Wer kann Høj Jensen schlagen?
Nachdem im Jahr 2020 die H-Boot-Weltmeisterschaft in Warnemünde, wie die meisten Segelveranstaltungen, der Corona-Pandemie zum Opfer fiel, ist es in diesem Jahr soweit: Die H-Boote kommen zur Ermittlung der weltbesten Segler ins Ostseebad Warnemünde. 48 Teams aus Dänemark, Finnland, Niederlande und Deutschland haben gemeldet. Den Großteil machen erwartungsgemäß die deutschen und die dänischen H-Boot-Flotten aus. Die Meldezahlen aus Schweden und Finnland liegen etwas hinter den Erwartungen der Veranstalter zurück. Der Präsident der deutschen H-Boot-Klassenvereinigung, Christoph Zander, sieht den Hauptgrund für das Fernbleiben vieler skandinavischer Crews im Ukrainekrieg und den gestiegenen Transportkosten: „Wir hatten ursprünglich mit über 70 Meldungen gerechnet. Dass es jetzt etwas weniger sind, liegt an der Angst der Schweden und Finnen davor, dass ihre Länder in den Krieg hineingezogen werden. Das wissen wir aus Gesprächen mit den Aktiven.“
Das H-Boot wurde 1967 vom finnischen Yachtkonstrukteur Hans Groop entworfen und ist mit über 5.000 Exemplaren eines der meistgebauten Kielboote der Welt. Die größten H-Boot-Flotten in Deutschland finden sich nach Zahlen heute im südlichen Raum, allen voran auf dem Starnberger See. Hier ist auch Kay Niederfahrenhorst vom Münchner Yacht-Club zu Hause, dem KV-Boss Zander besonders bei leichten bis mittleren Winden gute Chancen einräumt, vorne mitzusegeln. Ein weiterer Kandidat aus Bayern, den Zander, der selbst auch mitsegeln wird, weit vorne sieht, ist Dirk Stadler. Das H-Boot-Urgestein vom Simssee bei Rosenheim war bereits Vizeweltmeister und in den Jahren 1996 und 2013 Deutscher Meister im H-Boot.
Neben den Seen in Süd- und Westdeutschland ist das H-Boot vor allem auch auf den Revieren rund um Berlin stark vertreten. So hat unter anderem der vierfache und auch amtierende Deutsche Meister, Thomas Kausen, gemeldet. Als Segler, mit der aus deutscher Sicht vielleicht größten Erfolgsaussicht auf einen Podiumsplatz, wird allerdings Holger Köhne gehandelt. Der Warnemünder-Woche-Sieger 2021 vom Potsdamer Yacht Club wurde bei der H-Boot-WM 2021 im dänischen Struer bester Deutscher mit Platz vier und verpasste damit eine Medaille nur knapp. Besser waren dort nur Anders Bertelsen aus Dänemark (Bronzemedaille), Jan Forsbom aus Finnland (Silbermedaille) und der Weltmeister Claus Høj Jensen, die ebenfalls für die WM vor Warnemünde gemeldet haben.
Claus Høj Jensen zu schlagen, wird allerdings alles andere als leicht: Der Segelmacher, der für den dänischen Verein Herslev Strand Sejlklub antritt, hat bislang acht Weltmeistertitel errungen und neun dänische Meisterschaften für sich entschieden. Diese hohe Favoritendichte lässt Peter Ramcke, Sportdirektor der Warnemünder Woche, ins Schwärmen kommen: „Ich glaube wir werden bei den H-Booten extrem spannende Rennen auf dem Wasser sehen.“
Das Revier vor Warnemünde ist bei den H-Boot-Seglern äußerst beliebt, weswegen die Klasse schon lange zum festen Programm der Warnemünder Woche gehört. Die berühmte Ostseewelle, die statistisch guten Windbedingungen und die kurzen Wege zur Regattabahn sind aber nur einer der Gründe der Klasse, die WM in Warnemünde auszurichten. Auch die gesamte Infrastruktur auf der Hohen Düne, mit dem eigenen Eventzentrum, machen den Standort zum perfekten Austragungsort für die WM. Der Chairman der Warnemünder Woche, Ralf Bergel, weiß, dass den Seglern immer auch besonders an der sozialen Interaktion mit den anderen Seglern gelegen ist. „Wir haben an drei Abenden Programm für die H-Boot-Segler geplant, vom festlichen Opening über einen bunten Abend zur Mitte der WM, bis zur Final-Gala am Schluss.“
Heute steht für die H-Boot-Segler die Vermessung und anschließend ein Practice Race um 15 Uhr auf dem Programm. Der erste Start der Weltmeisterschaft ist für morgen (5. Juli), 13 Uhr geplant.
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