Tabea Blumenschein und Ulrike Ottinger | Westberliner Avantgarde
»Sie, eine Frau von hoher Schönheit, geschaffen wie keine andere, Medea, Madonna, Iphigenie, Aspasia zu sein, beschloss an einem sonnigen Wintertag, ihrer Einsamkeit zu entfliehen und La Rotonda zu verlassen. Sie löste ein Ticket ›Aller jamais retour. Berlin Tegel‹.« So begann im Jahr 1979 Ulrike Ottingers Film Bildnis einer Trinkerin – die Frau von hoher Schönheit war Tabea Blumenschein. Neun Jahre lebten und arbeiteten die beiden im West-Berlin der 1970er zusammen.
Unbekümmert gegenüber allen Konventionen, liebte Tabea Blumenschein die Verwandlung: in hunderten Fotosessions spielten die Künstlerinnen mit Identitäten und Rollenbildern und offenbarten in einer unverwechselbaren, avantgardistischen Ästhetik Geschlecht als eine performative Konstruktion. Erstmals verbinden diese Bücher Blumenscheins zeichnerische Arbeiten mit Ottingers Fotografien aus der Zeit der gemeinsamen Performance-Sessions und lassen beide Perspektiven einander begegnen.
ULRIKE OTTINGER (*1942) gehört zu den bedeutendsten deutschen Filmemacherinnen. 1973 zog sie nach Berlin und wurde zur Pionierin der avantgardistischen Filmkunst. Ottingers fotografische Arbeiten, Spiel- und Dokumentarfilme wurden auf den wichtigsten internationalen Festivals und zahlreichen Retrospektiven gezeigt.
TABEA BLUMENSCHEIN wurde in den 1970er- und 80er-Jahren zur Kultfigur der queer-feministischen Bewegung und des West-Berliner Undergrounds. Rund zehn Jahre spielte sie als Hauptdarstellerin und Kostümbildnerin eine tragende Rolle in Ottingers Filmen und war Teil des Avantgarde-Punk Kollektivs "Die tödliche Doris". In den 1990er-Jahren zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück, blieb jedoch bis an ihr Lebensende künstlerisch tätig.
Der Katalog ZusammenSpiel | Tabea Blumenschein – Ulrike Ottinger erscheint im Rahmen der gleichnamigen Ausstellung in der Berlinischen Galerie, die bis zum 31. Oktober 2022 läuft.
Im August erscheint bei Hatje Cantz zudem der Katalog Cosmos Ottinger, herausgegeben von der Kunsthalle Baden-Baden: Ottinger ist Pionierin des queeren Kunstschaffens, der post-kolonialen Kritik und der Auseinandersetzung mit Faschismus und Verfolgung. Der Katalog dokumentiert dies nicht nur, sondern widmet sich auch den theoretischen und kunsthistorischen Fragen, die Ottingers suchende, recherchierende Arbeitsweise aufwirft.
Außerdem erscheint bei Hatje Cantz die Edition Straußenfeder von Ulrike Ottinger. Sie zeigt Tabea Blumenschein bei einer der zahlreichen Fotosessions mit Spiegeln, in denen die beiden Künstlerinnen mit Identitäten und Rollenbildern spielten und in einer unverwechselbaren, avantgardistischen Ästhetik Geschlecht als eine performative Konstruktion offenbarten.
Auch bei Hatje Cantz erhältlich: Paris Calligrammes. Eine Erinnerungslandschaft von Ulrike Ottinger
COSMOS OTTINGER
Deutsch, Englisch | 2022 | 276 Seiten | 100 Abb. | Freirückenklappenbroschur | 22,00 x 31,00 cm | ISBN 978-3-7757-5328-9 | € 48,00
ZUSAMMENSPIEL
Tabea Blumenschein – Ulrike Ottinger Hrsg. Berlinische Galerie, von Ulrike Ottinger, Texte von Annelie Lütgens, Ulrike Ottinger, Katharina Sykora, Gestaltung von Tobias Honert / zentrale
Deutsch, Englisch | 2022 | 576 Seiten | 500 Abb. | zwei Bände im Schuber Band 1: Tabea Blumenschein Band 2: Ulrike Ottinger | 20,00 x 29,00 cm | ISBN 978-3-7757-5243-5 | € 68,00
ULRIKE OTTINGER EDITION
Aus der Spiegelserie: Straußenfeder (Tabea Blumenschein), ca. 1974/2022, Berlin
Analoger s/w Abzug vom Negativ auf Baryt-Papier
25,7 x 38,1 cm
Signiert und Nummeriert
Ed.: 20
€ 900,00
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