Jobwechsel: Ein Drittel zweifelt am Arbeitgeber
„Für die große Mehrheit der Unternehmen sind diese Zahlen ein toller Vertrauensbeweis“, bewertet DEBA-Geschäftsführer Reiner Kriegler die Ergebnisse. Der Employer-Branding-Experte warnt zugleich jedoch vor zu großer Selbstzufriedenheit. „Wir erleben gerade eine Zeitenwende am Arbeitsmarkt. Es gehen mehr Leute als nachkommen, die Personaldecke wird überall immer dünner. In einer solchen Situation muss ein Arbeitgeber um fast jede Person kämpfen und kann es sich nicht leisten, dass ein Drittel der Leute potenziell abgeworben werden kann“.
Gründe für das Ausscheiden
Auch die Gründe für das Ausscheiden anderer Beschäftigter beim aktuellen Arbeitgeber hat die Studie in den Blick genommen. Hier zeigt sich, dass die Verrentungswelle im betrieblichen Alltag sichtbar geworden ist. Mit 38 Prozent ist der Eintritt in die Rente der Hauptgrund für das Ausscheiden von Kolleginnen und Kollegen. Geht man der Frage nach, warum Beschäftigte sich selbst entscheiden den Job zu wechseln, liegt das Geld vorne: 37,3 Prozent gaben an, eine bessere Bezahlung bei anderen Arbeitgebern sei der Grund für den Jobwechsel von Kolleginnen und Kollegen an. Doch die Gründe sind insgesamt vielfältig und breit gestreut. Bereits auf Rang 2 der Jobwechsel-Motive nennen 24,8 Prozent der Befragten „fehlenden Spaß an der Arbeit“. Es folgen relativ dicht die mangelnden Weiterentwicklungsperspektiven mit 23,3 Prozent und „schwierige Vorgesetzte“ mit 23,1 Prozent. Bei immerhin 15,6 Prozent der Antworten ist die „mangelnde Identifikation mit dem Arbeitgeber“ bereits ein Grund, den Job zu wechseln. Bemerkenswert wenige Beschäftigte (6,5 Prozent) sehen eine „unsichere Zukunft des Unternehmens“ als Ursache für aktuelle Jobwechsel.
Astrid Jaeger, Geschäftsführerin der spring Messe Management GmbH, dem Veranstalter der renommierten HR Messe „Zukunft Personal Europe“, sieht in den breit gefächerten Gründen für einen möglichen Jobwechsel ein Ergebnis der komplexer werdenden Arbeitswelt: „Beschäftigung nimmt mittlerweile sehr verschiedene Formen an, hat unterschiedlichste Rahmenbedingungen und muss immer mehr auf individuelle Bedürfnisse eingehen. Unternehmen und insbesondere Führungskräfte müssen bei diesen Themen auf der Höhe der Zeit bleiben, sonst können sie die Leute irgendwann nicht mehr halten.“
Gute Arbeitgeber
Was aus Sicht der Beschäftigten einen guten Arbeitgeber ausmacht, hat die Studie ebenfalls zum Thema gemacht. Das Meinungsbild dabei ist eindeutig. Einen „fairen Umgang mit Beschäftigten“ erwarten 59,3 Prozent, gefolgt von einem positiven Arbeitsklima mit 55,6 Prozent. Die Erwartung, dass der Arbeitgeber auch in Krisenzeiten zu seinen Beschäftigten hält, folgt bereits an dritter Stelle mit 43,9 Prozent. Der Abstand zu weiten wichtigen Faktoren ist beträchtlich. Immerhin ein gutes Viertel (27,9 Prozent) legt Wert darauf, dass der Arbeitgeber die persönliche Entwicklung fördert. Flexibilität von Arbeitszeit und -ort wird mit 24,3 Prozent ähnlich wichtig bewertet. Überraschend bei der Frage nach einem guten Arbeitgeber: Nur 20,9 Prozent sehen ein besseres Gehalt im Vergleich zu Wettbewerbern als Kennzeichen eines guten Arbeitgebers an.
Unternehmensberater Reiner Kriegler relativiert vor diesem Hintergrund auch den finanziellen Aspekt von Arbeitsverhältnissen: „Geld macht nicht glücklich, sagt der Volksmund. Wir sehen hier eindeutig, dass Beschäftigte erst einmal ein Umfeld von wechselseitiger Loyalität und Vertrauen suchen, in dem sie sich einbringen können. Das ist eine Frage der Unternehmenskultur. Unsere Praxiserfahrung zeigt, dass die Menschen oft dann über Geld reden, wenn ihnen etwas anderes fehlt, insbesondere Wertschätzung. Daran müssen Unternehmen und Führungskräfte arbeiten.“
Problemfeld Arbeiter und mittlere Qualifikation
In der Detailbetrachtung der Studiendaten erweist sich ein Bereich der Arbeitswelt als Problemfeld. So halten Arbeiter generell das Ansehen ihres aktuellen Arbeitgebers für weniger gut als alle Anderen und bewerten den Arbeitgeber entsprechend am schlechtesten. Nur gut jeder Zweite (52,8 Prozent) würde sich noch einmal bewerben, hingegen 18,3 Prozent „auf keinen Fall“, und überdurchschnittliche 19,1 Prozent sehen eine mangelnde Identifikation mit dem Arbeitgeber als einen der Hauptgründe für Jobwechsel im Kollegenkreis. Beachtliche 26,3 Prozent halten mangelnde Weiterentwicklungsperspektiven für einen Jobwechsel-Grund. Der faire Umgang mit Beschäftigten ist in dieser Gruppe ein überragendes Kriterium: 72,3 Prozent sehen hierin das Merkmal eines guten Arbeitgebers.
Da Arbeiter in aller Regel kein Studium, sondern eine Berufsausbildung absolviert haben, zeigen sich deutliche Überschneidungen anhand dieses Merkmals. Beschäftigte mit Berufsausbildung sehen ihren Arbeitgeber kritischer, fühlen sich weniger verbunden, würden sich seltener wieder bewerben und wünschen sich Loyalität in Krisenzeiten.
Messemacherin Astrid Jaeger sieht darin die besondere Herausforderung kleiner und mittelständischer Unternehmen. „Wir wissen, dass es ein Ungleichgewicht der Rekrutierungskraft gibt und die Kleineren im Wettbewerb um Talente immer als David gegen Goliath antreten. Andererseits haben wir auch in diesem Jahr im Messeprogramm wieder einige gelungene Praxis-Beispiele, wie KMU sich trotzdem durchsetzen können“, so Astrid Jaeger.
Wenn es um Arbeitgebermarke geht, ist DEBA eine Instanz. Seit 2006 setzt die Berliner Beratung mit angeschlossener Akademie die Maßstäbe im Employer Branding. DEBA berät auf dem Weg zur Arbeitgebermarke, bildet gemeinsam mit TU München und WU Wien Employer Brand Manager/innen aus und organisiert die über viele Jahre stetig gewachsene Employer Branding Community in der DACH-Region. Auf der Zukunft Personal Europe kuratiert die DEBA den Programmbereich „Employer BrandExperience“.
DEBA-Gründer und Geschäftsführer Wolf Reiner Kriegler gehört mit seinem 2022 neu aufgelegten „Praxishandbuch Employer Branding“ zu den meistgelesenen Fachautoren der Branche.
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