Finanzen / Bilanzen

Mit Investments in „Economic Franchise“-Unternehmen von Inflationseffekten profitieren

Innerhalb kurzer Zeit haben sich die Bedingungen an den Aktienmärkten radikal verändert: von einem Umfeld, das durch niedrige Zinsen, starkes Gewinnwachstum und niedrige Löhne geprägt war, zu einem Umfeld mit höherer Inflation, steigenden Zinsen und hohen Bewertungen. „Dabei handelt es sich um mehr als nur eine kurzfristige Anpassung. Es ist ein struktureller Wandel im Gange, der über kurz oder lang viele Anleger dazu zwingen wird, ihre Bewertungsmethoden zu überdenken und zu prüfen, welche Unternehmen ihnen tatsächlich einen langfristigen Wert bieten“, sagt Bertrand Cliquet, Portfoliomanager/Analyst bei Lazard Asset Management und Manager des Lazard Global Equity Franchise Fund. Er und sein Team investieren vor diesem Hintergrund bewusst in sogenannte Economic Franchise-Unternehmen.

Die steigende Inflation hat aus Sicht Cliquets deutliche Auswirkungen auf die Allokation globaler Aktienportfolios. „Selbst ein geringer Inflationsanstieg, der zu höheren Zinserwartungen führt, kann sich erheblich auf die Assetpreise auswirken, denn viele Bewertungsmodelle beruhen auf deutlich niedrigeren Diskontierungssätzen“, erklärt Cliquet. Noch ausgeprägter sei der Effekt bei wachstumsstarken Aktien mit hohem Multiplikator durch langfristig eingepreiste steigende Gewinnerwartungen sowie bei hochwertigen „Glamour“-Aktien, die beide auf der Grundlage unbelegter Ertragsprognosen gehandelt werden. 

Planbare Gewinne: Economic Franchises

Bertrand Cliquet und sein Team setzen stattdessen auf Unternehmen, die sich durch gut prognostizierbare Cashflows sowie große Wettbewerbsvorteile auszeichnen, sogenannte Economic Franchises. „Dabei handelt es sich um Unternehmen, die entweder regulierte Erträge erzielen (z.B. Infrastrukturunternehmen) oder über signifikante wirtschaftliche Schutzgräben und Wettbewerbsvorteile verfügen“, so Cliquet. Die Wettbewerbsvorteile solcher Firmen ergeben sich aus einem oder mehreren der folgenden Faktoren: 

  • ein natürliches Monopol
  • Kostenführerschaft (Skalenvorteile)
  • Netzwerkeffekte (wenn der Wert eines Netzwerks mit der Anzahl der Nutzer steigt)
  • starke Markenpositionierung und geistiges Eigentum 
  • hohe Wechselkosten

„Die großen Wettbewerbsvorteile von Economic Franchises haben zur Folge, dass sie nicht nur Kapital zu Renditen investieren können, die mindestens den Kapitalkosten entsprechen, sondern dass sie dies auch über lange Zeiträume hinweg tun können. Dadurch schaffen sie einen erheblichen wirtschaftlichen Wert“, führt Cliquet aus. 

Preissetzungsmacht und hohe Gewinnspannen als Vorteile im inflationären Umfeld

Economic Franchise-Unternehmen weisen aus Sicht Cliquets eine Reihe von Eigenschaften auf, die ihnen helfen können, die realen Kapitalrenditen im inflationären Umfeld zu schützen. „Sie verfügen beispielseiweise häufig über Preissetzungsmacht, sind also in der Lage, Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, ohne dass dadurch die Nachfrage automatisch sinkt“, erklärt Cliquet. Konzessionen im Infrastrukturbereich würden beispielsweise in der Regel aufgrund ihrer regulatorischen oder konzessionären Vereinbarungen eine starke Inflationsabsicherung aufweisen und oft die vollständige Weitergabe von jährlichen Erhöhungen des Verbraucherpreisindex garantieren. „Im Gegensatz dazu haben ,unregulierte‘ Franchise-Unternehmen, auf die wir uns fokussieren, wiederum Preissetzungsmacht, eine relativ geringe Anlagenintensität (zur Betreibung des Franchises) und in vielen Fällen eine relativ unelastische Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen“, so der Experte.

Im Vergleich zum breiteren Markt hätten Economic Franchise-Unternehmen in der Vergangenheit zudem höhere und stabilere Gewinnspannen vorweisen können. „In einem inflationären Umfeld sind hohe Gewinnspannen hilfreich“, sagt Cliquet. „Stabile Gewinnspannen im Zeitverlauf sind zudem ein Zeichen von Marktmacht. Sie deuten auf die Fähigkeit hin, die Preise zu erhöhen, um Kosten weiterzugeben, oder die Kosten durch Effizienzsteigerungen oder Neuverhandlungen in der Lieferkette zu senken.“

Bewertungsdisziplin ist wichtig

Allerdings sei bei einem Investment in ein Economic Franchise eine strikte Bewertungsdisziplin essenziell. „Bei diesen Qualitätsunternehmen besteht die Gefahr, zu viel für die Aktie zu bezahlen. Überhöhte Preise können jedoch langfristige Renditen schmälern“, gibt der Cliquet zu bedenken. Er und sein Team verwenden deshalb Bewertungsmodelle mit langfristigen Diskontierungs- und Wachstumsraten. „Aufgrund unseres konservativen Ansatzes müssen wir uns weniger Sorgen über ein steigendes Zinsumfeld für die investierten Unternehmen machen, da wir in unseren Modellen bereits höhere Zinssätze berücksichtigt haben“, sagt Cliquet. 

Für Anleger, die jetzt den Einstieg wagen wollen, hat er eine gute Nachricht: „Das derzeitige Umfeld ist für disziplinierte Stockpicker günstig, da die Marktvolatilität zwangsläufig Investitionsmöglichkeiten in Franchise-Unternehmen zu attraktiven Bewertungen eröffnet.“

Sollte der Inflationsdruck anhalten, sieht Cliquet sein Portfolio gut positioniert: „Die Qualität der Erträge unserer Unternehmen ist hoch, und dank unserer Bewertungsdisziplin ist die Gefahr gering, dass wir dieses Ertragspotenzial überbewertet haben.“ 

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