Begründung der europäischen Identität als Wissensgesellschaft
Zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert nehmen romanische Sprachen wie Altfranzösisch, Okzitanisch, Altkatalanisch und Altitalienisch eine wichtige Vorreiterrolle innerhalb der mittelalterlichen Wissen(schaft)skommunikation ein. und strahlen als Übermittler arabischen Wissens in alle Regionen Europas aus. Diese Sprachen decken den geographischen Raum des mittelalterlichen Westeuropas – vom anglonormannischen England über Frankreich und die iberische Halbinsel bis nach Sizilien – ab und machen Kulturen zugänglich, die unterschiedlich eng an das spätantik-frühmittelalterliche lateinische Erbe anschlossen.
ALMA untersucht die Wechselwirkung zwischen Sprache und Wissen(schaft) im romanischen Kulturraum, in dem zu dieser Zeit neue volkssprachliche Wissensnetze entstehen, die zu fachlich komplexen Wissenssprachen ausgebaut werden. Damit wird ein wichtiger Bestandteil und ein bedeutender Träger des kulturellen Erbes Europas in den Fokus gerückt, der im Mittelalter die europäische Identität als Wissensgesellschaft begründet. Exemplarisch werden zwei Wissensdomänen untersucht und ediert, die in diesem Prozess eine wichtige Rolle spielen: ›Medizin‹ (in der griechisch-arabischen Tradition) und ›Recht‹ (mit der lateinischen und romanischen Überlieferung).
Methoden der Linguistik, Textphilologie und Wissen(schaft)sgeschichte werden dabei mit den Technologien der Digital Humanities und des Ontology Engineering kombiniert. Die historisch-philologischen Forschungsergebnisse werden in Linked Open Data zugänglich gemacht und stehen damit der Wissenschaft für weiterführende Untersuchungen zur Verfügung.
ALMA ist mit einer Laufzeit von 22 Jahren ein interakademisches Projekt der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (AdW), der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (HAdW) und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW). Unter der Leitung von Prof. Dr. Maria Selig (BAdW), Prof. Dr. Elton Prifti und Prof. Dr. Dres. h.c. Wolfgang Schweickard (AdW) sowie Dr. Sabine Tittel (HAdW) werden drei Arbeitsstellen mit insgesamt sechs Mitarbeiter:innen eingerichtet.
Das gemeinsame Forschungsprogramm der deutschen Wissenschaftsakademien – das Akademienprogramm – dient der Erschließung, Sicherung und Vergegenwärtigung unseres kulturellen Erbes. Es ist derzeit das größte geistes- und sozialwissenschaftliche Forschungsprogramm Deutschlands und ist international einzigartig. Seit 1979/80 wird es von Bund und Ländern gemeinsam finanziert. Innerhalb des von der Akademienunion koordinierten Akademienprogramms bearbeiten ca. 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insgesamt rund 150 Projekte in knapp 200 Arbeitsstellen. Mit den in den Forschungsstellen erarbeiteten Editionen, Wörterbüchern und Textcorpora schaffen die Akademien zentrale Wissensspeicher für die Zukunft, die Wissenschaft und Öffentlichkeit – zunehmend auch digital – zur Verfügung stehen.
Die Akademie der Wissenschaften und der Literatur / Mainz ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung und Gelehrtengesellschaft. Derzeit betreut sie 36 Forschungsvorhaben aus allen Fachrichtungen mit dem Schwerpunkt der langfristigen Grundlagenforschung. Zudem hat sie sich der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, der Digitalisierung von Forschungsdaten und -ergebnissen und der Förderung von internationalen Kooperationen verschrieben. Die Akademie ist die federführend koordinierende Institution von NFDI4culture, dem Konsortium für Forschungsdaten zu materiellen und immateriellen Kulturgütern in der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (https://nfdi4culture.de)
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