Digitale Revolution im Gesundheitswesen erzeugt neue Industriechampions
Im Gesundheitswesen spielte die Digitalisierung lange Zeit eine untergeordnete Rolle. Aber der Sektor holt auf: Ärzte und Patienten kommunizieren online, nutzen digitale Krankenakten oder verlagern die medizinische Beratung komplett auf digitale Kanäle. „Und biopharmazeutische Unternehmen wie Moderna und Pfizer haben schnell marktreife, lebensrettende Impfstoffe entwickelt“, sagt Lazard-Experte Stefan Wimmer. „Die Gen-Editierungstechnologie birgt die Hoffnung auf Heilung schwerer Krankheiten – alles dank Daten und Digitalisierung.“
Er ist fest davon überzeugt, dass die Digitalisierung der Medizin das System verändern wird. Neben der Hoffnung auf ein längeres und gesünderes Leben eröffnet diese Entwicklung auch gute Anlagechancen. „Die Innovationen im Gesundheitswesen könnten eine Tragweite erreichen, die mit der Halbleiterindustrie vergleichbar ist“, so Wimmer.
Neue Spieler im Markt setzen neue Regeln
Die digitale Revolution finde an der Schnittstelle von Gesundheitswesen, Technologie und Konsument statt. „Früher lag die Marktzutrittsschranke in der Branche hoch: Größe, Marktmacht und Kosten haben dafür gesorgt, dass die großen Spieler unter sich blieben“, erklärt Wimmer. „Doch angesichts des einfachen Zugangs zu Daten und Informationen verändern sich die Wettbewerbsbedingungen. Innovatoren fordern alteingesessene Akteure heraus, sich neu zu erfinden.“
Dabei gebe es keinen Mangel an Möglichkeiten und auch die Finanzierung sei gesichert: Risikokapitalgesellschaften sammelten im Jahr 2021 eine Rekordsumme von 57 Milliarden US-Dollar im Bereich digitale Gesundheitsversorgung ein.
Drei Top-Trends dominieren
Unter den digitalen Angeboten kristallisieren sich nach Ansicht des Experten drei Trends heraus, die besonders vielversprechend aussehen:
Da sei zunächst Big Data. Genetische, medizinische und chemische Datenbanken, Wearables, Internet of Things, Regierungsdatenbanken, klinische Studien und Versicherungsdaten gehören zu den vielfältigen Quellen. Stefan Wimmer weiß, wie aus Daten Produkte entstehen: „Medikamentenentwicklung mit virtuellen Tests und verbraucherorientierte Apps sind nur zwei mögliche Anwendungen. Der Markt ist riesig.“
Enhanced Diagnostics heißt der zweite Trend. Neue Technologien und nicht-invasive Tests können eine drastische Verschiebung in der Medizin weg von der Behandlung, hin zur Prävention bedeuten. Dieser Markt wäre ebenfalls lukrativ, so Wimmer: „Ein solcher Paradigmenwechsel würde weltweit Ausgaben in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar für Disruptoren generieren – für Pharmaunternehmen, Versicherungsgesellschaften und Technologiefirmen.“
Zielgerichtete Therapien schließlich sind der dritte große Block. „Mit einer personalisierten Medizin auf Grundlage von genetischen Daten oder Biomarkern können Diagnosen und Behandlungen auf einem neuen Level stattfinden“, erläutert der Experte. Die Produktpipelines für Therapeutika der nächsten Generation werden schwieriger und komplexer, aber auch immer wirksamer und erfolgreicher. „Wir erwarten, dass so neue Industriechampions und damit einzigartige Investitionsmöglichkeiten entstehen“, erklärt Wimmer.
Neuer Investmentansatz nötig
Neue Trends bedingen neue Investmentansätze – so das Credo von Lazard AM. „Menschliche Erfahrungen, Daten und Data Science sind auch im Portfoliomanagement wichtige Instrumente, um die besten Chancen zu erkennen“, erläutert Stefan Wimmer. Das Team von Lazard verfolgt dabei einen aktiven Anlageprozess basierend auf einer Bottom-up-Analyse und Selektion von Aktientiteln, die nur eine geringe Korrelation zu traditionellen Healthcare-Indizes aufweisen.
Die Gefahr von Rückschlägen durch Misserfolge bei klinischen Studien oder neuen Vorschriften kann das Team natürlich nicht ausschließen. Doch Stefan Wimmer und seine Kollegen sind überzeugt, dass der digitale Fortschritt im Gesundheitswesen nicht aufzuhalten ist: „Wir gehen davon aus, dass die Chancen und Fortschritte in den nächsten zehn Jahren sowohl Investoren als auch Patienten zugutekommen werden.“
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