Nachhaltig wirtschaften geht nur mit Bio
Ernten hängen von Kunstdüngerlieferungen aus Russland ab, die Energie-Versorgung ist unsicher, Ersatzteile hängen in chinesischen Häfen fest – gleichzeitig zeigen sich die Auswirkungen der Klimakrise und eine Verschärfung der Hungerkrise droht. Dazu kommt, dass wir als Weltbevölkerung durch unseren westlichen, durchindustrialisierten Lebensstil bereits diese Woche unsere Ressourcen verbraucht haben. Diese müssten eigentlich für das ganze Jahr 2022 reichen, damit auch zukünftige Generationen einen gerechten Zugang zu Ressourcen haben sollen.
Auf der diesjährigen Sommer-Biofach machen zahlreiche Leuchtturmprojekte Mut, die es anders machen: global denkend, solidarisch handelnd, ökologisch, nachhaltig und mit starken regionalen Wirtschaftskreisläufen. „Die Wirtschaft muss insgesamt unabhängiger vom Ressourcenverbrauch werden – nur so ist Generationengerechtigkeit möglich. Die Biobranche zeigt auf, wie wir unsere Lieferketten ökologisch und sozial nachhaltiger gestalten können. Zudem schont Bio Ressourcen und lädt die Kosten für die Umwelt nicht bei der Gesellschaft ab“, betont Alexander Gerber, Vorstand bei Demeter. Nicht zuletzt aus diesem Grund verringert sich aktuell der Preisabstand zwischen konventionell und Bio. Die Preissteigerung für ökologisch erzeugte Lebensmittel liegt deutlich unter der Preisentwicklung von konventionellen Lebensmitteln. „Dies zeigt, dass der Bio-Markt krisenstark und robust ist. Um mehr Menschen zu erreichen und Nachhaltigkeit in der Breite zu verankern, braucht es jedoch eine starke Unterstützung seitens der Politik, um die Nachfrage nach ökologisch erzeugten Produkten zu fördern und anzukurbeln.”
„Ein starkes Signal wäre eine Mehrwertsteuersenkung auf Bioprodukte. Aber auch kleinere Schritte sind hilfreich: Beispiel Außerhaus-Verpflegung. Hier liegt der Bio-Anteil aktuell bei nur zwei Prozent – obwohl heute viel mehr Menschen Bio essen gehen möchten, etwa in ihrer Mittagspause. (Groß-)Küchen brauchen beratende Unterstützung und einen Kontrollkostenzuschuss, um die Umstellung auf mehr Bio bewerkstelligen zu können – so wächst letztendlich auch die Nachfrage bei den Erzeugern,” so Gerber. „Eine aufmerksamkeitsstarke, staatliche Infokampagne zu Bio würde helfen, die klaren Vorteile des Ökolandbaus zu kommunizieren. Zudem sollten die Bio-Forschung sowie -Betriebsberatung ausgebaut und hierfür ausreichend Mittel bereitgestellt werden!“
Dennoch trifft die aktuelle Energiekrise alle landwirtschaftlichen Betriebe hart, auch Biobetriebe sind vor Mehrkosten nicht gefeit. Zum Diesel gibt es im Ackerbau kaum praktisch handhabbare Alternativen – diesen Preisanstieg spüren die Landwirt:innen direkt. Aber auch indirekt machen sich die Energiepreise bemerkbar: Die Herstellung von Eierschachteln oder Milchflaschen wird teurer, die Verarbeitung von Molkereierzeugnissen wird kostspieliger. Gleichzeitig schauen mehr Menschen als sonst auf den Cent beim Einkauf – viele aus verständlichen Gründen. Deshalb gilt: „Die Politik darf jetzt die Bäuerinnen und Bauern nicht im Stich lassen und muss kurzfristig dafür sorgen, dass vielfältige Höfe entlastet werden. Wir dürfen das Höfesterben nicht noch stärker beschleunigen!”, ergänzt Antje Kölling, politische Sprecherin bei Demeter. „Doch gerade angesichts der vielfältigen Krisen muss klar sein: Wir brauchen mehr Bio, um die Weichen für eine nachhaltige, generationengerechte und resiliente Form der Landwirtschaft zu stellen. Und dafür sind ambitionierte politische Schritte zwingend notwendig.”
Hintergrund
Studien wie der DOK-Versuch zeigen die hohe Effizienz der biologischen Pflanzenproduktion: Bei 50 Prozent weniger Aufwand an Düngern und Energie und 97 Prozent weniger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln lagen die Erträge im Vergleich zum konventionellen Anbau im Durchschnitt nur um 20 Prozent niedriger.
https://orgprints.org/id/eprint/2921/
Der Thünen-Report 65 befasst sich zudem mit den Leistungen des Ökolandbaus für Umwelt und Gesellschaft und zeigt die klaren Vorteile der Bio-Landwirtschaft auf. https://www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-report/Thuenen_Report_65.pdf
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