Fachkräftemangel gefährdet Versorgungssicherheit in der Altenpflege
– AGVP-Präsident Thomas Greiner fordert pragmatische Lösungen gegen Personalmangel
– Finanzierung: Pflegebedürftigen, Angehörigen und Kommunen droht Kostenlawine
Wegen der stetig steigenden Zahl der Pflegebedürftigen warnt Thomas Greiner, Präsident des Arbeitgeberverbandes Pflege (AGVP), mit deutlichen Worten vor den Folgen des Fachkräftemangels in der Altenpflege: „Wenn wir bei der Personalfrage keine Lösungen finden, dann ist die Versorgungssicherheit in der Altenpflege gefährdet. Wir reden zwar ständig über Personalmangel, aber wir tun so, als seien Arbeitskräfte eine unerschöpfliche Ressource.“
Der AGVP-Präsident erklärt heute in Berlin: „Die Ausbildungs- und Beschäftigtenzahlen in der Altenpflege haben sich positiv entwickelt. Wir sollten endlich aufhören, den Eindruck zu erwecken, als ob der Altenpflege massenhaft die Leute wegrennen. Der Beruf war und ist attraktiv für junge Menschen, die sich für eine helfende Tätigkeit entscheiden und die für jene da sein wollen, die Hilfe benötigen. Auch die Ausbildung ist attraktiv, die Ausbildungsvergütung gehört zur Spitze in Deutschland. Es ist unser Glück, dass viele Menschen in der Altenpflege arbeiten wollen. Das Problem ist, dass mehr gebraucht werden, als zur Verfügung stehen. Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt schneller und stärker, als die Zahl der Pflegekräfte. Dieses Problem werden wir nicht mit höheren Löhnen lösen, weil es nicht genügend Menschen gibt, denen wir diese Löhne zahlen könnten. Wenn keine Fische im See sind, nützt der beste Köder nichts.“
Greiner fordert, die Organisation der Arbeit in den Pflegeheimen anzupassen: „Wir können es uns nicht erlauben, dass qualifizierte Pflegefachkräfte klassische Zivi-Jobs machen. Sie sollten sich auf fachliche Tätigkeiten, wie die medizinische Behandlungspflege, konzentrieren können, für die sie ausgebildet sind. Das setzt voraus, dass andere die Arbeit übernehmen, für die die qualifizierten Fachkräfte keine Zeit haben. Dafür muss es auch möglich sein, Personal aus anderen Berufen in die Pflege einzubinden und deren Aufgabenbereiche festzulegen. So können wir Pflegefachkräfte entlasten und die Pflege trotzdem an den Bedürfnissen der Pflegebedürftigen ausrichten.“
Die Zuwanderung von Pflegekräften aus dem Ausland bleibe wichtig, müsse aber an die Realität angepasst werden: „Menschen in aller Welt sitzen auf gepackten Koffern, um in Deutschland hochbetagte Menschen zu pflegen. Aber der Weg nach Deutschland ist beschwerlich und mit Formularen und Behördengängen verbarrikadiert. Das muss sich ändern. Wir brauchen Behörden, die Hand in Hand arbeiten, damit wir die Pflegekräfte auch schnell in Deutschland einsetzen können“, erklärt der Präsident der privaten Pflegeanbieter.
Auch bei der Finanzierung der Pflege sieht der AGVP große Herausforderungen, die aktuellen Krisen würden die Lage verschärfen. Greiner erklärt: „Die Kosten der Altenpflege steigen massiv und irgendjemand muss das bezahlen. Wenn nichts passiert, bleiben diese Kosten an den Pflegebedürftigen, ihren Familien und den Kommunen hängen – ihnen droht ein Kosten-Tsunami, wenn die Regierung nicht gegensteuert. Die Kostensteigerungen können sich für die Pflegebedürftigen und ihre Familien auf 600 bis 1.000 Euro summieren – pro Monat! Das belastet eine Familie wie eine zweite Miete. Auch auf die Kommunen rollt möglicherweise eine Kostenlawine zu.“
Greiner fordert einen Inflationszuschuss von 25 Prozent für die gestiegenen Sachkosten – zum Beispiel Unterkunft und Verpflegung. Ein sofortiger Inflationszuschuss entlaste nicht nur die Unternehmen, sondern vor allem die Pflegebedürftigen, die damit vor einem Abrutschen in die Sozialhilfe bewahrt werden könnten. „Die Arbeitgeber der Altenpflege waren pragmatisch und kompromissbereit bei Mindestlohn und Tarifpflicht – das Thema ist erledigt. Jetzt erwarten wir denselben Pragmatismus von der Bundesregierung, wenn es um die Finanzierung der politisch verursachten Kosten in der Altenpflege geht.“
Der Arbeitgeberverband Pflege e.V. (AGVP) ist seit 2009 die politische, wirtschaftliche und tarifliche Interessensvertretung von 955 Mitgliedsunternehmen mit rund 80.000 Beschäftigten in der Altenpflege. Als starkes Bündnis gestaltet der AGVP gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) in der für fünf Jahre berufenen Pflegekommission die Arbeitsbedingungen und Löhne für die Altenpflege.
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