Sam Sanders oder die niemals endende Neugierde
Heute: Sam Sanders, Mathematiker
Sam Sanders war schon als Junge vernarrt in Mathematik und Physik – und widmete sich nach der Schulzeit in seinem Heimatland Belgien ganz dem Studium dieser zwei Fächer. Einer Promotion in Logik und den Grundlagen der Mathematik 2010 in Gent folgte 2022 eine Habilitation an der Technischen Universität Darmstadt. Dazwischen bekleidete er Positionen in Japan (Universität Tohoku) und München (LMU), bevor er an die Ruhr-Universität Bochum wechselte.
Wie kam es dazu, dass Wissenschaft Ihr Arbeitsgebiet wurde?
Sam Sanders: Schenkt man meinen Eltern Glauben, dann waren meine ersten drei Worte „Mama“, „Papa“ und „Warum“. Anscheinend habe ich „Warum?“ bei fast allem gefragt. Ich wollte schon damals wissen, worum sich etwas handelt, aber auch, wie die Welt funktioniert. So lange ich denken kann, hatte ich diese niemals endende Neugierde im Hinblick auf alle Arten von Maschinen und physikalischen Phänomenen. Kein Wunder, dass ich ein naturwissenschaftlich orientiertes Gymnasium besuchte und dort auf wundervolle Lehrkräfte traf, die uns die Basis der exakten Wissenschaften vermittelten. Für mich stellten Mathematik und Physik deren Quintessenz dar. In beidem absolvierte ich den Bachelor, auch wenn sich zum Schluss zeigte, dass mein Herz doch etwas stärker für die Abstraktion der Mathematik schlug. Das Gleiche wiederholte sich im Masterstudium und führte mich zum Studium der Logik und der Grundlagen der Mathematik.
Was fasziniert Sie daran?
Sam Sanders: Ich bin fasziniert und motiviert durch ganz fundamentale Fragen wie: Was liegt unserer physischen Realität zu Grunde? Und was beschreibt sie? Was ist die Rolle und Struktur von Mathematik? Der verbindende Aspekt dieser Fragen ist, dass die Antworten nicht ohne Berechnung und Computerwissenschaften auskommen.
Wie würden Sie einem Kind Ihre Forschungsarbeit erklären?
Sam Sanders: Du kannst „1 plus 1“ sofort berechnen, während Du für „1001 mal 101“ schon ein bisschen Zeit und Anstrengung benötigst. Meine Forschung widmet sich dem, was ‚prinzipiell‘ berechenbar ist – ohne Beschränkung in Zeit oder Anstrengung. Mehr noch: Ich erforsche, wie man nicht nur ganze Zahlen berechnet, sondern nahezu jedes Objekt in der Mathematik.
Was ermöglicht Ihnen der Klaus Tschira Boost Fund, das sonst nicht möglich gewesen wäre?
Sam Sanders: Der Boost Fund erlaubt es mir, mich ganztags der Forschung einer kürzlich von mir gemachten Entdeckung zu widmen. Kurz gesagt, versucht mein Projekt ein neues und viel versprechendes Berechnungsmodell in der höheren Mathematik zu entwickeln.
Was erfüllt Ihr Herz jenseits der Arbeit?
Sam Sanders: Meine Familie, meine Frau Kristina und mein Sohn Matthias. Gemeinsam lieben wir es, draußen in den Wäldern zu sein und beim Wandern und Schwimmen Bochums Umgebung unsicher zu machen. Gerne würde ich auch noch mehr Sprachen lernen, vor allem Japanisch. Und ich würde gerne mehr von anderen exakten Wissenschaften wie Medizin, Architektur oder Ingenieurwesen verstehen.
Lektüre? Wenn ja, was und in welcher Form?
Sam Sanders: Ich habe gerade „Naming Infinity“ beendet, ein Buch, das ich jedem empfehle, der einen Einblick darin erhalten möchte, was Mathematik eigentlich ist. Das Buch zeigt uns die ‚irrationale‘ Seite von Wissenschaft und Mathematik, während die meisten Menschen nur die rationale Seite zu erkennen glauben.
Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940-2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein. Weitere Informationen unter: www.klaus-tschira-stiftung.de
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