Sterbefallzahlen im April 2022 um 5 % über dem mittleren Wert der Vorjahre
Sinkende COVID-19-Todesfallzahlen im April
Ein Vergleich der gesamten Sterbefälle mit der Zahl der beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten COVID-19-Todesfälle nach Sterbedatum ist derzeit bis einschließlich der 15. Kalenderwoche 2022 (11. bis 17. April) möglich. Beim RKI wurden bislang 933 COVID-19-Todesfälle mit Sterbedatum in dieser Woche gemeldet. Die gesamten Sterbefallzahlen lagen in der 15. Kalenderwoche um 687 Fälle oder 4 % über dem mittleren Wert der vier Vorjahre. Während im Februar und im März 2022 noch keine einheitliche Tendenz in den COVID-19-Todesfallzahlen zu beobachten war, sanken diese Zahlen in der ersten Aprilhälfte deutlich.
Saisonaler Rückgang der Sterbefallzahlen später als in den Vorjahren
Im Laufe des März ist in den meisten vorpandemischen Jahren die Grippeaktivität und zeitgleich auch die Zahl der Sterbefälle deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2022 waren die Sterbefallzahlen in den Märzwochen jedoch vergleichsweise konstant. Erst im April sanken sie erkennbar. Die Verzögerung dieser Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahren führte dazu, dass die Sterbefallzahlen im März und April deutlicher über dem Vergleichswert aus den Vorjahren lagen als noch im Februar. Eine Erklärung könnten die immer noch auftretenden COVID-19-Todesfälle sein. Zudem hat das RKI im aktuellem Influenza-Wochenbericht für Ende April von einer saisonal untypischen Grippeaktivität berichtet. In der Wintersaison 2021/2022 war die Grippewelle ausgeblieben.
Sterbefallzahlen in Mecklenburg-Vorpommern weiterhin am deutlichsten über dem mittleren Wert der Vorjahre
Auf Länderebene lassen sich die Sterbefallzahlen derzeit bis einschließlich der 14. Kalenderwoche 2022 (4. bis 10. April) abbilden. In dieser Woche wies Mecklenburg-Vorpommern (+19 %) wie in den meisten Vorwochen die höchste Differenz zum mittleren Wert der vier Vorjahre auf. In Rheinland-Pfalz (+13 %), Schleswig-Holstein (+12 %) und Niedersachsen (+11 %) lagen die Sterbefallzahlen ebenfalls mehr als 10 % darüber. In den Stadtstaaten Hamburg und Bremen (beide -6 %), sowie in Brandenburg (-3 %) lagen sie unter dem Vergleichswert. In den anderen Bundesländern lagen die Sterbefallzahlen weniger als 10 % über dem mittleren Wert der Vorjahre oder in dessen Bereich.
Eine grafische Übersicht zur Entwicklung der Sterbefallzahlen für alle Bundesländer ist auf einer Sonderseite im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes verfügbar.
Im April leichte bis moderate Übersterblichkeit in europäischen Nachbarländern
Das EuroMOMO-Netzwerk zur Beobachtung von Sterblichkeitsentwicklungen ordnet Befunde zur Übersterblichkeit auf Basis einer eigenen Hochrechnung unvollständiger Meldungen und eines eigenen Übersterblichkeitskonzepts europaweit vergleichend ein. Für Deutschland und dessen Nachbarländer Dänemark, die Niederlande, Belgien, Frankreich, die Schweiz und Österreich wird in mindestens einer Aprilwoche eine niedrige („low excess“) bis moderate Übersterblichkeit („moderate excess“) gemeldet.
Methodische Hinweise zu den Sterbefallzahlen für Deutschland:
Grundlage der Sonderauswertung für das Jahr 2021 und 2022 sind erste vorläufige Daten (Rohdaten). Dabei handelt es sich zunächst um eine reine Fallzahlauszählung der eingegangenen Sterbefallmeldungen aus den Standesämtern ohne die übliche Plausibilisierung und Vollständigkeitskontrolle der Daten. Durch gesetzliche Regelungen zur Meldung von Sterbefällen beim Standesamt und Unterschiede im Meldeverhalten der Standesämter an die amtliche Statistik sind diese Daten noch unvollständig.
Aufgrund der hohen Relevanz aktueller Sterbefallzahlen in der Corona-Pandemie hat das Statistische Bundesamt ein Schätzmodell zur Hochrechnung der unvollständigen Daten entwickelt. Damit lassen sich bundesweite Sterbefallzahlen bereits nach etwa einer Woche bereitstellen. Dabei werden die Sterbefallzahlen der letzten neun dargestellten Wochen auf Basis der bislang eingegangenen Meldungen aus den Standesämtern hochgerechnet. Die Zahlen können deshalb zu einem späteren Zeitpunkt geringfügig höher oder niedriger sein. Die Schätzung basiert auf in der Vergangenheit beobachteten Mustern im Meldeverzug, die sich regional zum Teil deutlich unterscheiden. Miteinander vergleichbare Ergebnisse für die Bundesländer liegen deshalb erst nach etwa vier Wochen vor. Die Sonderauswertung wird wöchentlich auf der Themenseite „Sterbefälle und Lebenserwartung“ aktualisiert. Neue Ergebnisse sind jeden Dienstag verfügbar.
Anhand der vorläufigen Sterbefallzahlen lassen sich Phasen der Übersterblichkeit im Laufe eines Jahres identifizieren. So werden direkte und indirekte Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Sterbefallzahlen zeitnah sichtbar. Hierfür wird ein Vergleich zu einem mittleren Wert (Median) mehrerer Vorjahre herangezogen, um das unterschiedliche Ausmaß von saisonal wiederkehrenden Effekten (z. B. durch Grippe- oder Hitzewellen) zu berücksichtigen. Der Effekt der steigenden Lebenserwartung und des steigenden Anteils älterer Menschen auf die zu erwartende Zahl an Sterbefällen kann in diesen unterjährigen Vergleich nicht einberechnet werden.
Der Median wird für den Vergleich mit den Vorjahren seit Berichtsmonat Juli 2021 verwendet. Dieser Vergleichswert hat gegenüber dem arithmetischen Mittel den Vorteil, weniger anfällig gegenüber Sonderentwicklungen und Ausreißern zu sein, wie beispielsweise den sehr starken Grippewellen oder den Coronawellen seit Beginn der Pandemie. Der Rückgriff auf den Median ermöglicht somit eine aussagekräftigere Einordnung der aktuellen Sterbefallzahlen. Bei der Berechnung des Medianwerts bleiben die niedrigste und die höchste Sterbefallzahl aus den vier Vorjahren unberücksichtigt. Daher ist es möglich, dass bei der Wochenbetrachtung andere Vergleichswerte als bei der Monatsbetrachtung herangezogen werden. Zudem lassen sich Kalendermonate nicht als Summe von Kalenderwochen abgrenzen. Aus diesen Gründen kann es Unterschiede zwischen addierten Wochen- und Monatsergebnissen bei den Sterbefallzahlen und ihrer Abweichung vom Median der Vorjahre geben. Weitere Informationen zur Berechnung und Verwendung des Medians enthält die Pressemitteilung Nr. 373 vom 10. August 2021.
Ab März 2020 lassen sich die Zahlen nur vor dem Hintergrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie interpretieren. Neben der Vermeidung von COVID-19-Todesfällen können die Maßnahmen und Verhaltensänderungen auch dafür gesorgt haben, dass weniger Sterbefälle durch andere Infektionskrankheiten wie beispielsweise die Grippe verursacht werden, was sich ebenfalls auf den Vergleich mit Vorjahren auswirkt. Die Ergebnisse der Todesursachenstatistik für das Jahr 2020 legen diesen Zusammenhang nahe. Rückgänge oder Anstiege bei anderen Todesursachen können ebenfalls einen Effekt auf die gesamten Sterbefallzahlen haben. Über die Häufigkeit einzelner Todesursachen können die Sterbefallzahlen jedoch keine Auskunft geben.
Für die abschließende Einordnung der Sterblichkeitsentwicklung werden die Sterbefälle noch ins tatsächliche Verhältnis zur Bevölkerung gesetzt, um beispielsweise auch den Alterungsprozess der Bevölkerung einzubeziehen. Die dafür erforderlichen endgültigen Ergebnisse inklusive aller Nachmeldungen liegen turnusgemäß zur Mitte des jeweiligen Folgejahres vor. Informationen zu derartigen Ergebnissen für das Jahr 2020 bietet die Pressemitteilung Nr. 331 vom 9. Juli 2021.
Die vorläufigen Sterbefallzahlen beziehen sich auf den Sterbetag, nicht auf das Meldedatum. Da die gemeldeten COVID-19-Todesfälle vom RKI nach Sterbedatum derzeit bis zur 15. Kalenderwoche 2022 veröffentlicht werden, ist ein zeitlicher Vergleich mit den vorläufigen Gesamtsterbefallzahlen aktuell bis zu dieser Woche möglich. Fälle, für die keine oder unplausible Angaben zum Sterbedatum übermittelt wurden, sind nicht enthalten. Diese Ergebnisse sind noch nicht für den Meldeverzug korrigiert und werden sich voraussichtlich durch Nachmeldungen noch weiter erhöhen. Weitere Hintergrundinformationen zu diesen Daten gibt es im Internetangebot des RKI.
Weitere Informationen:
Weitere Informationen zur Sonderauswertung der Sterbefallzahlen bietet das Statistische Bundesamt auf der Themenseite „Sterbefälle und Lebenserwartung“ und der Sonderseite „Corona-Statistiken“.
Weitergehende Analysen des Sterbegeschehens in der Corona-Pandemie sowie Ergebnisse der Todesursachen- und der Krankenhausstatistik für das Jahr 2020 hat das Statistische Bundesamt am 9. Dezember 2021 in einer Pressekonferenz vorgestellt. Das gesamte Statement sowie eine Video-Aufzeichnung sind auf der Übersichtsseite zur Pressekonferenz verfügbar.
Über die Folgen der Corona-Pandemie für die Vorausberechnung von Bevölkerungszahlen sprechen wir auch in unserem Podcast „StatGespräch“ zum Thema Altersstruktur. Darin erklären wir unter anderem, welche Rolle die Lebenserwartung für die zukünftige Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland spielt.
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