Gemeinsame Aktion von Deutsche Seemannsmission, Reeder-Verband und Gewerkschaft zur Stärkung von Körper & Geist der Seeleute an Bord
25. Juni 2022, 15 Uhr
International Seamens Club DUCKDALBEN, Hamburg, Zellmannstraße 16
Mit: Dr. Clara Schlaich, Präsidentin Deutsche Seemannsmission DSM; Dr. Gaby Bornheim, Präsidentin Verband Deutscher Reeder VDR; Dr. Martin Kröger, Hauptgeschäftsführer VDR; Jan Oltmanns, Seemannsclub DUCKDALBEN; Susana Pereira Ventura, Leiterin des ITF-Büros, Referentin für Internationale Arbeit in ver.di.
Dr. Clara Schlaich, Präsidentin Deutsche Seemannsmission: „Was in der Theorie Stärkung der eigenen Resilienz heißt, wollen wir praktisch machen für Seeleute. Das Fun Booster-Package zeigt symbolisch, welche Stellschrauben gedreht werden können, um Körper und Geist fit zu halten. Denn die Corona-Pandemie geht – salopp gesagt – nicht nur auf die Nerven; sie verstärkt die sowieso hohe psychische Belastung der Seeleute. Für sie bedeutet schon der normale Bordalltag, lange von der Familie getrennt zu sein, eine Verdichtung der Arbeit und Arbeits- und Privatsphäre kaum abgrenzen zu können. Jetzt nehmen Stress, Isolation und Vereinsamung zu. 2022 brachte keine Entlastung. Seeleute sind besorgt über COVID-19-Varianten, den Krieg, den Russland in der Ukraine führt, aber auch darüber, wie es mit ihren Verträgen in einer erschütterten Weltwirtschaft weitergeht. Zwei Jahre nach dem Ausbruch von Corona spüren Seeleute immer noch die Auswirkungen. Sie sind konfrontiert mit einem Labyrinth aus Vorschriften, anhaltenden Hafenbeschränkungen und begrenztem oder keinem Landgang: Die Außenwelt bleibt in weiter Ferne. Das alles macht was mit ihnen.
Dr. Gaby Bornheim, Präsidentin des VDR: „Seeleute leisten während der Pandemie einen wichtigen Dienst, mit hohem persönlichem Einsatz. Sie sorgen dafür, dass Güter in den Häfen ankommen und Regale im Supermarkt gefüllt sind. Sie sind die humanen Glieder der ohnehin bereits strapazierten Lieferketten. Aber der stetige Stress – verbunden mit eigenen Ängsten um Gesundheit und Zukunft – hat Folgen. Wir riskieren die Gesundheit der Männer und Frauen an Bord und damit die Sicherheit der Schiffe. Das Fun Booster-Package soll inspirieren. A fitter seaman is a better seaman.“
Susana Pereira Ventura, Leiterin des ITF-Büros, Referentin für Internationale Arbeit in ver.di:
Ver.di und die ITF haben die Bedingungen an Bord in den letzten Jahren beobachtet. Und wir können eindeutig Bereiche identifizieren, die verbessert werden müssen: Landgang, Kommunikation zwischen Schiff und Land, Heuervertragsdauer und Unterstützung für psychische Gesundheit sind wichtige Faktoren, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben zu erhalten und den immensen Druck, dem Seeleute ausgesetzt sind, zu mindern.
Angesichts der zunehmenden psychischen Belastung von Seeleuten hat die Deutsche Seemannsmission (DSM) eine Projektstelle für die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) eingerichtet. Sie versteht sich als Schnittstelle zwischen Seeleuten, Mitarbeitenden der Seemannsmission sowie Reedereien, Havariekommando und Berufsgenossenschaft. Zum Aufgabenfeld gehören die seelische Betreuung von Seeleuten und Helfern nach belastenden Ereignissen, aber auch die präventive Vorbereitung der Crews sowie die Beratung von Reedereien. (Das Fun Booster Set ist ein Steinchen im Mosaik).
Dirk Obermann, Leiter der von Hamburg aus operierenden PSNV-Stabstelle: „Klar, auf einem Schiff klappt es nicht mit dem von Seeleuten so geliebten Basketball; das müssen sie bis zu ihrem Besuch im Seemannsclub verschieben. Aber im Rahmen unserer präventiven psychosozialen Hilfe möchten wir mit dem Fun Booster Set Seeleute ermuntern und ihre Resilienzkräfte stärken. Sie sollen ihre Wahrnehmung schärfen und die eigene Stresssituation einschätzen, was die Stärkung der Selbstwirksamkeit befördert. Motto: Ich kann für mich selber Sinnvolles tun. Der Fun Booster soll Spaß machen und einen Anstoß geben, Schönes zu erleben. Dies schafft psychische Stabilität in schwankender, emotional belastender Umgebung. Denn die Zahl der Seeleute, die unter psychischen Störungen leiden steigt in dem Maße, in dem Seeleute aufgrund der Corona-Bestimmungen ihr Schiff nicht verlassen.
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