Vogelgrippe auch auf Trischen
Trischen liegt in der Schutzzone 1 des Nationalparks Wattenmeer und darf zur Brutzeit nur vom Naturschutzwart betreten werden. Die Insel stellt einen wichtigen Rückzugsraum für bedrohte Vogelarten wie Seeschwalben, Austernfischer und Rotschenkel dar. Auch andere ans Wasser gebundene Vögel wie Möwen, Kormorane und Löffler brüten in großen Kolonien auf der Insel.
Vor drei Wochen fand Till Holsten, vom NABU als Naturschutzwart nach Trischen entsandt, die ersten dreißig toten Brandseeschwalben. Diese Art brütet nur sporadisch in geringer Zahl auf der Insel. Die verendeten Vögel stammen zumeist wohl aus anderen Kolonien, die sich – womöglich durch die Infektionskrankheit, aber ggf. auch durch Störungen bedingt – vorzeitig aufgelöst haben könnten. An Orten wie Trischen sammeln sich im Sommer die Brandseeschwalben und rüsten sich für den Wegzug in die Winterquartiere in Westafrika. Besonders tragisch und für die Art bedrohlich: bei vielen verendeten Brandseeschwalben handelt es sich um sehr erfahrene Altvögel, wie sich anhand von Ringfunden nachvollziehen lässt. So wurden zwei tote Altvögel vor 12 Jahren als Küken in einer Kolonie auf Langli in Dänemark markiert. Seeschwalben können sogar über dreißig Jahre alt werden.
Brandseeschwalben werden in der Roten Liste für Schleswig-Holstein als ‚vom Aussterben bedroht‘ geführt. „Für eine so stark gefährdete Art ist jeder Altvogel weniger ein großer Verlust“, so Holsten. Bislang sei die Population aber zumeist durch menschliche Einflussnahme gefährdet gewesen: „Der Lebensraumverlust ist für diese Art das größte Problem. Ihre Kolonien sind zunehmend durch Hochwasserereignisse im Rahmen des Klimawandels bedroht. Da fast jede Fläche an deutschen Küsten durch Menschen genutzt wird, finden die Vögel keinen zur Brut geeigneten Platz mehr zum Ausweichen.“ Zusätzlich wiegt besonders schwer, dass der Artenschutz im Zuge der Änderungen im Bundesnaturschutzgesetz allgemein gegenüber anderen Interessen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (B90 / Grüne) massiv geschwächt wird.
Neben Brandseeschwalben fand Holsten auch verendete Basstölpel und Eiderenten. Stichprobenartige Tests auf aviäre Influenza erbrachten hier ebenfalls positive Nachweise für den Typus H5N1. „Wie die Epidemie sich weiterentwickelt, bleibt abzuwarten. Immerhin sind die großen Kolonien der Silbermöwen, Kormorane und Löffler auf Trischen bisher nicht betroffen.“ so Holsten.
Das Wichtigste sei nun, dafür zu Sorge zu tragen, dass die verbleibenden Vögel optimale Chancen für eine erfolgreiche Brut im nächsten Jahr haben. „Seevögel sind Teil desselben Ökosystems wie wir. Ihr Überleben sollte uns in unserem eigenen Sinne am Herzen liegen.
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