Energie- / Umwelttechnik

Neue Gasförderung im Senegal: Deutsche Umwelthilfe, urgewald und Klima-Aktivist Yero Sarr fordern klare Absage der Bundesregierung

  • Bundeskanzler Olaf Scholz will fossile Gasförderung im Senegal finanzieren
  • Senegalesischer Klima-Aktivist Yero Sarr: "Das Projekt steht der nachhaltigen Entwicklung im Senegal und den Klimazielen im Weg."
  • DUH und urgewald fordern Bundesregierung auf, keine öffentlichen Gelder mehr für neue fossile Projekte zu verschwenden

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), urgewald und der senegalesische Klima-Aktivist Yero Sarr fordern die Bundesregierung auf, ihre Pläne zur Förderung neuer fossiler Infrastruktur im Senegal zu beenden. Es drohen massive Fehlinvestitionen, die dem Klima sowie der regionalen Entwicklung schaden und Deutschland bei einem etwaigen Gasmangel nicht weiterhelfen. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte trotzdem angekündigt, den Senegal bei der Nutzung seiner Gasressourcen und bei Gaskraftwerksinfrastruktur zu unterstützen. Unter anderem soll ein neues LNG-Terminal entstehen.

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Mit Energiesicherheit und nachhaltiger Entwicklung haben die Pläne der Bundesregierung im Senegal nichts zu tun: Frühestens ab Ende 2023 könnte eine geringe Menge an fossilem Flüssigerdgas über das geplante Terminal exportiert werden. Die Energielücke im kommenden Winter schließen wir damit nicht. Dagegen entsteht mit dem Bau einer neuen Plattform vor der Küste Senegals und Mauretaniens eine Infrastruktur, die die langfristige Abhängigkeit von fossiler Energie manifestiert und die Erschließung weiterer Gasquellen erfordert. Das ist weder mit den Klimazielen vereinbar noch volkswirtschaftlich für die beteiligten Länder sinnvoll. Pro Megawattstunde Strom entstehen im Senegal bei Erneuerbaren Energien mehr als viermal so viele Jobs im Vergleich zur Gasindustrie. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich auf ihr internationales Versprechen von Glasgow zu besinnen und keine öffentlichen Gelder für neue fossile Projekte zu verschwenden."

Senegal und Mauretanien planen ein schwimmendes Terminal für Flüssigerdgas an ihrer Seegrenze mit einer Laufzeit von 20 Jahren. Die umliegenden Gasfelder haben ein geschätztes Gasproduktionspotenzial von 425 Milliarden Kubikmetern – genug, um die Produktion für 30 bis 50 Jahre fortzusetzen. Das Terminal soll im Dezember 2023 mit einer anfänglichen LNG-Produktionskapazität von ungefähr 3,4 Milliarden Kubikmeter pro Jahr für den weltweiten Export und Inlandseinsatz in Betrieb genommen werden. Die Anlage liegt in einer einzigartigen Region mit einer reichen Tierwelt, die Millionen von Vögeln auf ihrer Reise zwischen Afrika und der Arktis eine Zuflucht bietet. In enger Nachbarschaft liegen die Nationalparks Langue de Barbarie, Djoudj und Diawling, das Meeresschutzgebiet Saint Louis, das Reservat Guembuel und das größte Kaltwasserkorallenriff der Welt. Dennoch prüft der Betreiber derzeit Optionen für weitere Erschließungsphasen des Beckens, das bis zu 1.133 Milliarden Kubikmeter Gas enthalten soll. Auf Widerstand stößt das Projekt von BP sowohl auf deutscher als auch auf senegalesischer Seite.

Dazu Yero Sarr, Aktivist von Fridays for Future Senegal: "Die Öl- und Gasförderung fügt sich in die bereits lange Liste der Bedrohungen für unsere Meeres- und Küstenumwelt sowie die Gesundheit der senegalesischen Bevölkerung ein. Das Projekt wird die bereits unternommenen Anstrengungen zur Energiewende im Senegal zunichtemachen und vor allem die bereits sichtbaren negativen Auswirkungen der Klimakrise beschleunigen. Die Bundesrepublik Deutschland darf sich nicht an diesem Projekt beteiligen, das Tausenden von Menschen und der Biodiversität schaden könnte. Es steht der klimafreundlichen Entwicklung im Senegal und den Klimazielen im Weg."

Regine Richter, Kampaignerin von urgewald: "Der Senegal ist ein Land von vielen, in dem die Gasinfrastruktur für den Export ausgebaut werden soll. Allein in Afrika sind in Kamerun, Dschibuti, Mosambik, Nigeria, Republik Kongo und Tansania Flüssigerdgasterminals für den Export geplant. Neben BP sind die großen Öl- und Gaskonzerne wie Eni, Total oder Equinor und chinesische oder nationale Unternehmen involviert. Lieferungen wie Rohre, Turbinen oder Kompressoren kommen oft aus Industrieländern. Sowohl Projektentwickler als auch westliche Exporteure suchen Unterstützung in Form von öffentlichen Krediten oder Garantien bei ihren Regierungen. Im Glasgow-Statement hatten sich Regierungen und öffentliche Banken verpflichtet, ab 2023 keine neuen Kohle-, Öl- und Gasprojekte mehr mit öffentlichen Mitteln zu unterstützen. Zudem arbeitet die Bundesregierung an einer Dekarbonisierungsstrategie für Exportbürgschaften und die KfW. Diese wichtigen Klima-Aktivitäten dürfen nicht für kurzfristige und kurzsichtige Energieinteressen der Bundesregierung geopfert werden."

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