Fragen Sie Ihren Arzt und Apotheker
Nehmen wir zu viele Medikamente? Kann man die Einnahme von Medikamenten vermeiden?
Leider steht die Prävention zu wenig im Fokus und die Möglichkeiten des Einzelnen werden gerne unterschätzt. Durch ausreichende Bewegung und Gewichtsreduktion ist beispielsweise leichter Bluthochdruck häufig in den Griff zu bekommen, da brauchen viele Menschen dann keine Medikation. Eine gesunde Lebensführung, die auch eine achtsame Ernährung miteinschließt, erhöht definitiv die Wahrscheinlichkeit länger im Leben nicht auf Tabletten angewiesen zu sein.
Wie viele Medikamente sind zu viel? Wer kann mich beraten? Insbesondere, wenn ich diese von verschiedenen Ärzten verschrieben bekommen habe?
Ab wann es zu viel wird, kann pauschal nicht gesagt werden. Es kommt natürlich auch auf die Zahl, der zu behandelnden Leiden an. Ab drei Medikamenten hat jeder Patient ein Recht auf seinen bundeseinheitlichen Medikationsplan. Diese Listung aller persönlichen Medikamente macht dann besonders Sinn, wenn ich von verschiedenen Ärzten Medikamente verschrieben bekomme. Mit jedem zusätzlichen Medikament ergeben sich neue Möglichkeiten für Wechselwirkungen dieser untereinander, die sich nachteilig auswirken.
Der Apotheker bietet sich hier als Prüfer gerne an, um die Interaktionen zu prüfen und gegebenenfalls dann Empfehlungen an die Ärzte auszusprechen. Im Krankenhaus sehen wir uns da schon lange als ein Team. Hausarzt und Hausapotheker haben da leider manchmal immer noch Berührungsängste, aber auch das sehe ich auf einem positiven Weg. Zukünftig werden auch viele niedergelassene Apotheken diese Interaktionsprüfung für die Arzneimittel als eigene Dienstleistung anbieten. Dabei sollten die Patienten dann auch die Medikamente nicht vergessen, die selbst gekauft sind und nicht verschrieben wurden.
Was gibt es generell bei der Einnahme von Medikamenten zu beachten?
Auf jeden Fall die Zeiten für die Einnahme einhalten und die Einnahmehinweise ernst nehmen. Dieser Abschnitt der Packungsbeilage ist immer die Lektüre wert. Wichtig ist auch die Ernährung dabei: Einige Medikamente werden durch geringen Zeitabstand zum Verzehr von Milchprodukten weniger wirksam. Auch beispielsweise Grapefruitsaft und Johanniskrautpräparate können ungewollten Einfluss nehmen. Da Medikamente in hohem Maße über die Leber verstoffwechselt werden, ist auch der Alkoholkonsum überdenkenswert. Ernährungsgewohnheiten sollten im Rahmen der Medikationsprüfung im Idealfall mitbesprochen werden.
Kann ich Dosierungen selbstständig ändern, wenn ich merke, dass es mir besser geht?
Auf keinen Fall sollte man eigenmächtig die verordnete Medikation ändern, also weder die Dosierungen verändern noch die Einnahme weglassen. Wenn es Probleme mit der Verträglichkeit oder auch ein Verständnisproblem gibt, sollte dies schnell mit dem verschreibenden Arzt besprochen werden. Dabei ist wichtig, dass man selbst ganz offen die Dinge anspricht und auch ohne Scheu nochmal nachfragen kann, warum man ein bestimmtes Medikament weiterhin nehmen soll.
Kann es sein, dass ich ein Medikament irgendwann nicht mehr vertrage, obwohl ich es schon sehr lange einnehme?
Wir Menschen verändern uns im Laufe des Lebens, dies betrifft auch den Stoffwechsel. Beim Thema Alkoholkonsum höre ich häufiger Menschen sagen, dass sie früher mehr vertragen hätten. Diese Änderungen der individuellen Stoffwechselleistung kann natürlich auch Medikamente betreffen. Es macht also bei einigen Medikamenten Sinn, speziell in höherem Alter, von Ärzte- und Apothekerschaft die Dosierungen überprüfen zu lassen. Insbesondere auch bei eingeschränkter Nierenleistung lohnt es sich häufig die Medikation zu prüfen, um Nebenwirkungen der Medikamente zu minimieren.
Blick in die Zukunft: Gibt es neue Entwicklungen in der Medikation?
Wir sind auf dem Weg zur patientenindividuellen Medikation, die die Individualität des einzelnen Menschen sehr gut berücksichtigen kann. Es ist sicherlich noch ein langer Weg, aber die ersten Schritte liegen definitiv schon hinter uns. So können zum Beispiel Tumore heute deutlich spezifischer charakterisiert werden und mit der Immuntherapie haben sich ganz neue Tore geöffnet, um zukünftig Medikamente auch sehr individuell designen zu können. Es gibt noch eine andere spannende im 3D-Druck: Eine Wirkstofflösung befindet sich in der Druckerpatrone, so kann jede mögliche Dosierung auf ein Stück Esspapier gedruckt werden, das der Patient dann isst.
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