Finanzen / Bilanzen

Stille Reserve aufgebraucht: Mehr offene Stellen als arbeitslose Baufacharbeiter

Trotz der jüngsten Abkühlung am Bau suchen die Bauunternehmen nach wie vor nach BaufacharbeiterInnen: Die Bundesagentur für Arbeit (BA) meldete für den Juni (im Vergleich zum Vorjahresmonat) einen weiteren Anstieg der Zahl offener Stellen in bauhauptgewerblichen Berufen von 11,4 Prozent auf 18.450.

Inklusive ausbaugewerblicher Berufe und Helfern ist die Zahl der offenen Stellen sogar um 14,6 Prozent auf 23.330 gestiegen. „Und das sind nur die Stellen, die der Bundesagentur gemeldet werden, die tatsächliche Zahl wird deutlich höher ausfallen.“ Mit diesen Worten kommentierte der Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE, Tim-Oliver Müller, die aktuellen Arbeitsmarktdaten für die Bauwirtschaft. „Die stille Reserve ist nahezu aufgebraucht – die Zahl der arbeitslosen BauarbeiterInnen ist seit Jahren im Trend rückläufig. Bei BaufacharbeiterInnen liegt die Zahl der gemeldeten offenen Stellen aktuell sogar deutlich über der Zahl der Arbeitslosen.“ So hätte die Bundesagentur für Juni 12.400 arbeitslose BaufacharbeiterInnen mit bauhauptgewerblichen Berufen gemeldet, dies seien 13,5 Prozent weniger als im Juni 2021. Inklusive HelferInnen sowie ausbaugewerblichen Arbeitslosen sei die Zahl mit 92.100 Personen natürlich deutlich höher (- 12,5 Prozent). 

„Um die baupolitischen Ziele unserer Gesellschaft – wie die Schaffung von ausreichend bezahlbarem Wohnraum, die Mobilitätswende oder den klimaneutralen Umbau der Infrastruktur – bewältigen zu können, benötigen wir qualifizierte BaufacharbeiterInnen. Aber mehr noch: Wenn der Fachkräftebedarf nicht mehr – aufgrund des demografischen Wandels – über die freie inländische Reserve und in absehbarer Zeit auch nicht mehr über das europäische Ausland gedeckt werden kann, müssen wir vor allem unsere Prozesse produktiver gestalten. Dies bedeutet etwa die konsequente Prozessdigitalisierung von der Genehmigung bis zum Betrieb eines Bauwerks, die Vernetzung von Planung- und Bauprozessen sowie stationäre, industrielle Fertigungsmethoden. Die gesamte Branche sowie unsere AuftraggeberInnen sind gefordert, diesen radikalen Paradigmenwechsel am Bau jetzt anzugehen, wenn der Investitionsstau abgebaut und vor allem Klimaschutzziele eingehalten werden sollen. Es ist nicht mehr die Zeit für lange Debatten, wir müssen jetzt einen radikalen Wandel herbeiführen“, appelliert Müller an die am Bau Beteiligten.

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten der Bundesagentur für Arbeit sowie des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.

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