Fachkräftemangel spitzt sich weiter zu
Personalmangel als Geschäftsrisiko
„Obwohl der demografische Wandel erst in einigen Jahren mit voller Wucht in Deutschland spürbar wird, hat sich die Lage auf dem regionalen Fachkräftemarkt bereits jetzt stark zugespitzt“, sagt die Hauptgeschäftsführerin der IHK Heilbronn-Franken Elke Döring. Nach den Ergebnissen der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage ist für 56 Prozent der regionalen Unternehmen der Fachkräftemangel eines der drängendsten Probleme für ihre wirtschaftliche Entwicklung.
Besonders betroffen ist die Gastronomie. Dort sehen derzeit beinahe drei Viertel der Unternehmen im IHK-Bezirk die Personallücken als größtes Geschäftsrisiko an. Wenn Sommerfeste abgesagt werden müssen, weil den Gastronomen das Personal fehlt, oder wenn in der Branche bereits über einen zusätzlichen Ruhetag nachgedacht wird, ist es schon beinahe zu spät.
Die Perspektiven sind düster. Laut dem IHK-Fachkräftemonitor für Baden-Württemberg wird das Angebotspotenzial in der Region Heilbronn-Franken von 2022 bis 2035 um etwa 25 Prozent abnehmen. Absolut betrachtet stehen den heimischen Unternehmen 2035 voraussichtlich etwa 94.000 Fachkräfte weniger zur Verfügung als noch in diesem Jahr. Derweil beträgt das Durchschnittsalter der Fachkräfte in Heilbronn-Franken über alle Wirtschaftszweige hinweg 45,6 Jahre und steigt binnen 13 Jahren um 4,8 auf 50,4 Jahre.
Der Fachkräfteüberschuss von 2020 hat sich 2022 in einen Mangel von 3.000 Personen gedreht. Im Jahr 2035, so die Hochrechnung, wird sich der Mangel auf 81.000 vergrößern. Bei beruflich Qualifizierten wächst die Lücke auf 75.000 an. Der größte absolute Mangel zeigt sich 2035 mit 52.000 bei den beruflich qualifizierten kaufmännischen Fachrichtungen, technische Fachrichtungen kommen auf rund 23.000.
Momentan entfällt der Großteil der nachgefragten Fachkräfte landesweit auf das Gesundheits- und Sozialwesen mit 563.000 sowie die beratenden und wirtschaftsnahen Dienstleistungen mit 424.000 Personen. Auch 2035 werden diese beiden Branchen mit 509.000 und 461.000 weiter am meisten Fachkräfte nachfragen, so die Prognose. An dritter Stelle liegt der Einzelhandel mit einer Fachkräftenachfrage von 382.000.
Verstärkt Personal aus- und weiterbilden
Von den nicht-akademischen Berufsgruppen werden bis 2035 absolut betrachtet Büro- und Sekretariatsberufe mit mittlerer Qualifikation den größten Engpass in Heilbronn-Franken aufweisen mit einem Anstieg um 1.700 auf 6.800. Einen großen Sprung machen die Verkaufsberufe. Während bei höheren Qualifikationen bereits heute ein Mangel herrscht, dreht auch bei den mittleren Qualifikationen die Entwicklung bis 2035 von einem Überschuss in einen Mangel.
Elke Döring appelliert daher: „Es müssen alle verfügbaren Potenziale genutzt werden, um den Lücken entgegenzuwirken. Neben der Ausbildung neuer Fachkräfte muss das bestehende Personal weitergebildet werden. Zudem gilt es, die höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Menschen, die Qualifizierung ungelernter Arbeitskräfte sowie die Zuwanderung voranzubringen.“
Deutschland sollte der IHK-Hauptgeschäftsführerin zufolge viel attraktiver für ausländische Fachkräfte werden. Notwendig sind weniger Bürokratie und mehr Digitalisierung bei den Behörden sowie Investitionen in Wohnungsbau und bessere Mobilitätsangebote.
Informationen zum IHK-Fachkräftemonitor
Die jährlich aktualisierte Webanwendung „IHK-Fachkräftemonitor für Baden-Württemberg“ errechnet die Entwicklung von Angebot und Nachfrage auf dem Fachkräftearbeitsmarkt, den zeitlichen Verlauf des Fachkräftemangels sowie die Berufe mit dem größten Mangel bzw. Überschuss an Fachkräften bis zum Jahr 2035. Der Monitor basiert auf einem Berechnungs- und Prognosemodell, das die WifOR Wirtschaftsforschung GmbH, Darmstadt, im Auftrag der baden-württembergischen IHKs entwickelt.
Der aktuelle Fachkräftemonitor 2022 ist kostenfrei und ohne Anmeldung verfügbar unter
Industrie- und Handelskammer Heilbronn-Franken
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