Verbraucher & Recht

EU-Tierversuchsstatistik

Rund 12 Millionen Tiere wurden 2019 in Tierversuchslaboren in Europa für Versuchszwecke verwendet und getötet. Das geht aus der aktuell von der EU-Kommission veröffentlichten Tierversuchsstatistik hervor, die Aufschluss über die Tierzahlen aller EU-Länder sowie Norwegen gibt. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche bezeichnet die Daten als hoch alarmierend und sieht keinen Trend hin zu dem von der EU selbst gesteckten Ziel, Tierversuche zu ersetzen.

Von den im Jahr 2019 insgesamt 11.827.686 in europäischen Tierversuchseinrichtungen verwendeten Tieren wurden 10.608.764 direkt in Tierversuchen eingesetzt (erstmals und wiederholt) und weitere 1.218.922 mussten ihr Leben zum Erhalt bestehender oder zur Schaffung neuer genveränderter Linien lassen.

Wie auch in den Jahren zuvor nimmt Deutschland (2.202.592 Gesamttierzahl) mit Rang zwei hinter Großbritannien (2.304.461 Tiere) und vor Frankreich (1.865.403 Tiere) einen der obersten Plätze im Vergleich des europaweiten Tierverbrauchs ein. Bezogen auf die direkt in Tierversuchen eingesetzten Tiere liegt Deutschland mit 1.855.795 Tieren sogar auf Platz eins.

Der Ärzteverein kritisiert die insgesamt konstant hohen Tierversuchszahlen und bezeichnet das von der EU in der Tierversuchsrichtlinie beabsichtigte Ziel, Tierversuche zu ersetzen, als verfehlt.

Hauptleidtragende waren, bezogen auf die Gesamtzahl der erstmals und wiederholt verwendeten Tiere, Mäuse (5.515.089), Fische (2.574.857) und Ratten (992.667). Auch 10.203 Affen wurden für Versuchszwecke herangezogen. Ein Großteil der Affen musste nach Aussage des Ärztevereins in Giftigkeitstests leiden und sterben. Weiter wurden neben zahlreichen anderen Tierarten 364.400 Kaninchen, 20.641 Hunde, sowie 3.708 Katzen für Versuchszwecke verwendet.

Die per Definition zweckfreie Grundlagenforschung hat 4.771.386 und damit 45 % der in Tierversuchen verwendeten Tiere zu verantworten. Etwa 9,4 % und damit rund 1 Million der Tiere wurden in Versuchen mit dem höchsten Schweregrad eingesetzt. „Es ist davon auszugehen, dass tatsächlich mehr Tiere höchstem Leid ausgesetzt waren, da der Schweregrad vom Forscher selbst angegeben wird und Studien zeigen, dass dieser häufig zu niedrig eingestuft wird,“ kritisiert Dipl.- Biol. Silke Strittmatter, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierversuche.

Auch bemängelt der Verein, dass in der Aufstellung die Tiere fehlen, die aufgrund ihres Alters, Geschlechts oder genetischer Merkmale nicht verwendet und getötet werden. EU-weit waren es im Jahr 2017 rund 12,6 Millionen „Überschusstiere“, wovon 3,9 Millionen Tiere allein auf das Konto von Deutschland gingen. Diese Zahlen werden nur alle fünf Jahre von den Mitgliedsstaaten an die EU gemeldet und wurden erstmals 2020 veröffentlicht.

Die Tierversuchsstatistik der EU umfasst die Daten von 28 Mitgliedsstaaten sowie Norwegen und weiterhin Großbritannien, das 2019 noch der EU angehörte. Sie enthält seit dem letzten Jahr nicht nur Zahlen der in Tierversuchen eingesetzten Tiere, sondern schlüsselt auf nach erstmal oder wiederholt im Versuch eingesetzten Tieren und gibt Angaben zur Zahl der Tiere, die zum Erhalt bestehender oder zur Schaffung neuer genetisch veränderter Linien eingesetzt wurden. Der Ärzteverein hat auf seiner Internetseite eine übersichtliche Zusammenfassung der umfangreichen EU-Tabellen veröffentlicht.

Weitere Informationen

EU-Tierversuchsstatistik >>

Tierversuchsstatistik Deutschland und in der EU >>

 

Über den Ärzte gegen Tierversuche e.V.

Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche e.V. besteht seit 1979 und ist ein bundesweiter Zusammenschluss aus Ärzten, Tierärzten und Naturwissenschaftlern, die Tierversuche aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen ablehnen. Der Verein engagiert sich für eine moderne, humane Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche, die sich am Menschen orientiert und bei der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten sowie der Einsatz von modernen Forschungsmethoden z.B. mit menschlichen Zellkulturen und Organchips im Vordergrund stehen.

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