Pestizidpolitik braucht Kehrtwende: Mehr Ökolandbau statt Glyphosat
„Es ist nicht hinnehmbar, dass der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden erneut ansteigt“, so Gerald Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik bei Bioland. „Der Einsatz von synthetischen Pestiziden verseucht das Grundwasser, fördert das Artensterben und den Biodiversitätsverlust. Hinzu kommen verunreinigte ökologisch bewirtschaftete Flächen durch Abdrift und Ferntransport, die zu Existenznöten der Landwirte führen können.“
Pestizidreduktion bis 2030
Die Europäische Kommission möchte mit dem Green Deal den Einsatz von Pestiziden bis 2030 um 50 Prozent verringern. „Die Daten aus dem BVL gehen in die falsche Richtung. Brüssel und auch Deutschland müssen jetzt in die konsequente Umsetzung ihrer Ausbauziele zum Ökolandbau kommen: Bis 2030 sollen in Deutschland 30 und EU-weit 25 Prozent der Agrarfläche ökologisch bewirtschaftet sein. Mit dem forcierten Ausbau der ökologischen Landwirtschaft steht ein wirksames Instrument zur Verfügung, um mit der Pestizidreduktion voranzukommen. Bio-Landwirte verzichten auf chemisch-synthetische Pestizide und mineralische Stickstoffdünger und erhalten so unsere Lebensgrundlagen“, so Wehde.
Der Verband fordert darüber hinaus bereits seit langem eine Pestizidabgabe. Bei dieser würde das Verursacherprinzip greifen: Hersteller und Anwender müssten die Folgekosten tragen. Eine Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) zeigt, dass durch eine Pestizidabgabe die Halbierung des Pestizideinsatzes erreicht werden kann.
Abdrift und Ferntransport endlich entgegenwirken
Alarmiert ist Bioland über den stark angestiegenen Absatz der leichtflüchtigen Herbizide Pendimethalin und Prosulfocarb. Wehde wirft Politik und den Zulassungsbehörden Versagen beim Schutz von Bauern und Bürgern vor. „Die beiden Wirkstoffe können zu 90 Prozent verloren gehen und über lange Strecken transportiert werden. Sie landen also bei weitem nicht nur dort, wo sie ausgebracht wurden und konterminieren Ernten anderer Bauern.“ Meist könne der Verursacher nicht ermittelt werden. Die Kosten für kontaminierte Ernten trägt der geschädigte Bio-Betrieb selbst, indem er biologisch erzeugte Lebensmittel nicht als solche verkaufen kann.
Seit vielen Jahren sei dem Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) und den Zulassungsbehörden bereits bekannt, dass sich bestimmte Pestizide von konventionellen Äckern verflüchtigen und vom Wind über weite Strecken getragen werden. Bioland fordert ein nationales Anwendungsverbot der Herbizidwirkstoffe Pendimethalin und Prosulfocarb. „Das Risiko der Fernabdrift muss endlich im Zulassungsverfahren berücksichtigt werden. Und es ist höchste Zeit für eine Umsetzung des versprochenen staatlichen Luft-Monitorings von Pestiziden“, ergänzt Wehde. Die Zusage des BMEL in der Agrarministerkonferenz 10/2015, ein „umfassendes Monitoring von Pestizidwirkstoffen in der Luft“ durchzuführen, werde bis heute ignoriert. 2020 sei im Auftrag des BVL lediglich eine „Machbarkeitsanalyse für ein Monitoring über Rückstände in unbehandelten Flächen und auf unbehandelten Kulturen über die Verfrachtung von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen“ vorgelegt worden. „Eine Umsetzung wird weiter verschleppt“, ergänzt Wehde.
Die Daten des Jahresberichts 2021 des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zum Absatz von Pflanzenschutzmitteln finden sich hier.
Bioland ist der bedeutendste Verband für ökologischen Landbau in Deutschland und Südtirol. Rund 10.000 Betriebe aus Erzeugung, Herstellung und Handel wirtschaften nach den Bioland-Richtlinien. Gemeinsam bilden sie eine Wertegemeinschaft zum Wohl von Mensch und Umwelt.
Bioland- Verband für organisch-biologischen Landbau e.V.
Kaiserstr. 18
55116 Mainz
Telefon: +49 (6131) 23979-0
Telefax: +49 (6131) 23979-27
http://www.bioland.de
Pressestelle/Agrarpolitik
Telefon: +49 (6131) 23979-20
E-Mail: gerald.wehde@bioland.de