Meilenstein auf dem Weg in eine zukunftsfähige Klärschlammverwertung
Gesellschafter der KLAR GmbH sind die Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR (StEB Köln), die Stadtwerke Köln GmbH (SWK), die Bundesstadt Bonn und die Klärschlammkooperation Poolgesellschaft mbH (KKP), ein Zusammenschluss einiger kleinerer Städte und Umlandgemeinden – gegründet eigens für diese Kooperation.
Bis Ende 2023 wird die KLAR GmbH den technischen Rahmen des Projekts festlegen. Danach folgt die Entwurfs- und Genehmigungsplanung. Das Genehmigungsverfahren schließt eine umfassende Öffentlichkeitsbeteiligung ein. Mit dem Baubeginn ist Ende 2025 zu rechnen, die Inbetriebnahme ist für 2029 vorgesehen.
Die Anlage wird mit einer Kapazität von bis zu 39.000 t/a TS (Trockensubstanz) geplant. Die Anlage kann den Klärschlamm von zwei Millionen Einwohnern verwerten. Der Großteil des Klärschlamms stammt aus Köln, ein Fünftel aus Bonn und rund 30 Prozent aus Nachbarkommunen.
Standort wird das Kraftwerksgelände der RheinEnergie AG sein, die die Anlage im Auftrag der KLAR GmbH betreiben wird. Dort ist dank der vorhandenen Infrastruktur eine einzigartige Lösung für den Transport möglich: Der Klärschlammtransport kann per Rohrleitung, Schiff, Lkw und potenziell per Bahn erfolgen. Der Klärschlamm aus dem Großklärwerk Stammheim, immerhin 42 Prozent der Gesamtmenge, gelangt direkt über eine Rohrleitung in die Anlage – statt per Lkw durch Wohngebiete und über die Autobahn. Die vorhandene Infrastruktur verringert den Lkw-Verkehr für Köln und den Kölner Norden erheblich.
Das Projekt KLAR sorgt für langfristige Entsorgungssicherheit. Es leistet einen wichtigen Beitrag, die Energieversorgung in Köln klimaneutral zu gestalten. Denn mit Klärschlamm lässt sich klimaneutrale Fernwärme für rund 1.700 Haushalte und die Industrie im Kölner Norden erzeugen, dazu klimaneutraler Strom.
Statements der Gesellschafter
Mit der Unterzeichnung der Verträge ist ein wichtiges Etappenziel erreicht – sehr zur Freude von Ulrike Franzke, Vorständin der StEB Köln: „Die KLAR ist ein Gewinn für alle Beteiligten: Durch diese einmalige Kooperation können die Partner ihre Fähigkeiten und Kompetenzen vereinen, um sich gemeinsam für die Region zu engagieren. Der Zusammenschluss ermöglicht, dass die Menschen in vielen Städten und Gemeinden im Rheinland künftig von einer sicheren, bezahlbaren und nachhaltigen Entsorgung ihrer Klärschlämme profitieren können.“
Dr. Dieter Steinkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung der SWK und Vorstandsvorsitzender der RheinEnergie, betont die gebündelte Kompetenz der Partner: „Die Stadtentwässerungsbetriebe finden in der SWK mit ihren Gesellschaften einen Leistungspartner, der das Projekt in dieser Form überhaupt erst ermöglicht. Die Facherfahrungen der AVG spielen da eine gewaltige Rolle, ebenso die logistische Kompetenz einer HGK oder einer AWB. Die RheinEnergie als ein zentraler Partner stellt den Standort für das Herzstück, die Verbrennungsanlage, und kann dafür einen sicheren Betrieb gewährleisten. Ebenso schafft sie Synergien, weil sich bestehende Komponenten am Standort ebenso mitnutzen lassen wie die vorhandenen Netzanschlüsse für Wärme und Strom, in die sich die erzeugte Energie nahtlos einspeisen lässt. Im Fazit lässt sich dieser Gesamtnutzen für alle, auch für die Bürgerinnen und Bürger, an keinem anderen Standort erreichen.“
Auch bei der Beteiligung der Stadt Bonn spielt der Aspekt der Nachhaltigkeit eine große Rolle: „Alle Bonner Projektbeteiligten sind froh, dass es zu dieser sehr guten, umweltfreundlichen und nachhaltigen Lösung gekommen ist. Besonders herausragend ist aus Bonner Sicht die Möglichkeit, den Klärschlamm per Schiff von Bonn nach Köln zu transportieren. Unser Ziel ist es, dabei zukünftig Schiffe mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb einzusetzen“, sagt Peter Esch, Leiter des Tiefbauamtes.
Michael Dreschmann und Dr. Volker Erbe haben als Geschäftsführer der KKP viel Pionierarbeit im Rheinland geleistet: „Wir haben die Interessen und Kräfte einiger umliegender Städte und Gemeinden gebündelt und erstmalig beim Thema Klärschlammverwertung eine Kooperation mit den Großstädten Köln und Bonn auf die Beine gestellt. Damit schaffen wir die Basis für weitere Kooperationsmöglichkeiten – nicht nur bei der Abwasserbehandlung, sondern vielleicht sogar noch bei anderen Aufgaben der Daseinsvorsorge“, so Dr. Volker Erbe.
Weitere Informationen
Zukünftige Herausforderungen
Zurzeit wird der Kölner Klärschlamm in den rheinischen Kohlekraftwerken in Hürth und Frechen mitverbrannt. Deutschland steigt in den nächsten Jahren jedoch aus dem Energieträger Kohle aus. Die Möglichkeit, Klärschlamm in Kraftwerken zu verbrennen, fällt daher künftig weg.
Neben diesem Aspekt gibt es weitere Einflussfaktoren: Bisher wurde Klärschlamm wegen der enthaltenen Rohstoffe häufig als Düngemittel in der Landwirtschaft eingesetzt. Das ist aufgrund von Änderungen in der Klärschlammverordnung ab 2029 nicht mehr erlaubt. Zudem muss in Zukunft der wertvolle Rohstoff Phosphor aus dem Schlamm zurückgewonnen werden. Auf diesen essenziellen Stoff ist jeder von uns dringend angewiesen. Er spielt nicht nur als Dünger auf den Feldern eine große Rolle, sondern wird auch in der Lebensmittelverarbeitung als Zusatzstoff eingesetzt. Mittelfristig werden die Vorkommen der Minerale, die zur Herstellung von Phosphor notwendig sind, zur Neige gehen bzw. auf dem Weltmarkt nicht zuverlässig zur Verfügung stehen. Das Recycling aus Klärschlamm wird daher zwischen 2029 und 2032 schrittweise zur Pflicht.
Nachhaltige und zukunftsfähige Abwasserentsorgung
Klärschlamm besteht zum überwiegenden Teil aus natürlichen Rohstoffen (organisches und mineralisches Material). Daher ist seine Verbrennung – anders als die von fossilen Rohstoffen wie Erdöl – klimaneutral. Das derzeit maßgebende Gesetz stuft den Klärschlamm als nicht klima-relevant ein. Er kann damit als Erneuerbarer Energieträger genutzt werden und für die StEB Köln und die Stadt Köln ein wichtiger Baustein sein, die gesetzten Klimaziele zu erreichen: Die StEB Köln haben es sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu arbeiten. Und der Rat der Stadt hat im Dezember 2021 entschieden, dass Strom bis 2030, Wärme bis 2035 nur noch erneuerbar, also klimafreundlich und nachhaltig erzeugt werden soll.
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