Am Limit
„Weltweit gibt es keine Entwarnung für den Zustand der Fischbestände. Tatsächlich werden so viele Bestände außerhalb ihrer sicheren biologischen Grenzen befischt wie noch nie. Die steigende Nachfrage einer wachsenden Weltbevölkerung trifft auf überfischte und schrumpfende Fischbestände. Diese Entwicklung ist fatal für die Ernährungssicherheit von mehreren Milliarden Menschen und muss als schrilles Warnsignal verstanden werden. In diesem Jahrzehnt müssen wir mit einer klugen Meeres- und Fischereipolitik den Weg in die Zukunft ebnen. Ohne Richtungswechsel steuern wir weiter auf eine ökologische Katastrophe zu“, warnt Karoline Schacht, Fischereiexpertin beim WWF Deutschland.
Während die Überfischung und die Auswirkungen der Klimakrise dafür sorgen, dass Fischbestände schrumpfen und abwandern, lassen sowohl das Bevölkerungswachstum als auch steigende Einkommen und höhere Ansprüche an Ernährungsstandards die Nachfrage steigen. Laut des FAO-Berichts werden in Zukunft einige bislang ärmere Bevölkerungsgruppen zwar mehr Geld haben und sich besseres Protein in Form von Fisch leisten wollen. Doch wildgefangener Fisch wird immer kostbarer. Seit 40 Jahren stagniert der weltweite Gesamtfang bei rund 90 Millionen Tonnen. Seither wird der steigende Bedarf allein über Aquakultur gedeckt. Ökosysteme sind dabei zu kollabieren und die regionale Ernährungssicherheit, die in vielen Ländern des globalen Südens bereits durch die aktuellen Krisen gefährdet ist, wird sich weiter verschärfen. Für 3,3 Milliarden Menschen stellt Fisch schon jetzt 20 Prozent ihrer tierischen Proteinaufnahme dar.
In der Woche der UN-Ozeankonferenz fordert der WWF die reichen Industrieländer auf, mehr für den Schutz und die Bewahrung von Meereslebensräumen zu tun. „Unsere Verantwortung ist riesig und die Politik darf nicht zulassen, dass für immer mehr Menschen das Sattwerden zur Glückssache wird“, fordert Karoline Schacht.
Um Fischerei umweltverträglicher zu gestalten, fordert der WWF nachhaltige Höchstfangmengen, ökosystembasiertes Fischereimanagement, ein Verbot zerstörerischer Fangpraktiken wie Grundschleppnetzfischerei und wirksame Fischereikontrollen. Darüber hinaus müssen sich Aquakulturbetriebe, aus denen heute bereits knapp die Hälfte der konsumierten Fische und Meeresfrüchte stammt, zu umweltverträglichen Praktiken und Zuchtarten verpflichten. Die Farmen dürfen nicht zu einem zusätzlichen Druck auf die Meere und Ökosysteme führen. Zudem müssen 30 Prozent der weltweiten Meeresfläche bis 2030 unter Schutz gestellt werden, damit sich die Ökosysteme und Arten in diesen Gebieten erholen und Wege finden, wie sie trotz Klimakrise überleben können.
„Der FAO-Bericht verdeutlicht, dass sich der Negativtrend mit starkem Fischereimanagement, effektiven Kontrollen und Schutzgebiete umkehren lässt. Jetzt ist die Zeit, der Welt den politischen Willen dafür zu beweisen.“
Zum Bericht: https://www.fao.org/…
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