Gesundheit & Medizin

Noch bessere Unterstützung von Frühgeborenen und ihrer Eltern

Mit einer Reflektion und einer kleinen Feier schloss in der vergangenen Woche der erste Marte Meo Practitionerkurs für Fachkräfte, die Frühgeborene und Kinder mit speziellen Bedürfnissen begleiten, im St. Marienkrankenhaus ab. Voller Stolz nahmen die acht Teilnehmerinnen ihre Urkunden entgegen. Das Besondere daran: Ein Teil des Teams der Früh- und Neugeborenenintensivstation Däumling hat den intensiven sechstägigen Kurs gemeinsam absolviert. Darunter waren Kinderkrankenpflegekräfte, Praxisanleiterinnen, Mitarbeitende der Sozialmedizinischen Nachsorge Marienkäfer, eine Physiotherapeutin und eine Familienhebamme. Der nächste Kurs für Mitarbeitende hat bereits gestartet (unter den Teilnehmenden ist diesmal auch ein Arzt), ein weiterer folgt Ende des Jahres.

„Die Zusammenarbeit im Team ist noch intensiver geworden. Wir können ganz Kleine ganz Groß machen und in ihrer Entwicklung unterstützen“, ist das positive Fazit von Teilnehmerin Stefanie Fleckenstein, Kinderkrankenpflegekraft auf Station Däumling und in der Sozialmedizinischen Nachsorge. „Wir achten noch einmal mehr auf die Kinder und beobachten genau ihre Reaktionen. Das ganze Team und auch die Pflegeschülerinnen und -Schüler auf unserer Station verfolgen dies sehr aufmerksam und starten mit der Anwendung“, berichtet sie. „Eltern werden von Anfang an mit einbezogen und haben eine wichtige Rolle, das stärkt sie. Bei der weiteren Begleitung der Kinder und Familien zu Hause sehen wir, dass durch die so angestoßene andere Unterstützung der Entwicklung Beschwerden noch weiter abgemildert werden“, berichtet Fleckenstein begeistert.

„Wir sehen durch das Gelernte sofort wie die Kinder reagieren und wie gut ihnen unser geändertes Verhalten tut. Dadurch ist unsere Versorgung noch sensibler geworden. Die Frühgeborenen zeigen mehr Reaktionen, die wir jetzt verstehen und wir haben glückliche Eltern, die von Anfang an mit in diese Kommunikation einbezogen werden“, ergänzt ihre Kollegin Margarete Bruhn. „Wir arbeiten noch bewusster und erhalten viel Bestätigung von den Kindern. Das macht mich sehr zufrieden“, ist ihr wichtig.

„In der Nachsorge der Familien zu Hause können wir die Eltern weiter anleiten. Wir sehen wie die Kinder profitieren und das Verhältnis zu den Eltern immer stärker wird“, ist das Fazit von Rita Metzger von der Medizinischen Nachsorge, die Eltern und Kinder nach dem Krankenhausaufenthalt zu Hause begleitet.

„Mit der Methode besteht die Möglichkeit, Eltern noch gezielter in der Begleitung von und Bindung zu ihrem Kind zu unterstützen sowie ihr Bewusstsein der intuitiven elterlichen Fähigkeiten zu festigen“, berichtet Kursleiterin Schirin Mohraz. Die Psychologin auf Station Däumling ist unter anderem Marte Meo Beraterin und Supervisorin und begleitet ihre Kolleginnen und auch die Eltern auf diesem Weg neuer Kommunikation.

Das Team auf Station Däumling hat begonnen sich gezielt fortzubilden, um die eigene Arbeit aus einer anderen Perspektive bewusster zu reflektieren und Eltern in der Begleitung ihres Kindes noch besser zu stärken. Anhand fachkundiger Analyse eigener Filmaufnahmen aus dem Arbeitsalltag, haben die Teilnehmenden Informationen über wichtige Entwicklungsprozesse und neue Handlungsmöglichkeiten im Kontakt mit den Frühgeborenen und anderen betreuten Kindern erhalten. Eine beziehungs- und entwicklungsorientierte Begleitung von früh- und neugeborenen Kindern und ihren Eltern ist dem Team der Frühgeborenenintensivstation im St. Marienkrankenhaus besonders wichtig. Dies wird bereits seit vielen Jahren gelebt. Mit der neuen Methode positioniert sich die Klinik wieder als Vorreiter. Noch wichtiger, die Qualität der Versorgung der Kinder und die Begleitung der Eltern wird nochmals verbessert.

Marte Meo (aus dem Lateinischen abgeleitet) bedeutet „etwas aus eigener Kraft“ zu erreichen. Die von der Niederländerin Maria Aarts entwickelte videobasierte Beratungsmethode bietet die Möglichkeit, einen genaueren Blick auf alltägliche Kommunikations- und Interaktionsmomente zu legen. Inzwischen wird weltweit in rund 50 Ländern nach der Marte Meo Methode gearbeitet, die in zahlreichen Bereichen wie der Begleitung von Kindern mit Entwicklungsverzögerungen und ihren Eltern oder Demenzerkrankten und ihren Bezugspersonen Anwendung findet. Das sind Bereiche, in denen ein erhöhter Unterstützungsbedarf und Verständnis für Reaktionen der Betroffenen besteht. Nun ist die Begleitung Frühgeborener im Fokus der Verantwortlichen. Dadurch können wertvolle Entwicklungs-, Beziehungs- und Lernprozesse bei Frühgeborenen, Säuglingen und kranken Kindern unterstützt und gleichzeitig die eigenen Arbeitsabläufe bewusster wahrgenommen und reflektiert werden. Davon profitieren die Allerkleinsten (und ihre Eltern) sehr.

Vorstellung von Methode und Erfahrungen auf Fachkongress

Pflegende, Mediziner und Eltern frühgeborener Kinder in ganz Deutschland sollen die Marte Meo Methode noch besser kennenlernen, um den Beziehungsaufbau nach den Bedürfnissen der zu früh geborenen Babys bewusster wahrzunehmen und die Eltern dabei zu begleiten, ist der Wunsch der Entwicklerin Maria Aarts. Ein Team der Früh- und Neugenborenenintensivstation aus dem St. Marienkrankenhaus wird auf der gemeinsamen Fachtagung der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI) und der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) in Aachen vom 19. bis 21. Mai 2022 die Methode und die Erfahrungen damit in Ludwigshafen in der Versorgung Frühgeborener einem Fachpublikum vorstellen.

Implementierung der Marte Meo Methode im St. Marienkrankenhaus

Der offizielle Auftakt für die flächendeckende Implementierung von Marte Meo in der Versorgung von Frühgeborenen und kranken Neugeborenen im St. Marienkrankenhaus fand am 22. September statt. Die Begründerin und Direktorin von Marte Meo International (Niederlande) Maria Aarts war selbst ins St. Marienkrankenhaus gekommen, um zum Einsatz der Marte Meo Methode zur Begleitung von Frühgeborenen und deren Eltern zu sprechen. Seit Anfang 2020 arbeitet sie mit Schirin Mohraz und dem neonatologischen Team des St. Marien- und Annastiftskrankenhauses zusammen und begleitet die Anwendung im Rahmen der psychosozialen Elternberatung und die Implementierung auf der Neonatologie. „Es ist schön zu sehen, was die Anwendung der Marte Meo Methode für einen positiven Unterschied für Kinder und Familien bewirkt“, lobte sie das Engagement der Absolventinnen des ersten Kurses in einer Videobotschaft. „Das ist ein Novum im deutschsprachigen Raum, dass ein ganzes neonatologisches Team gemeinsam geschult wird“, ergänzte Kursleiterin Schirin Mohraz. „Wir unterscheiden uns damit von anderen Kliniken, denn wir fangen am Anfang an und können durch die Anwendung von Marte Meo Kinder bereits sehr früh in Bereichen fördern, die sie ihr ganzes Leben begleiten und einschränken“, sagte Rita Schwahn, Pflegebereichsleitung für die Kinderklinik. Das sei ein wichtiger Ansporn für das Team und die Verantwortlichen sich in diesem Bereich weiter einzusetzen, betonte sie, dankbar für das Engagement ihrer Mitarbeitenden in der Pflege.

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