrument für sie das richtige ist.
So mancher Verein suchte deshalb auch in der Nachwuchsarbeit sein Heil im Digitalen. Es wurden Videos aufgenommen, in denen – als Ersatz zur lebendigen Instrumentenvorstellung vor Ort – die einzelnen Instrumente präsentiert, Lehrer und Ausbildungskonzepte vorgestellt wurden. Ein echtes Ausprobieren können die Videos nicht ersetzen können, keine Frage. Sie konnten aber die Lücke füllen und eine Alternative bieten. Und das sogar mit Erfolg – wie der Musikverein Liptingen mit seinem Tubaman-Konzept eindrücklich unter Beweis stellte (siehe Ausgabe 02/2021 der blasmusik).
Dennoch hat die Corona-Pandemie ans Licht gebracht, was sich als Tendenz schon zuvor abzeichnete: die Zahlen sind rückläufig und es wird immer schwieriger Kinder zu gewinnen und dauerhaft an Vereine und Orchester zu binden.
Seit einigen Jahren ist deshalb eine neue lohnende Zielgruppe in den Blick der Vereine gerückt: die erwachsenen Spät- und Neueinsteiger. Vielerorts sind Erwachsenenbläserklassen und andere Angebote für musikinteressierte Erwachsene aus dem Boden geschossen. Doch auch Erwachsene brauchen eine Initialzündung, einen Anlass und Impuls, um den langgehegten Wunsch vom Instrumentenspiel und Musizieren im Orchesters in die Tat umzusetzen. Ein solcher Impuls kann beispielsweise die Gründung einer Erwachsenenbläserklasse sein. Der Musikverein Wittnau hat das erfolgreich vorgemacht (blasmusik 12/2019) und über einen Schnuppernachmittag über 20 Interessierte gewonnen.
Einsteigerkurse können eine ähnliche Initialzündung entfachen. Die Beginner-Kurs in der BDB-Musikakademie haben das gezeigt. In Zusammenarbeit mit dem japanischen Instrumentenbauer hat die BDB-Musikkademie jahrelang im Rahmen des Saxophon-Festivals saxoPhonia kostenlose sax4beginner-Kurse angeboten. Rund 30 Erwachsene nutzten jedes Jahr den kostenlosen Einsteigerkurs in Staufen, um unter der Leitung eines Profis das Saxophon kennenzulernen, erste Griffe und die Grundlagen von Atmung, Ansatz und Tonbildung zu lernen. Und weil das Konzept im Bereich Saxophon so erfolgreich war, lag es nahe, es auf andere Instrumente auszudehnen. Die Pläne dafür lagen fix und fertig in den Schubladen und auch die Instrumentenhersteller hatten ihre Kooperation bereits zugesagt. Ab 2020 sollten die kostenlosen Einsteiger-Workshops auf alle Festivals ausgeweitet werden und im Rahmen von querwind, clariMondo und hornissimo jeweils als Teil der klangART kostenlose Workshops unter dem Motto flute4beginners, clarinet4beginners und horn4beginners stattfinden. Das Ziel: Interessierten ein niederschwelliges Einstiegsangebot zu mache und sie an die Instrumenten Saxophon, Querflöte, Klarinette und Horn heranzuführen. „Es ist nie zu spät ein Instrument zu lernen“, wusste Christoph Karle. „Wer dann, wenn die Kinder aus dem Haus sind, als Mid-Ager anfängt, hat noch eine lange, erfüllende Spielzeit mit seinem Wunschinstrument vor sich“. Dass das Wunschinstrument auch ein anderes sein kann, war dem Akademieleiter damals durchaus bewusst. „Wir werden die Reihe der Beginner-Kurse in naher Zukunft weiter ausbauen und auch auf andere Instrumente ausdehnen, um jedem Interessierten mit einem niedrigschwelligen Angebot den Einstieg in die Welt der Musik zu ermöglichen“, versprach er Ende 2019.
Mit dem Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 wurden all diese Pläne und die Kooperationsvereinbarungen mit den Instrumentenherstellern erst einmal auf Eis gelegt.
Gleichzeitig schuf die Pandemie aber auch die Voraussetzungen dafür, dass Christoph Karle sein Versprechen doch noch wahrmachen kann. Machte die BDB-Musikakademie doch wie so viele andere unter den Corona-Beschränkungen die Erfahrung, dass musikalische Bildung auch online funktionieren kann und schuf innerhalb kurzer Zeit die technischen Voraussetzungen und mit der BDB-Online-Akademie und der Musik Online Messe klangART die entsprechenden Plattformen für zeitgemäße digitale Bildungsformate über die Pandemie hinaus.
Dass die Online-Akademie auch für die Beginner-Kurse die ideale Plattform sein könnte – diese Chance erkannte Christoph Karle schnell. „Über das digitale Medium können die Beginner-Kurse eine viel größere, flächendeckende Reichweite erzielen und ihr Potential zur basisnahen und bedarfsgerechten Stärkung der Vereine viel besser entfalten“, war er sich sicher – eine Einschätzung, die vom Wissenschaftsministerium des Landes Baden-Württemberg geteilt wurde.
Und mit der Bewilligung der Fördermittel ging es im BDB an die Umsetzung: Instrumentallehrer:innen wurden gesucht, die BDB-Mitgliedsverbände mit ins Boot geholt und die notwendige Infrastruktur geschaffen. Die Mitgliedsverbände und Vereine nehmen im Förderprogramm eine bedeutende Rolle ein. Sie fungieren vor Ort als Schaltzentrale und Beratungsstelle für das Programm. Indem sie von Anfang an Ansprechpartner für Interessenten sind und diese mit den Vereinen vor Ort zusammenbringen, sorgen sie für die gewünschte Nachhaltigkeit.
Was bis hierhin theoretisch und abstrakt klingt, soll in der Praxis folgendermaßen ablaufen: Die BDB-Online-Akademie bietet über das Programm kostenfreien Online-Unterricht für erwachsene Neueinsteiger ab 18 Jahren an. Dafür stehen professionelle Instrumentallehrer:innen zur Verfügung, die den Interessierten in drei aufeinander aufbauenden Einheiten die Möglichkeit geben, elf verschiedene Instrumente kennenzulernen. Im ersten Block steht der Aufbau, der Umgang und die Pflege des Instruments im Mittelpunkt. Im zweiten Block geht es um die Tonerzeugung. Die Teilnehmenden lernen die Grundlagen von Ansatz, Atmung und Tonbildung sowie die ersten Griffe kennen, bevor es im dritten Block daran geht, die Töne mit einander zu verbinden und erste Melodien zu spielen. Die einzelnen Einheiten können mehrfach besucht oder in der Aufzeichnung wiederholt werden, bis sich die Teilnehmenden sicher genug fühlen, die nächste Sprosse auf der Leiter zu erklimmen. Sobald die Teilnehmenden das Programm durchlaufen haben, können sie sich an die Verbände und Vereine vor Ort wenden, um Unterstützung zu erhalten etwa bei der Vermittlung von Lehrern oder für das Matching mit einer Erwachsenenbläserklasse.
Ins Spiel kommen die Vereine indes nicht erst nach Ablauf des Online-Schnupperkurses. Im Gegenteil: Bereits im Vorfeld weißen sie über ihr Netzwerk auf die Möglichkeit des Einsteigerkurses für Erwachsene hin, beraten im Hinblick auf Instrumentenausleihe und stehen so von Anfang an in Verbindung mit dem Musikinteressierten. „Nur wenn die Vereine von Anfang miteinbezogen sind und von Beginn an mit den Teilnehmenden in Kontakt stehen, kann das Programm sein Potential zur Gewinnung von aktiven Neu-Mitgliedern entfalten und die Vereinswelt von ihm profitieren“, weiß Christoph Karle. Die Mitgliedsverbände haben die Chance für ihre Vereine erkannt, ziehen mit dem BDB an einem Strang, damit das Programm erfolgreich an den Start gehen kann. Nun ist es an den Vereinen die Chancen und das Potential zu nutzen, das in music4beginners steckt. „Spielen Sie mit bei music4beginners“, fordern Christoph Karle und Projektleiter Siegfried Rappenecker die Vereine auf. „Es lohnt sich!“
Die BDB-Musikakademie ist die Bildungseinrichtung des Bundes Deutscher Blasmusikverbände (BDB). Der BDB ist ein aktiver und innovativer Dachverband für 250 000 Mitglieder und 70 000 aktiver Blasmu-siker in rund 1000 Vereinen und 16 Mitgliedsverbänden. Der BDB bietet Beratung, Dienstleistung und Bildung, versteht sich als Servicestelle, Interessensvertretung und Impulsgeber für Blasmusiker, Ver-bands- und Vereinsverantwortliche und bringt sich mir starker Stimmer immer wieder in aktuelle politi-sche Diskussionen und Diskurse ein.
Die zur Marke gewordenen Initialen des Logos stehen für Bildung Die Bewegt. Wie ernst der BDB seinen satzungsgemäßen Bildungsauftrag nimmt, dass dokumentiert das umfangreiche Kursprogramm der BDB-Bildungsakademie in Staufen. Angeboten werden dort längst nicht nur Aus- und Fortbildungen für Instrumentalisten jeglichen Alters und Niveaus. Auch Dirigenten, Instrumentallehrer, Erzieher und Aus-bilder finden passende Angebote für ihre musikalische Bildungsarbeit in Schulen, Kindergärten und Ver-einen. Stark gewachsen ist in den vergangenen Jahren das Portfolio im Bereich der überfachlichen Bil-dung. Vereine können hier ihre Verantwortlichen zur Führungskraft von morgen, zum Jugendleiter, Kul-turmanager und Marketingexperten ausbilden lassen und mit ihrem Knowhow die Zukunft ihrer Vereine sichern. Je professioneller, desto zukunftsfähiger: das gilt für die Mitgliedsvereine genauso wie für den Dachverband.
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