Corona und Ukraine-Krise belasten Konjunktur im südwestfälischen Handwerk
Einer der Gründe für die schwächelnde Konjunktur ist die Corona-Pandemie, die den heimischen Betrieben im Erhebungszeitraum der Frühjahrs-Konjunkturumfrage erneut Probleme bereitet hat. Zudem wird der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine den Betrieben in den kommenden Monaten spürbar zusetzen.
Störungen der Lieferketten und steigende Energie- wie Rohstoffpreise treffen hier das Handwerk empfindlich. Sowohl auf dem Beschaffungsmarkt – durch steigende Preise bzw. fehlende Rohstoffe – als auch durch zurückhaltendes Investitions- und Konsumverhalten der Kunden.
„Die sehr hohe Inflation wird für das Handwerk und seine Kunden immer problematischer“, verdeutlicht Hendrik Schmitt, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südwestfalen. „Umso wichtiger ist jetzt, dass die Europäische Zentralbank entschlossen die Inflation bekämpft.“
Geschäftsklima trübt sich ein
Das Geschäftsklima hat im Vergleich zum Frühjahr 2021 bereits um 2,9 Prozentpunkte nachgegeben und steht nun bei 110,2. Einzig verbliebene Stütze bleibt das Bau- und Ausbaugewerbe, dessen Leistungen nach wie vor gefragt sind.
Bei den Umsätzen gehen die Bau- und Ausbaubetriebe aktuell noch von einer stabilen Lage aus. Gleiches gilt für den Nahrungsmittelsektor. Den größten Umsatzrückgang sehen hingegen die Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich und die Kfz-Branche auf sich zukommen. Generell wird der Umsatz in Südwestfalen nur wenig zulegen und aller Voraussicht nach hinter die allgemeine Preisentwicklung zurückfallen. Diese liegt aktuell bei 7,9 Prozent. Tendenz: steigend
Weiterhin sind viele Betriebe mit einer extrem ausgeprägten Preisdynamik konfrontiert. Das führt dazu, dass viele Kalkulationen hinfällig werden. Zudem macht sich auch und vor allem im Bau- und Ausbaubereich der Fachkräftemangel bemerkbar. Aufträge können mangels Personals nicht abgearbeitet werden.
Im regionalen Vergleich der Kreise Südwestfalens wird deutlich, dass sich der durch die Industrie stark geprägte Märkische Kreis den konjunkturell rückläufigen Entwicklungen dieses Wirtschaftszweiges nicht in Gänze entziehen kann und somit auch auf das heimische Handwerk Auswirkungen hat.
Der Rückschlag in Südwestfalen zeigt sich in den aktuellen Zahlen zwar noch moderat, spätestens beim Blick in die Zukunft wird er aber deutlich sichtbar. Aktuell meldet fast jeder zweite Betrieb noch gute Geschäfte, nur 14 Prozent schätzen die Lage der letzten Monate als schlecht ein.
Die Erwartungen für den Sommer sind allerdings stark eingetrübt. Nur noch 18 Prozent der Betriebe gehen von besseren Geschäften aus, fast ein Drittel aller Unternehmer sieht schlechtere Zeiten auf sich zukommen.
Konjunkturmotoren im Bau- und Ausbaugewerbe
Optimistisch bleiben vorerst nur die Konjunktur- „Motoren“ aus dem Bau- und Ausbaubereich. Im Erhebungszeitraum melden 64 Prozent der Unternehmen des Bauhauptgewerbes gute Geschäfte. Im Ausbaugewerbe liegt der Anteil mit 70,75 Prozent sogar noch höher. Für die Zukunft befürchten jedoch auch 46 Prozent der Baubetriebe eine Eintrübung, im Ausbaugewerbe teilen 27 Prozent diese Meinung.
Viele Betriebe haben nach der letzten Konjunkturumfrage im Herbst 2021 nochmals starke Personal-Verluste verzeichnen müssen. Besonders hart hat es die Nahrungsmittelhandwerke getroffen. Hier wurde bei 25 Prozent der Umfrageteilnehmer Personal abgebaut. Ansatzweise positive Zahlen gibt es nur aus dem Bereich der Gesundheitshandwerke zu vermelden. Hier wurden bei 20 Prozent der Teilnehmer neue Stellen geschaffen.
Ein wichtiger Punkt im Zusammenhang mit der Beschäftigungsentwicklung ist der Fachkräftebedarf, den das südwestfälische Handwerk unzweifelhaft weiterhin hat. Die Kurven für den Fachkräftebedarf wie für den Hilfskräftebedarf haben seit dem vergangenen Frühjahr nochmals einen starken negativen Verlauf genommen. Ebenfalls eine Abwärtstendenz gibt es auf dem Ausbildungsmarkt zu vermelden. Diese ist darauf zurückzuführen, dass Betriebe während der Corona-Pandemie kaum Möglichkeiten hatten, sich potentiellen Bewerbern zu präsentieren.
„Wir brauchen Menschen, die mit uns gemeinsam die vor uns liegenden Aufgaben und Herausforderungen angehen!", so die beiden Kreishandwerksmeister Thomas F. Bock und Christian Will von der Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis. „Das märkische Handwerk bietet sichere und attraktive Arbeitsplätze, nachhaltige und klimaschonende Vorhaben sowie Projekte; eingebettet in ein von persönlicher Wertschätzung geprägtes Arbeitsumfeld in inhabergeführten Handwerksbetrieben: Ein attraktives Angebot!“
Eine große Sorge der Unternehmen spiegelt sich auch in den Angaben zur Entwicklung der Leistungspreise wieder. Im Zuge der Ukraine-Krise, sowie der rigorosen Null-Covid-Politik Chinas und der damit verbundenen ungelöschten Containerschiffe in Shanghai sind die Preise für Material und Vorprodukte rapide gestiegen. Es ist davon auszugehen, dass die Höchststände noch lange nicht erreicht sind.
Die Entwicklung ist so dynamisch wie selten zuvor. Generell geben fast zwei Drittel aller Betriebe an, dass Preise geklettert seien. Besonders markant ist die Situation im Bau- und Ausbaugewerbe, im Kfz-Sektor und bei den Nahrungsmitteln.
Zurückhaltung bei Investitionen
Die vorgenannten Fakten schlagen sich auch beim Investitionsverhalten der einzelnen Gewerke nieder. Im Ausbaugewerbe liegt der Indexwert mit 83 Punkten deutlich unter dem Schnitt von 100. Hier schlägt gewiss auch die Zinsangst zu Buche. Höhere Zinsen lassen die Zahl der Bauvorhaben deutlich sinken.
Besonders stark ausgeprägt sind die Investitionen im Erhebungszeitraum vor allem in den Nahrungsmittelgewerken, die mit 113 Indexpunkten deutlich über dem Schnitt liegen. Auch im KFZ-Bereich (108 Punkte) wurde kräftig investiert. Der Trend hin zum E-Auto sorgt hier für die nötige Phantasie.
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