Delegationsreise nach Brüssel: Das DEN auf dem langen Weg nach Europa
„Diese Reise in die Hauptstadt der EU hat uns in unseren Anstrengungen bestärkt, qualitativ hochwertige Energieberatungen im Gebäudebereich nicht mehr nur auf nationaler Ebene zu diskutieren, sondern auf europäischer“, resümiert Dannecker. „Nur so lassen sich langfristig die Ziele des europäischen ‚Green Deal‘ in gute Praxis in den einzelnen Ländern überführen. Wir Energieberaterinnen und Energieberater verfolgen ja grenzüberschreitend die gleichen Ziele der Energieeffizienz und des Klimaschutzes. Wir wissen jedoch noch zu wenig voneinander. Das will das DEN ändern.“
Bei Jutta Paulus MdEP jedenfalls traf man damit auf offene Ohren. Die Abgeordnete, die im Umweltausschuss und im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie mitarbeitet, sieht großen Bedarf und enorme Chancen in einem internationalen Austausch zwischen Energieberatungsspezialisten. Dieser sei bestimmt im Sinne der europäischen Effizienz- und Klimaziele, betonte sie. Ein solcher Dialog würde Energieberatung an sich aufwerten und die Qualität dieser Dienstleistungen über Grenzen hinweg sicherstellen. Er sei auch hilfreich, wenn es darum gehe, EU-Vorgaben in den einzelnen Ländern in praktische Regelungen umzusetzen. Ihr grüner Abgeordneten-Kollege Malte Gallée stimmte ihr zu: Er will die DEN-Anregungen mit Blick auf eine größere Konferenz in politische Kanäle einfüttern.
Der DEN-Vorsitzende Dannecker unterstrich, dass es angesichts der sehr heterogenen Aus- und Vorbildung bei Energieberaterinnen und Energieberatern vor allem gelte, ein einheitliches Berufsbild nicht aus den Augen zu verlieren. „Allein in Deutschland gibt es in der Energieberatung höchst unterschiedliche berufliche Lebensläufe“ erläuterte er. „Da sind einmal die akademisch ausgebildeten Architekten, Bauingenieure oder Techniker, wie man sie mehrheitlich im DEN findet. Viele Energieberaterinnen und Energieberater besitzen jedoch einen anderen, handwerklichen Hintergrund, manche auch eigene Betriebe. Ein einheitliches Berufsbild würde allen helfen, wenn es um hochwertige und unabhängige Beratung geht. Insbesondere die Kunden – also Bauherren und Sanierer – könnten dann sicher sein, dass sie Qualität bekommen, und dies nicht nur in Deutschland.“
Adrian Joyce begrüßte die Initiative des DEN ebenfalls. Er ist Geschäftsführer von EuroACE, einer internationalen Allianz von Unternehmen für mehr Energieeffizienz im Gebäudebereich, sowie Leiter der Kampagne „Renovate Europe“. Joyce empfahl, nationale Energieagenturen und Forschungseinrichtungen einzubeziehen, um in einem ersten Schritt die aktuelle Situation, die Praxis und den Stellenwert von Energieberatung in einer überschaubaren Reihe von EU-Mitgliedsstaaten zu ermitteln. Mit den Ansprechpartnern ließen sich anschließend Methoden entwickeln, um Standards für Energieberatungen mit Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Länder zu erarbeiten, ohne gemeinsame Effizienz- und Klimaschutzziele aus den Augen zu verlieren. Joyce riet davon ab, quantitative Zielvorgaben, etwa mit Blick auf Gebäudesanierungen, an den Anfang eines solchen Prozesses zu stellen.
Auf positives Echo stieß die DEN-Initiative auch bei Antonin Chapelot (The Coalition for Energy Savings, einem europäischen Zusammenschluss aus Wirtschaft, Kommunen und Verbänden), Carlos Flores (Australian Energy Efficiency Council) und Ralf Pasker (Geschäftsführer der EAE – European Association for ETICS“, des europäischen Dachverbandes für Wärmedammverbundsysteme). Pasker wies darauf hin, dass es im Sinne der Qualität und der Kundenfreundlichkeit sei, Energieberatung als sogenannten „one-stop-shop“ anzubieten. Vor einem solchen Hintergrund sei es sinnvoll, ein umfassendes und anspruchsvolles Berufsbild für Energieberater zu erarbeiten.
„One-stop-shops“ befürwortete auch Dipl.-Ing. Stefanie Koepsell, DEN-Landessprecherin Sachsen. Es müsse künftig bei Energieberatungen der Normalfall sein, dass von der Gebäudeanalyse über die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplanes sowie über das Einwerben von Förderungen bis hin zur Bauleitung bei der Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen alles in einer Hand bleibe, und zwar bei wirtschaftlich unabhängigen Experten. „Dies ist im DEN bereits der Fall. Es sollte national wie international zum Standard werden“, sagte die Ingenieurin. „Es sollte nicht weiter so bleiben, dass unkoordiniert EU-Ziele umgesetzt werden. Wir können alle voneinander lernen, um gemeinsam voranzukommen.“
Der DEN-Vorsitzende Herman Dannecker zieht ein ausgesprochen positives Resümee der Brüssel-Reise: „Das DEN hat in der Hauptstadt der EU deutlich gemacht, dass wir durch eine grenzüberschreitende Vernetzung von Expertinnen und Experten der Energieberatung und gemeinsame Standards erhebliche Potentiale für mehr Energieeffizienz und besseren Klimaschutz erzielen könnten. Dabei kommt es immer darauf an, eine hohe Beratungsqualität produktunabhängig und neutral zu gewährleisten. Jetzt hoffen wir, dass von Seiten unserer Gesprächspartner unsere Signale nicht nur verstanden wurden, sondern auch zu gemeinsamen Anstrengungen führen. Die im DEN organisierten Energieberaterinnen und Energieberater jedenfalls machen sich gerne auf den nach Europa, egal wie lang und mühsam er sein wird.“
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