Kohle und Fracking-Gas dürfen nicht der Weisheit letzter Schluss sein
Tatsächlich hätte der derzeit bestehende Biogaspark in Deutschland die Möglichkeit, kurzfristig die Biogasproduktion zu erhöhen und so die Nutzung von Erdgas zu reduzieren. „Seit dem EEG 2014 ist die vergütungsfähige Stromerzeugung jeder Anlage auf einen fixen Wert der sogenannten Höchstbemessungsleistung begrenzt. Aufgrund der Notsituation ist es daher ein Gebot der Stunde für 2022-2024 die Begrenzung der Stromproduktion im EEG auszusetzen,“ meint der Präsident des Fachverband Biogas Horst Seide. Darüber hinaus ist aufgrund baurechtlicher Beschränkungen die Biogasproduktion an vielen Standorten auf 2,3 Mio. m³ Biogas begrenzt. Auch diese Begrenzung sollte temporär ausgesetzt und notwendige Genehmigungsverfahren in diesem Zeitraum verkürzt werden. „So könnten wir sofort mehr Energie bereitstellen in Zeiten, in denen jede Kilowattstunde zählt. Kurzfristig lassen sich etwa 20 Prozent der aktuellen Leistung des Anlagenbestandes zusätzlich mobilisieren. Dies entspricht insgesamt also 19 Terawattstunden (TWh) Gas bzw. 7 TWh Strom, was den Strombedarf von 2 Millionen Haushalten decken würde,“ rechnet Seide vor.
Simone Peter, Präsidentin des Dachverbandes der Erneuerbaren Energien, pflichtet ihren Kollegen bei: „Möglicherweise kommen wir, und in diesem Punkt stimme ich Minister Robert Habeck zu, für die komplette und kurzfristige Substitution von russischem Erdgas auch am Einsatz von fossiler Kohle zur Stromerzeugung nicht vorbei. Aber es ist klima- wie energiepolitisch vor allem geboten, die sofort nutzbare Biomasse in den bestehenden Bioenergieanlagen in dringend benötigte Energie umzuwandeln So können bereits heute die Gasspeicher für den kommenden Winter geschont und der Bedarf zur Reaktivierung von Kohlekraftwerken deutlich verringert werden. Statt weiter auf fossile Energieträger aus unsicheren Regionen zu setzten, müssen heute die Weichen gestellt werden, damit alle Erneuerbaren Energien ihren Beitrag zur sicheren Energieversorgung leisten können.“
Welche Schritte im Detail nun nötig sind haben die Bioenergieverbände bereits vor einer geraumen Zeit in einer Stellungnahme zum Referentenentwurf zum Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz niedergeschrieben. Noch ist Zeit, das Ruder herumzureißen und den Weg freizumachen für weniger Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.
Fachverband Biogas e.V.
Der Fachverband Biogas e.V. vertritt die Biogasbranche im Dachverband der Erneuerbaren Energien, dem Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) e.V. Mit über 4.700 Mitgliedern ist er Europas größte Interessenvertretung der Biogasbranche. Der Fachverband Biogas e.V. setzt sich bundesweit ein für Hersteller und Anlagenbauer sowie landwirtschaftliche und industrielle Biogasanlagenbetreiber.
Als Dachverband der Erneuerbare-Energien-Branche in Deutschland bündelt der BEE die Interessen von 50 Verbänden und Unternehmen aus den Branchen der Wind-, Bio- und Solarenergie sowie der Geothermie und Wasserkraft. Zu unseren Mitgliedern im Wärmesektor zählen u. a. der Bundesverband Wärmepumpe, der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband, der Bundesverband Solarwirtschaft, der Bundesverband Geothermie, der Fachverband Biogas und die im Hauptstadtbüro Bioenergie zusammengeschlossenen Verbände. Wir vertreten auf diese Weise 30 000 Einzelmitglieder, darunter mehr als 5 000 Unternehmen, 316 000 Arbeitsplätze und rund 6,5 Millionen Anlagenbetreiber. Unser Ziel: 100 Prozent Erneuerbare Energie in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr.
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