Ganz, ganz oben: Drehbuchcamp der Film Commission führte in den Norden Bayerns

Regelmäßig dienen die Regionen im Norden Bayerns als Kulisse für Film- und Fernsehproduktionen. Hans-Christian Schmid drehte hier die Mini-Serie Das Verschwinden, Rupert Everett das Oscar Wilde-Drama The Happy Prince, Christian Zübert die Serie Arthurs Gesetz als schwarze Komödie, Doron und Yoav Paz das Thrillerdrama Plan A. Bayern eignet sich aber nicht nur als Kulisse für verschiedene Stoffe und Genres: Menschen, Landschaften und Architektur regen zu Geschichten an, die auch hier spielen.

Um Filmschaffenden diese Geschichten nahezubringen, lud die Film Commission Bayern elf Kreative zum viertägigen Drehbuchcamp "Bayern ganz oben!" an außergewöhnliche Orte in der Oberpfalz und in Oberfranken ein. Die Gruppe traf auf Menschen, die ihnen auf persönliche und individuelle Weise etwa die Themen Lebenskunst, Heimkehr, Gestaltung, Historie, Nachhaltigkeit, Natur und Industrie nahebrachten – vier Tage voller Gespräche, Anregungen und Eindrücke. 

Die Teilnehmenden erfuhren unter anderem, wie das Zusammengehörigkeitsgefühl eines kleinen Ortes in der Oberpfalz durch das gemeinsame Bierbrauen gestärkt wird und wo vor Jahren ein Tiefbohrprogramm die Erdbeschaffenheit bestimmte. Sie besuchten ein kleines Fischerei-Familienunternehmen, das in der elften Generation um sein Überleben kämpft und besichtigten die berühmte Bibliothek im Kloster Waldsassen.

In Marktredwitz stieß die Gruppe auf die engagierten Netzwerkpartnerinnen und -partner der Film Commission, die bei Dreharbeiten den Teams mit Rat und Tat zur Seite stehen. In der Porzellanstadt Selb standen die Entwicklungen der  Porzellanindustrie und ihr Einfluss auf das Geschehen in der Stadt im Vordergrund. Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch persönlich begrüßte die Gäste und erzählte vom Leben in Selb früher und heute. In Mödlareuth, dem Ort, der die Grundlage für den Mehrteiler Tannbach bildete, sprach die Gruppe mit zwei ehemaligen Grenzsoldaten, die sich heute noch mit weiteren Zeitzeugen beim Stammtisch regelmäßig über ihre Erinnerungen austauschen, wie zum Beispiel an die berühmte Flucht im Ballon, während der sie damals im Einsatz waren und die später Michael Bully Herbig verfilmt hat.

Am vierten und letzten Tag stand die Besichtigung der Maxhütte auf dem Programm. Hier haben schon einige spektakuläre Dreharbeiten stattgefunden, so etwa für das preisgekrönte Endzeit-Drama Tides von Tim Fehlbaum. Die Teilnehmenden sprachen mit ehemaligen Arbeitern über die Blütezeit und den Niedergang des letzten bayerischen Stahlwerks. Im Gespräch mit einem Vertreter der jetzigen Eigentümer, die das Areal weiterentwickeln, ging es um Gegenwart und Zukunft des Industriedenkmals. Um das Leben in und mit der Natur ging es bei einer Begegnung mit einem Mann, der in Nordhalben Bushcrafting anbietet: ein spezielles (Überlebens-)training im Wald im Einklang mit der Natur.

Insgesamt nahmen elf Kreative am Drehbuchcamp 2022 teil: David Armati Lechner, Mark Monheim, Max Eipp, Narges Kalhor, Christof Pilsl, Christian Weindl, Marieke Schroeder, Kathrin Richter, Nikolaus von Uthmann, Antje Drinnenberg und Katja Röder. Ziel des Formats ist es, neben der Inspiration zu Stoffen die Vernetzung der Kreativen zu fördern und ihnen Raum und Zeit zum Austausch zu verschaffen.

Das Drehbuchcamp ist ein Projekt der Film Commission Bayern mit dem FFF Referat für Stoffentwicklung, unterstützt von Bayern Tourismus Marketing GmbH im Rahmen der Standortinitiative FILMkulisse Bayern. Das erste Drehbuchcamp führte 2019 nach Unterfranken, das zweite 2021 ins Allgäu. Mit "Bayern ganz oben!" in der Oberpfalz und in Oberfranken fand bereits das dritte Drehbuchcamp statt.

Auf dem Foto an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze in Mödlareuth (v.l.): Kathrin Winter von der Film Commission Bayern mit David Armati Lechner, Marieke Schroeder, Max Eipp, Mark Monheim, Antje Drinnenberg, Otto Oeder (ehemals Grenzkontrolle West), Günter Heinze (ehemals Grenzkontrolle DDR), Katja Röder, Narges Kalhor, Kathrin Richter, Christian Weindl und Christof Pilsl.Copyright: Film Commission Bayern

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