Grundstein für die Zukunft
Rund 100 Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen, Institutionen, Politik und Verwaltung folgten der Einladung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die die Tagung im Auftrag des Rates der Stadt Paderborn durchführte. Mit dabei waren auch zahlreiche Auszubildende aus verschiedenen Paderborner Unternehmen.
Bürgermeister Michael Dreier freute sich über die positive Resonanz: „Für uns als Stadt spielt das Thema der dualen Berufsausbildung eine wichtige Zukunftsrolle“, machte er in seiner Begrüßung deutlich. Bei rund 3.000 Beschäftigten und mehr als 200 Azubis sei die Ausbildung auch für den Stadtkonzern selbst eine entscheidende Aufgabe.
Weiter zitierte der Bürgermeister Zahlen der Prognos AG, nach denen bis 2025 etwa 3.000.000 Fachkräfte in ganz Deutschland fehlen werden. „Das ist morgen!“, sagte Dreier deutlich, und betreffe uns als gesamte Gesellschaft. Bezogen auf Paderborn geht das Amt für Statistik der Stadt davon aus, dass in den nächsten Jahren circa 3.000 Menschen vor Ort fehlen werden. Wichtig, um diese Herausforderung anzugehen sei, dass „wir uns zusammensetzen und das Thema gemeinsam anpacken“, so der Bürgermeister. Die Fachtagung sei dazu ein Schritt in die richtige Richtung.
Dankbar für den Auftrag der Politik zeigte sich Frank Wolters, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Paderborn: „Das Modell der Tagung ist eine gute Möglichkeit, gemeinschaftlich über die Aufgaben zu diskutieren, die uns alle gleichermaßen beschäftigen.“ Darüber hinaus sei das Stimmungsbild der Teilnehmenden ein sehr wichtiges Feedback, um die zukünftigen Prioritäten genauer zu definieren. „Mit den Ergebnissen entwickeln wir nun Handlungsempfehlungen für Politik und Verwaltung“, sagte Wolters. Weiter soll laut Ratsbeschluss ein „Konzept zur Aktivierung junger Menschen für die duale Ausbildung“ entwickelt werden.
Unterstützung sagte auch Melanie Cramer, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes für die Gebiete Paderborn, Büren, Warburg und Höxter e.V., zu. „Sie kennen alle die Zahlen“, begann sie ihren Impulsvortrag. Es bringe nichts, den Mangel nur zu beklagen, vielmehr „müssen wir gemeinsam überlegen und Ideen entwickeln und ausbauen, dem Fachkräftebedarf gerecht zu werden.“ Für Cramer stehen insbesondere vier Punkte im Fokus: Die Berufsorientierung und Praxisnähe, die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung, das Verdeutlichen der Wirksamkeit sowie die Verbesserung der Rahmenbedingungen. „Es muss ein Umdenken stattfinden“, sagte Melanie Cramer. Jugendlichen müsse gezeigt werden, dass man auch mit einer Ausbildung in Top-Positionen kommen kann. Dabei gehe es nicht um die Frage nach „entweder Abitur oder Ausbildung“, sondern „sowohl als auch“, so die Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes. Die kommunale Fachtagung sei ein gutes Forum, um die verschiedenen Maßnahmen gemeinschaftlich zu besprechen.
In den folgenden Diskussionsrunden und Workshops entwickelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer daraufhin Ansätze zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten. So ging es unter anderem um die Frage, wie sich Fachkräfte frühzeitig angeln lassen, wie Unternehmen attraktiver für die Generation Z werden, welche Rahmenbedingungen Unternehmen selbst schaffen müssen und welche unterstützenden Strukturangebote für Azubis geschaffen oder optimiert werden sollten.
Einige Punkte wurden dabei themenübergreifend regelmäßig zur Sprache gebracht: Der Einfluss der Eltern und Lehrkräfte auf die Jugendlichen, zusätzliche Möglichkeiten, praxisnahe Einblicke in den Berufsalltag zu schaffen sowie das frühzeitige Schaffen einer Identifikation mit dem Unternehmen und der Tätigkeit. „Die Generation Z möchte wissen, wie es sich anfühlt, den Arbeitsalltag zu leben“, sagte ein Workshopteilnehmer. Unternehmen müssen dabei den Nachwuchs noch viel stärker fördern, fordern und ihm vor allem Vertrauen schenken.
Als externe Faktoren wurden das Thema Mobilität und Wohnen diskutiert. Feride Ciftci vom Deutschen Gewerkschaftsbund in der Region OWL, verdeutlichte an einem Hamburger Beispiel, wie neue Wohnkonzepte für Auszubildende aussehen können. Wichtig für den Erfolg sei dabei vor allem, dass diese städtisch koordiniert und nicht von einzelnen Akteuren betrieben werden. Für Thomas Koch, Ausbildungsleiter bei BENTELER Steel/Tube, ist ein Azubi-Ticket in Anlehnung an das Semesterticket für Studierende eine wünschenswerte Komponente zur Attraktivierung der Ausbildung.
„Doch was sagen die Azubis selbst zu den Vorschlägen?“, fragte Moderator Tom Hegermann die anwesenden Azubis. Für Roland Koch, Auszubildender zum Fachinformatiker bei der Connext Communication GmbH, sei gemeinsames Wohnen durchaus denkbar: „So kann man sich gegenseitig besser unterstützen und zusammen lernen“, so der Azubi. Man werde dort selbstständiger auf das Leben vorbereitet. Fabienne Luttmann, die im Hotel Vivendi zur Hotelfachfrau ausgebildet wird fügte an, dass die Wohnkosten für Azubis möglichst gering sein müssten und transparent erklärt werden sollten.
Die Fazit-Runde abschließend, machte WFG-Geschäftsführer Frank Wolters deutlich, dass man sich bereits jetzt eine Wiederholung der Fachtagung vorstellen könne: „Wir haben heute viele Punkte mitgenommen, die für Paderborns zukünftige Entwicklung wichtig sind“, so der Wirtschaftsförderer. Ihm sei beim Thema der dualen Ausbildung besonders wichtig, gemeinsam mit allen Akteuren in der Stadt zusammen zu arbeiten, ohne Parallelstrukturen zu bereits erfolgreich bestehenden Modellen aufzubauen.
„Paderborn hat sich mit der Fachtagung zur dualen Ausbildung heute einen Vorsprung vor anderen Städten verschafft“, resümierte Moderator Tom Hegermann am Ende der Veranstaltung. Entscheidend sei jetzt, diesen Vorsprung auch zu halten.
Erkenntnisse aus den Workshops in der Übersicht:WS1: Fachkräfte frühzeitig angeln!
- Mehr und zusätzliche Praxiserfahrungen schaffen (z.B. durch regelmäßige AGs, die eigene Azubis oder Studierende gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern durchführen).
- Guten Kontakt zu Schulen aufbauen und halten (Lehrkräfte und Eltern sensibilisieren).
- Vielfältige Einblicke ins Unternehmen auf unterschiedlichen Kanälen ermöglichen.
WS2: Wie wird mein Unternehmen attraktiv – aus Sicht der Generation Z
- Schülerinnen und Schüler möchten wissen, wie es sich anfühlt, den Arbeitsalltag zu leben.
- Unternehmen müssen die Menschen so nehmen, wie sie sind.
- Wichtig ist: fordern, fördern und Vertrauen schenken.
WS3: Welche Rahmenbedingungen muss mein Unternehmen schaffen, um erfolgreich Auszubildende zu begleiten?
- Engere Kooperationen mit Schulen schaffen. Insgesamt soll Schule mehr auf Unternehmen und das Thema Ausbildung aufmerksam machen.
- Es muss menschlich passen (Motivieren, Feedbackkultur, individuelle Anpassung von Berufswünschen/-wegen).
- Identifikation mit dem Unternehmen schaffen, aus der Masse herausscheinen.
WS4: Welche unterstützenden Strukturangebote müssen für Auszubildende geschaffen oder optimiert werden?
- Gemeinsames Wohnen im Azubi-Wohnheim ist eine sinnvolle Ergänzung, um auch die Azubis für die Paderborner Wirtschaft zu begeistern, die nicht die Möglichkeit haben, jeden Tag ein- und auszupendeln. Sorgt für Gemeinschaft und bessere Vorbereitung auf das Leben.
- Auszubildende brauchen die gleichen Mobilitätsangebote, wie sie Studierende seit Jahren haben.
- Rahmenbedingungen für Wohnen und Mobilität müssen politisch initiiert und als unterstützende Infrastruktur auf den Weg gebracht werden.
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