„flores y mujeres“/ Aus der Sammlung Hierling
2018 sorgte das Gedicht »Avenidas y flores y mujeres« (Avenuen, Blumen und Frauen) des bolivianisch-schweizerischen Schriftstellers und Begründers der Konkreten Poesie, Eugen Gomringer, für große Aufregung: Da es Frauen zu Objekten männlicher Blicke mache, wurde es als sexistisch kritisiert und schließlich von der Fassade einer Berliner Hochschule entfernt.
Frauen und Blumen sind häufige Motive in der bildenden Kunst, vor allem auch in den Gemälden der expressiven Realisten. Jene Generation von Künstlerinnen und Künstlern feierte zwischen den beiden Weltkriegen ihre Erfolge, in der Nazi-Zeit wurde sie als »entartet« verfemt, und nach dem Zweiten Weltkrieg galt sie wegen ihrer realistischen Malerei als antiquiert. Erst in den 1980er Jahren begann ihre erneute Würdigung als »verschollene Generation«.
Eine ihrer Vertreterinnen ist Karoline Wittmann, die ihr komplettes Frühwerk in einer Bombennacht Ende 1944 verlor. Ihr Selbstbildnis als Halb-Akt mit Gladiolen von 1949 ist ein kühner Sprung in die Emanzipation vom nationalsozialistischen Frauenbild der züchtigen Hausfrau. Es kann als Beispiel dafür gelten, dass die von Frauen gemalten weiblichen Akte nicht nur die gesellschaftliche Stellung der Frau im Laufe der Geschichte widerspiegeln, sondern auch dem jeweiligen Frauenbild ein künstlerisches Statement entgegensetzen können.
Vor dem Hintergrund der Kritik an Gomringers Gedicht bieten auch Walter Beckers Werke „Trio 3“ oder „Im Bad“ interessantes Anschauungsmaterial. Im hohen Alter entwickelt Becker in einem neuen Anlauf seine Bilder ganz aus der Farbe. Was als oberflächlicher Betrachtungsgenuss pointierter Aktdarstellungen erscheint, ist in Wirklichkeit der Versuch, mit Farbe einen musikalischen Klang zu bilden, den Klang von Erinnerungen, Eindrücken und Sehnsüchten eines langen Lebens. Wo aber nun ist die Grenze zu ziehen zwischen künstlerischer Freiheit und moralischer Maßgabe?
FLORES Y MUJERES regt an zur Auseinandersetzung mit Fragen, die sich bei der Befassung mit Kunst immer wieder auf das Neue stellen: Was ist ästhetisch schön, was ist moralisch gut? Welche Frauenbilder werden konstruiert? Was wiegt schwerer: das Recht auf erotische Fantasie oder der Respekt vor dem anderen Geschlecht? Die Ausstellung will sensibel machen für diese Themen und diese kunsthistorisch bedeutsamen Werke neuer Rezeption offen und kritisch vorlegen. Schließlich ist diese Ausstellung trotz alledem eine herzliche Einladung zur genussvollen Betrachtung von Kunst.
Neben Wittmann und Becker sind auch folgende Künstlerinnen und Künstler aus der Sammlung Joseph Hierling iin der Ausstellung vertreten: Rudolf Bergander, Albert Birkle, Hans Breinlinger, Albert Burkart, Eva Böddinghaus, Adolf Büger, Charles Crodel, Friedrich Einhoff, Suzanne Eisendieck, Franz Frank, Ernst Fritsch, Erich Glette, Hans Gött, Norbert Hartmann, Ernst Hassebrauk, Otto Herbig, Rudolf Hoßfeld, Clifford Holmead, Fritz Hülsmann, Julius Hüther, Paul Kleinschmidt, Bruno Krauskopf, Max Lacher, Lotte Leser-Schneider, Joseph Mader, Uli Makrun, Hanns Merveldt, Josephine Mühlen-Schmid, Carlo Otto Müller, Hans Olde, Lothar Otto, Curt Querner, Emil Scheibe, Helmut Schmid-Kirstein, Armin Schulze, Rose Sommer-Leypold, Ernst Stadelmann, Karl Staudinger, Albert Unseld, Leonore Verspermann, Herbert Vogt und Otto Friedrich Weber.
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