Energie- / Umwelttechnik

Tiny House und Elektrik: Auch im Kleinen zählen Komfort und Sicherheit

Das Haus ist „tiny“, winzig, für die Fangemeinde alles andere als das: Rund 65.000 Deutsche können sich vorstellen, in absehbarer Zeit in einem Tiny House zu wohnen*. Der Trend ist inzwischen so etabliert, dass vom 1. bis 3. Juli das bereits dritte „New Housing – The Tiny House Festival“ auf der Messe Karlsruhe stattfindet. Das alternative Wohnkonzept setzt auf Reduktion und Minimalismus – Leben auf kleinstem Raum, teils auch mobil, als Antwort auf steigende Energiepreise, zunehmende Flächenversiegelung und hohe Immobilienkosten. Der Markt für Tiny Houses, oder auch Mini- und Container-Häuser, hat sich zu einem zukunftsreichen Markt entwickelt und spricht schon längst nicht mehr die sogenannten Aussteiger an, sondern Singles, Paare, Rentner und Familien gleichermaßen. „Worauf Tiny-House-Bewohnerinnen und Bewohner bei allem Minimalismus nicht verzichten sollten, ist eine gut geplante und fachmännisch ausgeführte Elektroinstallation“, stellt Michael Conradi von der Initiative ELEKTRO+ fest. „Das bringt Wohnkomfort und vor allem die nötige Sicherheit.“ Der Experte gibt Tipps, worauf zukünftige Tiny-House-Besitzerinnen und -Besitzer in puncto Elektroanlage achten sollten.  

Ausreichend Steckdosen trotz begrenztem Platz

Minihäuser haben meist einen offenen Grundriss. Das Leben findet auf einer kleinen Fläche statt, auf der Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad, WC und Küche untergebracht sind. Der Grundriss bringt es mit sich, dass nur wenige Wände vorhanden sind, das Anbringen von ausreichend Schaltern und Steckdosen für Leuchten und Elektrogeräte ist schwierig. Trotzdem sollten sich Bauherrinnen und -herren an der Richtlinie RAL-RG 678 orientieren. Diese gibt Auskunft über Anforderungen an die Elektroinstallation und umfasst verschiedene Ausstattungsstufen vom Mindeststandard bis hin zur Komfortvariante. Um Platz zu sparen, sind Steckdosen mit integrierten USB-Anschlüssen und Schnellladefunktion sinnvoll, sie ermöglichen das gleichzeitige und schnelle Aufladen unterschiedlicher Elektrogeräte. Darüber hinaus bieten sogenannte Electronic-Dosen in luftdichter Ausführung Platz für Einbaugeräte wie Schalter und Steckdosen, Antennen- und Netzwerkanschlüsse sowie weitere elektronische Bauteile. Tiny Houses sind auch smart-home-fähig, die gesamte Ausstattung – von der Beleuchtung bis zum Sonnenschutz – lässt sich auch auf engem Raum intelligent miteinander vernetzen und bequem per App steuern.

Durchgängiges Schutzkonzept im Tiny House notwendig
Auch in einem Minihaus kommen verschiedene elektrische Geräte und Anwendungen zum Einsatz. Damit diese bedenkenlos betrieben werden können, ist ein durchgängiges Schutzkonzept wichtig. Bei derart kompakten Gebäuden, wie dem Tiny House, darf die Elektroverteilung allerdings nicht übermäßig viel Platz einnehmen. Die normativen Forderungen an die Schutzorgane können daher mit kompakten Schutzgeräten in Form von FI/LS-Schaltern oder AFDD mit integriertem Leitungsschutz erfüllt werden. Um die eigenen vier Wände damit auszustatten, ist kein großer Aufwand nötig. Die Schalter werden einfach in den Installationsverteiler integriert.

Überspannungsschutzkonzept gibt Sicherheit bei Gewittern
Damit die Energie- und Informationstechnik auch dann gut funktioniert, wenn Gewitter am Tiny House vorbeischauen, ist zudem ein Überspannungsschutzkonzept notwendig. Darin enthalten ist unter anderem der normativ vorgeschriebene Schutz der Versorgungsleitungen. Eine weitere wichtige Maßnahme ist der Schutz der Endgeräte: So wird die Nutzung nicht gestört und wichtige Daten gehen nicht verloren. Ein äußerer Blitzschutz rundet das Konzept ab und macht das gute Gefühl auch bei starken Gewittern perfekt.

Erneuerbare Energien

Die Autarkie des Hauses ist ein wichtiger Faktor des Tiny House Movement. Aus diesem Grund nutzen viele Bewohner in erster Linie Solarenergie. Diese wird über eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Minihauses gewonnen und deckt im Idealfall 60 Prozent des durchschnittlichen Energiebedarfs. Problematisch wird die Stromversorgung durch erneuerbare Energien bei schlechtem Wetter und im Winter, wenn die Tage wieder kürzer werden. Da die PV-Anlage in dieser Zeit deutlich weniger Strom produziert, sollte das Tiny House zusätzlich an das öffentliche Stromnetz angeschlossen werden und über entsprechende Anschlüsse verfügen.

Individuelle Beratung zu Ausstattung und Möglichkeiten der Elektroinstallation im Tiny House bieten Elektrofachleute. Einen Fachbetrieb in ihrer Nähe und weitere Informationen finden Interessierte auf der Website der Initiative ELEKTRO+ unter https://www.elektro-plus.com/.

*) Quelle: Tiny House Verband

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