Medien

Königshaus hält Familie von Exil-Journalisten fest

Sechs Familienmitglieder des Journalisten Yusuf Omran Abdulla werden seit über einer Woche gegen ihren Willen in Bahrain festgehalten. Alle Angehörigen der Familie, auch Abdulla selbst, besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft. Reporter ohne Grenzen (RSF) vermutet, dass die bahrainischen Behörden aus politischen Motiven handeln, denn Abdulla hatte während der arabischen Aufstände 2011 und 2012 über die Protestbewegungen berichtet. 2015 war ihm deshalb die bahrainische Staatsbürgerschaft entzogen worden. Wir fordern die Behörden in Manama auf, auf die Vermittlungsversuche des Auswärtigen Amtes einzugehen und die Familie ausreisen zu lassen.

“Die Behörden in Bahrain versuchen offenbar, Druck auf einen ihrer Kritiker auszuüben”, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. “Auch aus dem Exil war Yusuf Abdulla weiter eine kritische Stimme zur politischen Lage in Bahrain. Deshalb will ihn die Regierung von König Hamad bin Isa al-Chalifa zum Schweigen bringen.”

Seit 2020 haben alle sieben Familienmitglieder die deutsche Staatsbürgerschaft, die Familie wohnt in Berlin. Am 2. Juli 2022 war Maryam Abdulla mit den fünf gemeinsamen Kindern mit ihren deutschen Pässen nach Bahrain gereist. Schon bei der Einreise teilte die zuständige Behörde ihr mit, dass sie die deutschen Pässe derjenigen Familienmitglieder, die auch die bahrainische Staatsangehörigkeit besitzen, nicht akzeptieren werde. Alle sechs durften zwar ins Land einreisen, sollten aber ihre bahrainischen Pässe erneuern und vorlegen.

Verdächtige Verzögerungen

“Das dauert für gewöhnlich höchstens eine Woche”, sagt Yusuf Omran Abdulla. Im Fall seiner Familie zieht sich der Prozess schon über einen Monat hin. “Meine Frau ist mehrfach in der Behörde vorstellig geworden, hat aber nie einen vernünftigen Grund für die Verzögerung genannt bekommen.” Vor wenigen Tagen, am 17. August, habe man Maryam Abdulla dann mitgeteilt, dass der Vorgang nun beim Geheimdienst liege. Grund dafür sei der politische Aktivismus ihres Mannes gewesen. Yusuf Abdulla befürchtet mittlerweile, dass die lange Wartezeit sich auf die Gesundheit seiner Frau und der Kinder auswirkt. Die älteren Kinder verpassen zudem den Start des Schuljahres in Berlin.

Yusuf Omran Abdulla hatte während des Arabischen Frühlings in den Jahren 2011 und 2012 regelmäßig per Twitter und Facebook über die politischen Protestbewegungen in Bahrain und der gesamten Golfregion informiert. Dank seiner Hintergründe konnten auch internationale Fernsehsender über diese Proteste berichten. Über soziale Netzwerke erhielt Abdullah ernstzunehmende Drohungen von Seiten regimetreuer religiöser Kräfte in Bahrain. Deshalb musste er fliehen, stellte im November 2012 einen Asylantrag in Deutschland und erhielt politisches Asyl. 

Per königlichem Dekret wurde Abdulla und 71 weiteren Personen Anfang Februar 2015 die bahrainische Staatsbürgerschaft entzogen. Als Grund gibt das Dekret an, die 72 Genannten hätten dem Königreich “Schaden zugefügt”, seien “illoyal” gewesen und rückt sie in die Nähe des Terrorismus.

Bahrain war 2011 die einzige der Monarchien am Golf, in der die Menschen für einen Arabischen Frühling demonstrierten. Mit Hilfe von Truppen des Verbündeten Saudi-Arabien schlug das Regime die Proteste brutal nieder. Dutzende Menschen wurden getötet, zahlreiche Demonstranten gefoltert und teils jahrelang inhaftiert. Derzeit (August 2022) sitzen in Bahrain mindestens zehn Medienschaffende in Haft, der Blogger Abduldschalil al-Singace schon seit elf Jahren.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Bahrain auf Platz 167 von 180 Staaten. Mehr Informationen zur Lage der Pressefreiheit in Bahrain unter https://www.reporter-ohne-grenzen.de/bahrain.

Sie erhalten diese E-Mail, weil Sie sich für unseren Presseverteiler angemeldet haben. Um ausschließlich Pressemitteilungen zu ausgewählten Regionen zu erhalten, können Sie sich in unsere Regionalverteiler eintragen lassen. Bitte melden Sie sich dazu per E-Mail an presse@reporter-ohne-grenzen.de. Eine Übersicht der verfügbaren Regionen können Sie auf unserer Website einsehen.

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Reporter ohne Grenzen e.V.
Postfach 304108
10756 Berlin
Telefon: +49 (30) 60989533-0
Telefax: +49 (30) 2021510-29
http://www.reporter-ohne-grenzen.de

Ansprechpartner:
Fabio Niewelt
E-Mail: presse@reporter-ohne-grenzen.de
Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel