DTM Spa: Samstag blaues Auge, Sonntag K.-o.-Schlag
Der dreimalige DTM-Champion hatte im ersten Rennen am Samstag von Startplatz neun den vierten Platz geholt, sich auf den zweiten Tabellenrang verbessert und den Rückstand auf Spitzenreiter Sheldon van der Linde (BMW) auf 17 Punkte reduziert.
Mit einer perfekt getimten Runde holte Rast auf abtrocknender Strecke im zweiten Qualifying am Sonntag die Pole-Position und damit weitere drei Punkte. Obwohl er sich im Rennen von Anfang an gegen schnellere Autos verteidigen musste, lag Rast kurz vor Rennende auf Platz drei, ehe der linken Hinterreifen plötzlich Luft verlor – ohne erkennbaren Grund.
Ein Kontakt mit dem Ferrari des späteren Siegers Nick Cassidy in der Anfangsphase des Rennens hatte nichts mit dem Reifenschaden zu tun: Erstens touchierte Rast den Ferrari mit dem linken Vorderrad. Zweitens wechselte Rast zwischen der Berührung und dem Ausfall die Reifen. Dass gegen Rast wegen der Kollision mit Cassidy eine 5-Sekunden-Zeitstrafe ausgesprochen wurde, hatte nach dem Ausfall keine Relevanz mehr.
Kelvin van der Linde wurde am Samstag starker Fünfter, war am Sonntag aber chancenlos. Ricardo Feller erlebte auf seiner Lieblingsstrecke mit den Plätzen 18 und 13 ein enttäuschendes Wochenende. Sein persönliches Highlight war die siebtbeste Zeit im zweiten Qualifying bei schwierigen Bedingungen auf teilweise noch nasser Strecke. Am Sonntag war er bestplatzierter Audi-Pilot – allerdings außerhalb der Punkteränge.
In der Fahrerwertung fiel René Rast durch seinen Ausfall wieder auf Platz drei zurück. Der Rückstand auf Sheldon van der Linde wuchs auf 34 Punkte an. Lucas Auer (Mercedes) liegt zwei Punkte vor ihm. Insgesamt 116 Punkte werden bei den verbleibenden vier Rennen auf dem Red Bull Ring (24./25.09.) und in Hockenheim (8./9. Oktober) noch vergeben.
In der Teamwertung liegt das Team ABT Sportsline nach sechs von acht Veranstaltungen hinter Schubert Motorsport weiter auf dem zweiten Platz.
Stimmen nach den DTM-Rennen in Spa-Francorchamps
Thomas Biermaier (Teamchef): „Es ist ja immer der letzte Eindruck, der hängenbleibt. Und der ist eine große Enttäuschung: null Punkte am Sonntag, keine Performance. Man hat schon am Samstag gesehen, dass wir hier chancenlos waren. Wenn vor uns nicht so viel passiert wäre, wäre der beste Audi am Samstag bestenfalls Achter geworden. Am Sonntag hat dann kein einziger Audi gepunktet. Das sagt eigentlich alles. Wer uns kennt, der weiß, dass wir nicht aufgeben und weiterkämpfen werden. Klar ist aber auch, dass die Audi R8 LMS eine fairere Einstufung benötigen, denn so haben wir in den Rennen einfach keine Chance, mit den anderen auf Augenhöhe zu kämpfen.“
Kelvin van der Linde (ABT Audi R8 LMS GT3 evo II #3): „Mit meinem Top-Fünf-Ergebnis am Samstag war ich eigentlich ganz zufrieden. Für das Team war es toll, zwei Autos in die Top Fünf zu bringen. Sonntag war leider ein trauriger Tag für das ganze Team, vor allem der Ausfall von René. Mit dem ersten Reifensatz war ich eigentlich ganz gut dabei, aber mit dem zweiten Reifensatz ging nach dem Boxenstopp nichts mehr. Das war enttäuschend. Aber es gibt noch zwei Rennwochenenden und auf die fokussieren wir uns.“
Ricardo Feller (ABT Audi R8 LMS GT3 evo II #7): „Leider war es ein schlechtes Wochenende für mich. Die Probleme fingen schon im ersten freien Training an, als wir gesehen haben, dass uns einfach zu viel fehlt. Im zweiten Rennen haben wir etwas Pace gefunden, trotzdem hat es nicht für Punkte gereicht. Das zweite Rennen war uns als Team insgesamt sehr schlecht, vor allem der Reifenschaden von René in dieser Phase der Meisterschaft ist extrem ärgerlich. Aber wir werden nicht aufgeben und stärker zurückkommen.“
René Rast (ABT Audi R8 LMS GT3 evo II #33): „Ohne den Reifenschaden wäre meine Spa-Bilanz natürlich positiver ausgefallen. Der vierte Platz am Samstag und die Pole-Position am Sonntag waren zwei Highlights. Leider lief das Rennen am Sonntag nicht nach unseren Erwartungen. Wir hatten gehofft, aufs Podium zu fahren oder mindestens wieder unter die ersten vier oder fünf. Doch dann sind wir am Ende mit einem Reifenschaden ausgefallen.“
ABT Sportsline ist der weltgrößte Veredler für Fahrzeuge aus dem VW-Konzern und insbesondere Audi. Das Spektrum reicht dabei vom Motor über Karosserieanbauteile, Fahrwerke und Interieurs bis hin zur umfangreichen Kollektion von Leichtmetallrädern. Im Rahmen des Programms ABT Individual können sogar exklusive Einzellösungen umgesetzt werden. Daneben betreibt das Allgäuer Unternehmen Motorsport auf internationalem Top-Niveau: etwa als Privatteam bei der DTM oder mit dem erfolgreichen Engagement in der Formel E. Der Einstieg in die Elektro-Rennserie erfolgte bereits 2014 und wurde 2017 mit dem Gewinn der Meisterschaft gekrönt. Aber auch sonst spielt das Thema Elektromobilität im Unternehmen eine immer größere Rolle. So baut die hauseigene ABT e-Line GmbH, deren Wurzeln bereits über ein Jahrzehnt zurückreichen, aktuell den VW T6.1 für Volkswagen Nutzfahrzeuge in einen Elektrotransporter um.
Technikaffin seit 1896
Die Wurzeln von ABT Sportsline reichen bis zu einer Pferdeschmiede zurück, die 1896 in Kempten gegründet wurde. Ihr innovativstes Produkt: Eine Kutsche, die sich im Winter dank eines cleveren Klappmechanismus auch als Schlitten nützlich machte. Bald rückten auch Motofahrzeuge ins Visier: Ab circa 1920 verkaufte und reparierte AUTO-ABT die Vorgängermarken der heutigen Audi AG – eine Weichenstellung, die das Unternehmen noch heute prägt. 1950 bestritt Gründerenkel Johann Abt sein erstes Autorennen und legte den Grundstein für die Motorsportaktivitäten des eigenen Hauses. Aber auch im Alltag schätzt er schnelle Autos. Deshalb gründete er 1967 ABT Tuning, veredelte 1978 den ersten VW Golf und bringt bereits 1980 das erste Chiptuning auf den Markt. Dann geht es Schlag auf Schlag. Und 1991 wird schließlich der neue repräsentative Firmensitz in der heutigen Johann-Abt-Straße eröffnet, der 2014 um ein beeindruckendes Motorsport-Zentrum erweitert wird, und auch ein eigenes Museum beherbergt.
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