Paul-Bunge-Preis geht an Matthew L. Jones
Matthew L. Jones erhält den Paul-Bunge-Preis für seine hochaktuelle und bahnbrechende Arbeit an der Schnittstelle zwischen der Geschichte der Rechenmaschinen, der Philosophie und der künstlichen Intelligenz. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf seinem Werk „Reckoning with Matter“, in dem der Preisträger die Entwicklung von Rechenmaschinen vom frühen siebzehnten bis zum frühen neunzehnten Jahrhundert beschreibt. Das Buch umfasst neben den konkreten Geschichten über die Arbeit, die Technik und die Löhne, die zur Herstellung dieser wissenschaftlichen Instrumente notwendig waren, auch die Themen Industriespionage und geistiges Eigentum und spart auch philosophische Überlegungen über die Bedeutung dieser Maschinen nicht aus. Dabei beleuchtet Jones unter anderem die Korrespondenz zwischen (Kunst-)Handwerkern und Philosophen, thematisiert technische, finanzielle, soziale und rechtliche Fragestellungen und zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie das Material und die Welt des Denkens in denkenden Maschinen miteinander in Einklang gebracht wurden.
Matthew L. Jones studierte am Harvard College sowie der Cambridge University Wissenschaftsgeschichte und -philosophie und promovierte im Jahr 2000 an der Harvard University, Cambridge, USA, in Wissenschaftsgeschichte. Im Anschluss wechselte er an die Columbia University, New York, USA, an der er heute Professor für Geschichte und „James R. Barker Professor of Contemporary Civilization“ ist. Jones erhielt für seine Forschung zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen und weist eine Vielzahl bemerkenswerter Publikationen auf. Neben seiner Forschung engagiert er sich zudem in verschiedenen (universitären) Ausschüssen, und war unter anderem als beratender Redakteur, Lektor und Gutachter tätig.
Der Paul-Bunge-Preis gilt weltweit als wichtigste Ehrung auf dem Gebiet der Geschichte wissenschaftlicher Instrumente und wird öffentlich und international ausgeschrieben. Er ging bisher neben deutschen auch an britische, italienische, US-amerikanische, australische und kanadische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Über die Vergabe entscheidet der von der GDCh und der DBG getragene Beirat der Hans-R.-Jenemann-Stiftung. Hans R. Jenemann (1920–1996), Chemiker bei den Schott Glaswerken in Mainz, wurde bekannt durch seine Beiträge zur Geschichte wissenschaftlicher Geräte, vor allem historischer Waagen. Er selbst rief die Stiftung 1992 ins Leben. Benannt ist der Preis nach dem Hamburger Feinmechaniker Paul Bunge (1839–1888), einem der führenden Konstrukteure von Laborwaagen für die chemische Analyse.
Im Rahmen der Tagung, die ein vielfältiges Programm rund um die Chemiegeschichte und angrenzende Gebiete aus Wissenschaft und Industrie bietet, verleiht die GDCh-Fachgruppe Geschichte der Chemie außerdem den Bettina-Haupt-Förderpreis für Geschichte der Chemie. Mit der Auszeichnung werden herausragende chemiehistorische Arbeiten von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus dem deutschen Sprachraum gewürdigt. In diesem Jahr erhält den Preis Christopher Halm, Universität Regensburg, für seine Dissertation „Die Frühgeschichte der Agrikulturchemie (1731-1813) – Chemische Aneignung des Bodens und die Entstehung von Feldlaboren“.
Weitere Informationen zur Tagung unter www.gdch.de/geschichte2022
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 30 000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie unterhält zahlreiche Stiftungen, so die Hans-R.-Jenemann-Stiftung. Die Verleihung des Paul-Bunge-Preises der Hans-R.-Jenemann-Stiftung erfolgt jährlich, abwechselnd auf DBG-Hauptversammlungen und Vortragstagungen der GDCh-Fachgruppe Geschichte der Chemie.
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