Energie- / Umwelttechnik

Der große Durst

Die aktuelle Hitzewelle liefert einen Vorgeschmack auf die zunehmende Trockenheit in Europa. Nach Berechnungen des WWF wird die Zahl der Menschen, die mit teilweise extremem Wassermangel zu kämpfen haben in Europa bis 2050 um rund 50 Prozent zunehmen.

Vor allem das südliche Spanien, Griechenland und die Türkei, Regionen, die heute schon unter Trockenheit, leiden, werden weiter ausdörren. In diesen Ländern werden mehr als drei Viertel der Bevölkerung mit hoher bis extremer Wasserknappheit leben müssen. Die von Landwirtschaft und Tourismus abhängige Wirtschaft in den Mittelmeerländern ist existenziell in Gefahr. Rund 80 Prozent des Bruttoinlandproduktes dieser Länder wird in den wasserknappen Regionen erwirtschaftet.

Die Auswirkungen von Klimawandel und Wasserübernutzung bleiben nicht auf den Süden des Kontinents begrenzt. Johannes Schmiester, Wasserexperte des WWF Deutschland: „Die Risiken in Süd- und Südosteuropa werden uns über Preisschocks und Versorgungsengpässe bspw. beim Obst und Gemüse auch hierzulande treffen.“

Rekordtemperaturen, versiegende Flüsse, häufigere große Waldbrände und dürrebedingte Ernteausfälle sind bereits eine massive Belastung für Mensch, Natur und Wirtschaft. Der WWF befürchtet, dass dies immer mehr zur Normalität werde. In Deutschland leben bereits jetzt 17 Prozent der Bevölkerung in Regionen mit einem „mittlerem Wasserknappheitsrisiko“.

Die Analyse basiert auf dem so genannten WWF-Water Risk Filter und kombiniert Klima- und sozioökonomischen Szenarien. Dabei werden globale Datensätze zu Trockenheit, Übernutzung und Dürrewahrscheinlichkeit für die heutige Situation mit Szenarien bspw. des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) für die Zukunft fortgeschrieben.

Der WWF fordert, dass sich Europa besser auf die Folgen des klimabedingten Wassermangels vorbereiten müsse. Johannes Schmiester: „Neben der schnellstmöglichen Abkehr von fossilen Energien brauchen wir naturbasierte Lösungen zur Förderung des Wasserhauhalts in der Landschaft." Erforderlich seien ein besserer Schutz und die Renaturierung von Mooren, Füssen und Auen. Die Flächenversiegelung müsse gebremst und umgekehrt werden, damit Böden mehr Wasser aufnehmen können. Gesunde Flüsse seien der Schlüssel zum Aufbau von Widerstandsfähigkeit und zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels. Hier seien Bund und Länder gefordert.

Der WWF weist darüber hinaus auf die wirtschaftlichen Folgen des zunehmenden Wassermangels hin. Unternehmen und Investoren seien noch zu wenig für die Thematik sensibilisiert. Sie sollten die Wasserrisiken ihrer Wertschöpfung und Investments kennen und Maßnahmen zur Schonung von Wasserressourcen umsetzen, um ihre eigenen Wirtschaftsgrundlagen zu sichern.

Der WWF Water Risk Filter ist ein kostenloses Online-Tool zur Bewertung von Unternehmensrisiken in Bezug auf Wasser. Er ermöglicht es Unternehmen und Investoren, Prioritäten zu setzen, um Wasserrisiken zu begegnen und ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken.

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