Energie- / Umwelttechnik

Von Klopapier bis Krise: Wie geht Hamburg damit um?

  • Am liebsten nutzen die Menschen in Hamburg dreilagiges konventionelles Toilettenpapier, das sie fast alle lieber falten als es zu knüllen
  • Ein Drittel nutzt zumindest gelegentlich auch feuchtes Toilettenpapier
  • Befragte mit großem Vertrauen in Wasserversorgung, Umwelt- und Klimaeinflüsse als größte Bedrohung

Selten stand Toilettenpapier so sehr im Fokus wie in den letzten zwei Jahren während der Corona-Pandemie. Seitdem hat es eine besondere Stellung erlangt, insbesondere in akuten Krisenzeiten. Es ist zu einer Art Krisenindikator geworden. Daher wollte HAMBURG WASSER in der aktuellen Sommerumfrage zum Tag des Toilettenpapiers nicht nur wissen, wie Menschen in Hamburg mit diesem Produkt umgehen, sondern auch mehr über ihre Einstellung zur Wasserversorgung in Krisenzeiten erfahren.

Dreilagiges konventionelles Toilettenpapier ist den Menschen in Hamburg das liebste, das sie zu 83 Prozent bevorzugt falten als es zu knüllen. Durchschnittlich benötigen Hamburger Haushalte drei Rollen Toilettenpapier pro Woche und haben sich mit sechs bis acht Rollen bevorratet. Im Schnitt verfügen Hamburger Haushalte über 1,3 Toiletten, die sie täglich vier bis sechs Mal aufsuchen.

Währenddessen nutzt mehr als die Hälfte (53 Prozent) gerne Medien. Für etwa drei Viertel (77 Prozent) der 18- bis 29-Jährigen sind Smartphone oder Tablet die beliebtesten Begleiter – bei Männern (50 Prozent) mehr als bei Frauen (38 Prozent). Während es bei der jüngsten Altergruppe nur 17 Prozent ohne Medien aushalten, nutzen drei Viertel (76 Prozent) der über 60-Jährigen keine Medien während des Toilettengangs. Auch geben mehr als die Hälfte (54 Prozent) der befragten Frauen an, keine Medien zu nutzen.

Drei Viertel der Befragten bevorzugen konventionelles Toilettenpapier, aber 40 Prozent greifen zumindest gelegentlich auch zu Recyclingpapier und ein Drittel auch mal zu feuchtem Toilettenpapier. Letzteres ist besonders bei 30- bis 49-jährigen Frauen aus Bergedorf beliebt, wohingegen es bei 18- bis 39-jährigen Männern aus Altona am unbeliebtesten ist.

Feuchtes Toilettenpapier gefährdet reibungslose Abwasserentsorgung

„So beliebt feuchtes Toilettenpapier in den letzten Jahren geworden ist, so problematisch ist es für die Kanalisation“, erklärt HAMBURG WASSER-Geschäftsführer Ingo Hannemann. „Da es sich schlechter auflöst als normales Toilettenpapier und sich zu Knäuel verbindet, verstopft es immer häufiger die Kanalisation. Die Kosten für die Beseitigung und Reparaturen an Anlagenteilen haben sich in den letzten 13 Jahren verzehnfacht.“ Während 2008 weniger als 50 Einsätze im Jahr nötig waren, gab es 2021 mehr als 460 Einsätze. Besonders in den letzten beiden Jahren musste HAMBURG WASSER hier starke Steigerungen verzeichnen, was zusätzliche personelle und finanzielle Aufwendungen bedeutet.

Im Gegensatz zu trockenem Toilettenpapier, das aus Zellulose besteht, ist feuchtes Toilettenpapier meist aus Vlies gefertigt. Diese robusten Textilfasern verbinden sich in den Abwasserleitungen miteinander und bilden zopfartige Stränge, sogenannte Verzopfungen. Diese verfangen sich in den Abwasserpumpen und verstopfen sie, so dass zunehmend die reibungslose Abwasserentsorgung beeinträchtigt wird. „Daher ist es uns wichtig, die Menschen darüber aufzuklären, was feuchtes Toilettenpapier in der Kanalisation anrichten kann“, so Hannemann. „Alle können also ein Stück zur Entsorgungssicherheit beitragen, indem sie keine Feuchttücher die Toilette hinunterspülen.“

Großes Vertrauen in die Versorgungssicherheit – nur wenige mit Trinkwasser bevorratet

Trotz aktueller Krisen ist der Großteil der Befragten weder um die Versorgungssicherheit noch um die Qualität des Trinkwassers besorgt. Insgesamt äußern nur 23 Prozent Besorgnis bezüglich der Versorgungssicherheit – eine Steigerung um vier Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Während sich die 50- bis 59-Jährigen am wenigsten besorgt zeigen (19 Prozent), sind die über 60-Jährigen am besorgtesten (27 Prozent).

„Das insgesamt große Vertrauen in uns als Versorger freut uns natürlich und ist eine tolle Wertschätzung für die Arbeit der mehr als 2.200 Menschen, die für HAMBURG WASSER arbeiten und auch während der Pandemie immer eine zuverlässige Ver- und Entsorgung ermöglicht haben“, stellt Geschäftsführer Ingo Hannemann heraus. „Gleichzeitig ist dieses Ergebnis eine Verpflichtung für uns, dieser Verantwortung auch in Zukunft gerecht zu werden. Daher investieren wir nicht nur in unsere technischen Anlagen, sondern unternehmen auch enorme Anstrengungen für die systematische und akribische Qualitätskontrolle von Trinkwasser.“

Entsprechend der insgesamt geringen Besorgnis haben sich bisher nur wenige Menschen in Hamburg mit Trinkwasser bevorratet, um im Falle einer Trinkwasserknappheit vorbereitet zu sein. 85 Prozent sehen dafür keine Notwendigkeit. Insgesamt geben 13 Prozent konkret an, sich mit Wasser bevorratet zu haben. Davon hat ein Drittel mehr als 20 Liter zu Hause und zwar vor allem die über 60-Jährigen in Altona. Die meisten Bevorrater sind mit 19 Prozent in Harburg zu finden, über 60 Jahre alt und leben in einem Haus, das ihnen selbst gehört.

Trotz Klimawandels keine generelle Bedrohung der Wasserversorgung

Als größte Bedrohung für die Wasserversorgung sehen die Befragten Umwelt- und Klimaeinflüsse (38 Prozent). Sollte es einmal tatsächlich zu einer erheblichen Wasserknappheit kommen, sollte nach Meinung der Befragten zunächst einmal der Leitungsdruck reduziert werden (65 Prozent). Fast genauso viel Zustimmung (64 Prozent) findet die Einführung dynamischer Preismodelle bzw. ein Belohnungssystem fürs Wassersparen. Eine tägliche Rationierung des Wasserverbrauchs ist für etwas weniger als die Hälfte (46 Prozent) eine denkbare Option. Eine temporäre Ver- und Entsorgungsunterbrechung findet mit 25 Prozent die geringste Zustimmung und sollte das letzte Mittel sein.

„Wir gewinnen das Trinkwasser zu 100 Prozent aus Grundwasser, das wir aus der Tiefe fördern“, erklärt Hannemann. „Aufgrund seiner geografischen Lage kann Hamburg auf vergleichsweise reiche Grundwasservorkommen zurückgreifen, so dass nicht von einem generellen Wassermangel auszugehen ist. Das Grundwasserdargebot in unserem Einzugsgebiet ist nachhaltig förderbar und bildet sich vor allem durch Niederschläge in den Wintermonaten, wenn diese in den Untergrund versickern können und nicht von der Vegetation benötigt werden.“

Die Niederschlags- und Grundwasserneubildungswerte sind in den letzten 60 Jahren im langjährigen Mittel konstant geblieben, wenngleich sie auch mitunter starken jährlichen Schwankungen unterliegen können. An dieser Situation wird sich nach Erkenntnissen verschiedener Klimamodelle nichts Wesentliches ändern, so dass sich trotz Klimawandels wenig an der Grundwasserneubildung ändern wird. „Trotz stabiler Grundwasserneubildung nimmt der Druck auf die Ressource Grundwasser aber zu“, warnt Hannemann. „Insbesondere in Hitzephasen im Sommer, wenn auch höhere Bewässerungsbedarfe entstehen. Daher ist ein jederzeit verantwortungsvoller Umgang mit der kostbaren Ressource dauerhaft wichtig.“

Die Menschen in Hamburg sparen Wasser und sind zu mehr Einschränkungen bereit

Die Hälfte der Befragten (42 Prozent) sieht auch noch Wassersparpotenzial bei sich – mehr als im letzten Jahr, als 36 Prozent dem zustimmten. Nach den Gründen für Wassersparen befragt, überwiegen zu 61 Prozent ökologische Gründe – v.a. bei über 60-jährigen Frauen aus Eimsbüttel. An zweiter Stelle stehen finanzielle Gründe (41 Prozent) und etwa ein Viertel (26 Prozent) spart aus Angst vor fehlender Versorgungssicherheit in Krisenzeiten.

„Anhand unserer Abgabezahlen können wir feststellen, dass die Menschen in Hamburg sorgsamer mit der kostbaren Ressource Wasser umgehen“, so Hannemann. „Lag der Jahreswasserverbrauch in Hamburg im Jahre 1990 noch bei gut 134 Millionen Kubikmeter, waren es im vergangenen Jahr gut 116 Millionen Kubikmeter.“ Auch in diesem Jahr hat HAMBURG WASSER trotz der Hitzephasen noch an keinem Tag die Spitzenabgabe aus den zurückliegenden Jahren in Höhe von 450.000 Kubikmetern erreicht.

Auch aktuelle Ereignisse wirken sich auf die Einstellung der Menschen aus. So sehen viele Befragte (20 Prozent) auch politische Krisen oder Kriege als Bedrohung für die Wasserversorgung. Angesichts der mit dem Krieg in der Ukraine einhergehenden Einschränkungen im Energiebereich sind 8 von 10 Befragten grundsätzlich dazu bereit, ihr Duschverhalten zu ändern. So gibt mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Befragten an, zu kürzerem Duschen bereit zu sein, während 39 Prozent lieber seltener duschen und fast ein Drittel (31 Prozent) lieber die Dusche kälter drehen würde.

Trinkwasserversorgung liegt Befragten besonders am Herzen

Auch wenn einige aktuell beim Duschen sparen, auf die Wasserversorgung wollen die Befragten am wenigsten verzichten. „Brunnen, Wasserwerke, Speicherbehälter und Leitungsnetze bilden heute schon ein starkes System, das auch bei schwankenden Wasserbedarfen ein größtmögliches Maß an Versorgungssicherheit bietet“, so Ingo Hannemann. Gleichzeitig investiert HAMBURG WASSER kontinuierlich in Technik und intelligente Lösungen gleichermaßen, um die Ver- und Entsorgungssicherheit auch in Zukunft sicherzustellen, die angesichts einer wachsenden Stadt und den Folgen des Klimawandels robust aufgestellt sein muss.

Der verantwortungsbewusste Umgang mit Trinkwasser ist und bleibt aber wichtig. Dazu können alle einen Beitrag leisten – Privatpersonen ebenso wie Industrie und Gewerbe. „Für uns als Versorger ist Wassersparen eine Verpflichtung“, erklärt Hannemann. „Daher arbeiten wir konsequent daran, Eigenverbräuche zu senken und investieren in Technologien, um Wasser effizient zu nutzen.“

So verzeichnet HAMBURG WASSER lediglich rund vier Prozent Rohrnetzverluste im Trinkwassernetz, was unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Außerdem arbeitet der Versorger in vielfältigen Forschungsprojekten daran, zukunftsweisende Konzepte für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Ressource im urbanen Raum zu entwickeln. Dabei stehen Themen wie effiziente Aufbereitung, Spül- und Grauwasserrecycling im Vordergrund.

„Wenn wir alle gemeinsam sorgsam mit der kostbaren Ressource Wasser umgehen, können wir dafür sorgen, dass wir es noch lange zur Verfügung haben“, fügt Hannemann abschließend hinzu. „Dafür steht HAMBURG WASSER weiterhin zuverlässig an der Seite der Menschen in Hamburg.“

Studienhintergrund:

An der repräsentativen Umfrage mittels Online-Interviews nahmen 1.025 in Hamburg wohnende Menschen im Alter von 18 bis 82 Jahren teil. Die Befragung wurde von Mindline Energy im Auftrag von HAMBURG WASSER im Zeitraum vom 8. bis 14. Juli 2022 durchgeführt.

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