Neue Studie: Über 90 Prozent der Haushalte in Deutschland könnten durch Energy Sharing Teil der Energiewende werden und davon profitieren
Die Forscher*innen des IÖW errechneten die möglichen Potenziale von Energy Sharing sowohl für den Ausbau erneuerbarer Energien als auch für die Teilhabe von Bürger*innen. Darüber hinaus zeigt die Studie den volkswirtschaftlichen Nutzen und schätzt Kosteneffekte für Stromverbraucher*innen ab.
Die Studie kommt zum Ergebnis, dass 90 Prozent aller Haushalte in Deutschland mit vergünstigtem Energy-Sharing-Strom versorgt werden könnten. Wird angenommen, dass Privatpersonen mindestens zwölf Prozent der Investitionskosten für die Anlagen in ihren Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften beisteuern, ergeben sich private Investitionen in Höhe von 6,5 Milliarden bis 12,8 Milliarden Euro. Jede Person wäre so im Durchschnitt mit rund 100 bis 200 Euro selbst an den Anlagen beteiligt.
Zudem konnten die Wissenschaftler*innen vom IÖW belegen, dass die verbrauchsnahe Energieerzeugung entlastend auf die Stromnetze wirken kann – insbesondere, wenn ein Anreiz für eine Lastverschiebung geschaffen wird, also dass der grüne Strom vor allem zu den Zeiten verbraucht wird, wenn die Erneuerbare-Energien-Anlagen ihn erzeugen.
Energy Sharing schafft breite Bürgerbeteiligung und Unabhängigkeit von Energieimporten
„Eine erfolgreiche Energiewende kann nur erreicht werden, wenn die Bürger*innen eingebunden werden. Die Menschen müssen von neuen Solar- und Windanlagen in ihrer Region profitieren“, so Energieexpertin Dr. Astrid Aretz vom IÖW. „Der Krieg Russlands in der Ukraine hat uns allen vor Augen geführt, wie wichtig eine unabhängigere Energieversorgung ist. Energy Sharing kann der entscheidende Baustein sein, um den Menschen die Möglichkeit zu einer selbstbestimmten Energieversorgung zu bieten“, ergänzt Katharina Habersbrunner, Vorständin im Bündnis Bürgerenergie.
Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, bis 2030 einen Anteil von 80 Prozent erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch zu erreichen. „Für diese hohen Zubauraten innerhalb kürzester Zeit braucht es die Akzeptanz und Investitionsbereitschaft der Menschen vor Ort. Energy Sharing ist dafür das perfekte Instrument“, so Carolin Dähling, stellvertretende Bereichsleiterin Politik und Kommunikation bei Green Planet Energy. „Mit Energy Sharing können alle Bürger*innen durch verringerte Stromkosten vom Ausbau erneuerbarer Energien in ihrer Region profitieren, selbst wenn sie nur über geringe Mittel für eine finanzielle Beteiligung oder kein eigenes geeignetes Dach verfügen“, ergänzt Felix Schäfer, Vorstand der Bürgerwerke.
Umsetzung ist durch europäisches Recht geboten
Die Europäische Union hat Energy Sharing bereits 2019 in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (Art. 22) mit einer Umsetzungsfrist bis Mitte 2021 verankert. Die neue Bundesregierung hat sich folgerichtig die Umsetzung von Energy Sharing in den Koalitionsvertrag geschrieben. Der regulatorische Rahmen muss jetzt geschaffen werden, damit sich Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften bilden und wirtschaftlich arbeiten können. Diese sollten das Stromnetz nutzen können und einen finanziellen Vorteil erhalten, wenn sie selbst erzeugten Strom aus „ihrer“ Anlage zeitgleich und regional verbrauchen.
Über Bündnis Bürgerenergie (BBEn) e.V.
Das Bündnis Bürgerenergie (BBEn) e.V. setzt sich für die dezentrale Energiewende in Bürgerhand ein. Mit über 250 Mitgliedern vereint es über 500.000 Energiebürger*innen aus ganz Deutschland, die sich einzeln als Privatpersonen oder gemeinschaftlich als Genossenschaftsmitglieder oder als Mitglieder in Organisationen für eine Stärkung der Energiewende in Bürgerhand engagieren. Diese Menschen eint die Überzeugung, dass die Energiewende nur mit breiter Verankerung der Bürgerenergie erfolgreich fortgeführt werden kann.
Über Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ist ein führendes wissenschaftliches Institut auf dem Gebiet der praxisorientierten Nachhaltigkeitsforschung. Rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeiten Strategien und Handlungsansätze für ein zukunftsfähiges Wirtschaften – für eine Ökonomie, die ein gutes Leben ermöglicht und die natürlichen Grundlagen erhält. Das Institut arbeitet gemeinnützig und ohne öffentliche Grundförderung. Das IÖW ist Mitglied im „Ecological Research Network“ (Ecornet), dem Netzwerk der außeruniversitären, gemeinnützigen Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschungsinstitute in Deutschland.
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