Finanzen / Bilanzen

EZB im schwierigen Spagat

Nach zwei turbulenten und äußerst volatilen Wochen an den internationalen Aktien- und Rentenmärkten befinden sich inzwischen alle großen Aktienmärkte offiziell in einem „Bärenmarkt“. Die Zentralbanken bleiben strikt auf Inflationsbekämpfungskurs, während sich an den Aktienmärkten vermehrt Rezessionsängste breit machten. Die Gasversorgung Europas und Deutschlands die Achillesverse. Ein völliger Stopp kann nicht ausgeschlossen werden. Die Zinsanstiege und die hohen Energiepreise dämpfen bleibt die Stimmung unter den Einkaufsmanagern und entsprechende Umfragen gaben deutlich stärker nach als erwartet. Auch in Deutschland zeigte sich der vielbeachtete ifo-Geschäftsklimaindex schwächer als erwartet. Gleichzeitig blieb die Inflation hoch und die US-Notenbank Fed erhöhte den Leitzins unerwartet um 75 BP auf eine Spanne von nunmehr 1,50 bis 1,75 Prozent. Selbst die Schweizer Notenbank erhöhte den Leitzins völlig unerwartet. Late to the party ist, wie so oft, die EZB, die weiterhin Geld in den Markt pumpt und die Inflation weiter anheizt. In einer Not-Sitzung wurde über eine neue „Anti-Fragmentierungs-Fazilität“ diskutiert. Letztlich bleibt abzuwarten, wie es der EZB gelingen will, den Spagat zwischen Inflationsbekämpfung und nicht tragbaren höheren Zinssätzen hinzubekommen.

In diesem Umfeld gewannen an den Aktienmärkten die Rezessionsängste die Oberhand. Es kam zu teils heftigen Korrekturen, während auf der Rentenseite die Zinssätze von ihren zwischenzeitlichen Höchstständen wieder deutlich zurückkamen. Die Moventum-Portfolios konnten an dieser Zinsentwicklung nur bedingt partizipieren, da die Duration sehr kurz aufgestellt ist. Aus unserer Sicht dürfte die Volatilität an den Zinsmärkten hoch bleiben und eine lange Durationspositionierung würde zu hohen Ausschlägen und einem unattraktiven Chance-Risiko-Profil führen. Aufgrund der aufkommenden Rezessionsängste entwickelten sich Unternehmensanleihen negativ, was entsprechende Auswirkungen auf die Moventum-Portfolios hatte, die stark in diesem Marktsegment engagiert sind. Aus unserer Sicht bietet das erhöhte Spread-Niveau auf mittelfristige Sicht eine attraktive Kompensation für etwaige Ausfallrisiken, selbst wenn es zu einer Rezession kommen sollte. An den Aktienmärkten kam es erst Ende vergangener Woche zu einer Kurserholung als die Zinsen von ihren Höchstständen wieder nachgaben. Dies wirkte sich insbesondere auf Wachstumswerte („Growth“) positiv aus und die Portfolios konnten entsprechend profitieren. Auf der anderen Seite sorgten die Rezessionsängste für Korrekturen im Rohstoff- und Energiebereich. Schwer taten sich hingegen Small und Mid Caps, die in den Portfolios aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Wachstumsperspektiven übergewichtet sind. Nachteilige Auswirkungen hatten die hiesigen Turbulenzen auch auf die Schwellenländer, die überdurchschnittlich nachgaben. Einzig der chinesische Aktienmarkt konnte aufgrund der Lockdown-Lockerungen zulegen. Auf der Währungsseite trat eine gewisse Beruhigung ein und der EUR/USD notiert weiterhin im Bereich von 1,05. Die Abschwächung des japanischen Yen setzte sich hingegen fort, was japanische Unternehmen unterstützt, die hierdurch günstiger exportieren können.

Im schwierigen Marktumfeld konnten die Moventum-Strategien nur teilweise von ihrer Aufstellung profitieren. Insbesondere die Positionierung auf der Rentenseite (kurze Duration, Kredit-Fokus) erwies sich in einem Umfeld, in dem Staatsanleihen wieder als sicherer Hafen gefragt waren, als nachteilig. Auf der Aktienseite glichen sich die positiven Effekte des Engagements in „Growth“-Strategien mit der negativen Entwicklung im Rohstoffbereich aus.

Das PWM-Portfolio zeigte sich im volatilen Marktumfeld, deutlich betroffen. Sämtliche Strategien mussten mit einer negativen Entwicklung Tribut zollen. Die Korrektur der Rohstoff- und Energiepreise sorgte bei den zuletzt noch stabilen Rohstofffonds für Verluste, Auch der Goldpreis bot keine Stabilität. Bei den Long-only-Aktienfonds wirkte sich die Value-Positionierung nachteilig aus und die Rentenfonds litten unter ihrer Kredit-Fokussierung. Einzig chinesische Anleihen lieferten mit einer positiven Entwicklung den erhofften Diversifikationseffekt. Bei den Mischfonds gelang Strategien mit Zinsexposure eine positive Entwicklung.

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