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8. Gießener Seriale zu Ende gegangen – Das sind die Preisträger*innen

Die 8. Edition der Seriale – DigitalSeriesFestival Giessen ist am Sonntag zu Ende gegangen. Rund 1000 Gäste besuchten das internationale Festival für kurzformatige Serien mit seinen 40 Programmpunkten. Auf dem roten Teppich zeigten sich 120 Filmschaffende und gaben Interviews. 52 Serien und 12 Piloten aus 18 Ländern waren im Kino und open air zu sehen, die bis zum 19. Juni noch online verfügbar waren. Der krönende Höhepunkt war die festliche Award Ceremony am 12. Juni.

Festivaldirektor Csongor Dobrotka sprach von einem gelungenen Neustart nach zwei Onlineversionen. Viele heimische Filmemacher*innen hatten beeindruckende Serien am Start. „Es ist unglaublich, was die Serienmacher*innen aus ihrem Budget herausgeholt haben. Jeder Sender müsste froh sein, mit ihnen zusammenzuarbeiten“, so Dobrotka über die regionale Serienszene. Es seien dazu unerwartet viele internationale Gäste angereist, aus Südkorea, Japan, Kanada, USA, Argentinien, Spanien, Italien und Frankreich. „Es war eine unheimliche Vitalität und Energie beim Networking spürbar.“

„Die Seriale hat sich längst vom absoluten Geheimtipp zu einem der international renommiertesten Festivals für kurzformatige Serien und zu einem der Aushängeschilder der hessischen Festivallandschaft entwickelt“, bemerkte auch Anna Schoeppe von HessenFilm und Medien in einer Videobotschaft. Frank-Tilo Becher, Oberbürgermeister der Stadt Gießen, der auf der Ceremony anwesend war und den Preis für das Best Production Design überreichte, erklärte seinen Willen, der Seriale auch weiterhin ein Zuhause zu bieten: „Mit der inzwischen 8. Seriale war das großartige Filmfestival für digitale Serien wieder in Gießen zu Gast. Kunst, Filmwirtschaft und die internationale Vernetzung haben eine Strahlkraft entwickelt, über die wir uns für die Filmschaffenden und für unsere Universitätsstadt nur freuen können. Ich baue darauf, dass der rote Teppich zur Award-Verleihung auch zukünftig in unserer Stadt ausgerollt wird.“

Die Jury tat sich schwer, unter den vielen guten Einreichungen eine Wahl zu treffen. Sie vergaben in fast jeder Kategorie zusätzlich eine „Besondere Erwähnung“. Es sei ein Festival mit vielen Überraschungen gewesen, sagte Festivalleiter Csongor Dobrotka. „Die Serienjurys haben unglaublich mutige Entscheidungen getroffen, in der eindeutig die Serienkunst im Vordergrund stand“, so Dobrotka.

Der mit 1.000 Euro dotierte Award für die Beste Serie ging an die Dramedy „No, you’re stupid! von Anna Zaytseva aus Russland. Darin geht es um die Hassliebe zweier Schwestern im Teenageralter. Die Jury begründete: „Eine Achterbahn der Gefühle. Wir haben uns voll und ganz auf die komplexe Beziehung in dieser intimen Geschichte eingelassen. Die Kombination aus großartiger Schauspielerei, großartiger Regie und großartiger Erzählung berührt nicht nur das Zielpublikum, sondern auch alle Generationen. Wir haben es einfach geliebt.“

Den Award Best Documentary gewann der Darmstädter Marco Eisenbarth für seine Doku-Serie „Bastard2. Bad Company“ und wurde dazu über Direct Selections auf Festivals in der ganzen Welt eingeladen. Die Jury begründete die Entscheidung mit der fesselnden Erzählung, den dreidimensionalen Charakteren sowie der starken stilistischen Umsetzung. Die Serie begleitet das Duo „Pretty Bastards” auf seinem Weg durch die internationale Wrestling-Szene. Neben sportlichen Herausforderungen stehen die persönlichen Geschichten von „Maggot” und „Prince Ahura” im Mittelpunkt sowie die ihrer Freunde „Aaron Insane“ und „Baby Allison”, einer der aufstrebenden Stars im Frauen-Wrestling. Die Serie feierte auf der Seriale auch ihre World Festival Premiere.

Mit dem Award Best Pilot wurde “The girl who dreamed of being a llama (and the boy who wanted to be blind)” von Pablo Pinasco aus Frankreich ausgezeichnet. Das Drama bewegte die Jury wegen seiner poetischen visuellen Sprache und dem überzeugenden Cast. Sie hätte zu gerne gewusst, wie die Geschichte um ein junges Mädchen und einen Junge, der an einer visuellen Überempfindlichkeit leidet, die sich jeden Nachmittag vor dem Gehege eines Lamas treffen, weiter geht.

Unter anderem wegen seiner politischen Botschaft überzeugte Akaki Sakhelashvili aus Russland die Jury mit seiner Regiearbeit für „YouTube Policeman” (Best Directing).

In der Kategorie Bestes Drehbuch gewann Álvaro Carmona mit „People Talking“ (Season 2) aus Spanien. In seiner Anthologieserie erforscht er die menschlichen Widersprüche in scheinbar alltäglichen Gesprächen und Situationen. Die Serie zeichnet sich nicht nur durch ein starkes Drehbuch aus, sondern auch durch die Leistungen einiger spanischer Top-Schauspieler.

Zwei Awards erhielt „Per Aspera“ (Science Fiction/Italien): den Award Best Original Score (Marco Cascone) und Best Production Design (Marianna Sciveres). Das Webserien Epos über Herkunft, Veränderung und Identität ist aus einem Bildungsprojekt entstanden. Darin verschwindet ein zwölfjähriges Mädchen und taucht 30 Jahre später genauso alt wieder auf.

Best Actor wurde Marcelo Subiotto, der in CROSS (Argentina) einen Crossdresser spielt.

Die baskische Serie „Complete Time Travel Guide“ bekam den Award für den Besten Schnitt wegen seines gekonnten Spiels mit dem Rhythmus. Mit Referenzen auf Fantasyfilme werden die Zuschauer*innen auf eine Zeitreise mitgenommen.

Auch viele deutsche Serien haben Awards verliehen bekommen:

Gleich zwei Preise für schauspielerische Leistungen räumte die deutsche Serie „Vodka Variations“ ab: Best Supporting Actress (Stefanie Reinsperger) und Best Ensemble Cast. Ein Ensemble Masterpiece befand die Jury. In der Serie sitzen Figuren aus Theaterstücken während eines Lockdowns „ungespielt“ zu Hause, trinken Wodka und bekommen Besuch von anderen „ungespielten“ Figuren. 

Als Beste Idee wurde von der Jury die Serie „JESSY.zip“ angesehen, eine Serie über Cybermobbing, die sich in Video-Formaten wie Vlogs, Streams und Video-Chats entfaltet. Sie behandele ein aktuelles Problem, begründete die Jury, erzählt mit Mitteln unserer computerisierten Welt und spiele mit unserer Bildschirmabhängigkeit.

Den Award Best Actress gewann Luna Wedler für ihre Darstellung in „@IAmSophieScholl”. Das Instagram Projekt von SWR und BR lässt die User*innen hautnah und in nachempfundener Echtzeit an den letzten zehn Monaten des Lebens von Sophie Scholl teilhaben. Diese Serie war auch im Educational Thema und wurde vielfältig diskutiert.

Die achtfach nominierte Serie „Up Up“ (Dramedy, Sitcom/Deutschland) ging leider leer aus, bekam jedoch eine Special Mention.

Ein Favorit mit ebenfalls acht Nominierungen „Arthur“ (Season 2) (Crime/Schweiz) über einen Serienmörder, der aufhören möchte, konnte mit dem Award Best Supporting Actor für Massimo Viafora, der die Serie mit mürrischem Charisma bereichert, nach Hause gehen.

Rahmenprogramm fungiert als internationales Netzwerktreffen der Branche

Das Rahmenprogramm Seriale Pro haben internationale Branchenvertreter*innen besucht, um sich über die deutsche Produktionsstruktur zu informieren und nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu suchen. Die Gelegenheit, auch Einzelgespräche zu buchen, stieß auf großes Interesse. Insbesondere auch hessische Filmemacher*innen nutzten die gesamten Festivaltage, um das Netzwerk und ihre Marktchancen auszuloten.

Auf den Rahmenprogrammsektionen Seriale Pro und Educational, die das Festival begleiteten, waren 46 Speaker aus der ganzen Welt auf Panels vertreten oder gaben Keynotes. Beim Pitch Contest der Seriale Pro stellten 24 Serienmacher*innen ihre Projekte der Branche vor. Zur namhaften Jury gehörten Frank Böhm (hr), George Reese (Seeka TV), Mia Rogelsek (Viacom), Mariana Schneider (HessenFilm), Sergio Sosa (Flixxo) und Julia Weber (Global Screen). Sie vergaben drei Preise, die in Gold und Silber in Hessen blieben. Gold bekam Tajo Hurrle für „Rainbow Chameleon“ über das Coming of Age einer nicht-binären Person. Der Award in Silber wurde dem hessischen Filmemacher Till Georg Schadeck verliehen für das Projekt „Six Strings“, einer Komödie, in der aus dem Bauch einer Gitarre Geschichten von aufgegebenen Träumen erzählt werden. Schadecks Serie „Satoshi’s Treasure“ lief außerdem im Wettbewerb der Seriale. Bronze erhielt das Projekt „The Mothers“ von Jennida Chase aus den USA, ein Factual Entertainment Format, das künstlerisch tätige Mütter bei der Bewältigung der Anforderungen des Familienlebens und der Karriere begleitet. Ein Hessenpanel mit Open Air Vorstellung fand außerdem im Lottehaus in Wetzlar statt. Dazu gab es auf verschiedenen Veranstaltungen die Gelegenheit zum Netzwerken.

Zum 7. Mal wurde das Educational, das Webserien von einer medienwissenschaftlich-praktischen Seite beleuchtet, in Kooperation mit der hFMA, die von Anja Henningsmeyer, geleitet wird, veranstaltet. Koordinatorin des Educationals Isabella Pianto hob insbesondere das Panel zur Serie „@ichbinsophiescholl“ hervor, wegen der sehr gelungenen Diskussion unter Einbindung aller Seiten der Produktion, der Analyse und der breiten Öffentlichkeit. „Hier konnte eine Brücke zwischen Unterhaltung und Education geschlagen werden, zwischen Theoretiker*innen und Filmemacher*innen. Das ist genau das, was das Educational bewirken will“, sagte sie.

Unterstützt wird die Seriale von HessenFilm und Medien, der Stadt Gießen und der Stadt Wetzlar sowie von Seeka TV. Die Seriale Pro wird gefördert durch das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen und die Wirtschaftsförderung Gießen. Das Educational wird in Kooperation mit der hessischen Film- und Medienakademie realisiert.

„Der Support, den wir erhalten, ist einfach großartig. Ich bin dankbar, dass wir die Seriale durch diese Hilfe veranstalten und den Serienmacher*innen eine Plattform bieten können, ein weltweites Netzwerk zu finden“, dankte Dobrotka den Förderern der Seriale.

Download Pressefotos inkl. Stills von einigen der Serien:
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