Leben und Tod – im Zoo nahe beieinander
Als Mitglied von zooschweiz, dem Verein wissenschaftlich geleiteter zoologischer Gärten der Schweiz, verpflichtet sich der Zoo Basel zu einer qualitativ hochstehenden Tierhaltung. Diese orientiert sich an den aktuellen Erkenntnissen der Tiergartenbiologie, Feldforschung, Tiermedizin und anderen Wissenschaften und wahrt auf diese Weise die Bedürfnisse der Tiere und die Anliegen des Tierschutzes. Das Tierwohl steht im Zoo-Alltag stets im Zentrum. Jede Entscheidung wird im Interesse des Tieres sorgfältig abgewogen – was je nach Situation bedeuten kann, ein Tierleben abzukürzen.
Herausforderungen moderner Tierhaltung
Die gute Tierhaltung ermöglicht Zootieren ein langes Leben. Im Zoo sind sie vor Feinden, Futterknappheit, rauen Klimabedingungen oder der Verdrängung/dem Tod durch einen Konkurrenten («Survival of the Fittest» – zu Deutsch das «Überleben des Stärkeren») grösstenteils geschützt. Ferner geniessen sie das Privileg veterinärmedizinischer Betreuung und Begleitung. Ihre Lebenserwartung übersteigt deshalb die von in der Wildnis lebenden Tieren. Diese Tatsache bringt auch Herausforderungen und Entscheide mit sich, die gesellschaftspolitisch brisant sind und kontrovers diskutiert werden: das Urteilen über Leben und Tod zum Beispiel. Da Zoos die Natur übersetzen, wird der Tod eines Tieres teilweise künstlich herbeigeführt. Unter anderem, wenn ein Tier sozial isoliert wurde, schwer verletzt oder seine Lebensqualität nicht mehr gewährleistet ist. So sieht es die Natur vor. Sie ist nicht romantisch. Sie tötet, wenn es nicht passt.
Abschied im Kinderzolli
Ein solcher Tag war im Zolli der 30. August: Altershalber wurden die Shetlandponys Wilma (38) und Ohitako (31) geschlachtet. Die beiden Lieblinge von Generationen von Kinderzolli-Kindern konnten ein langes Leben geniessen. In den letzten Wochen haben sie jedoch zunehmend an Gewicht und Muskelmasse verloren. Die Gründe dafür waren ein stark abgenutztes Gebiss und fehlende Backenzähne. Der körperliche Zerfall der Tiere liess sich trotz Betreuung durch das Tierärzte-Team, energiereichem Spezialfutter und regelmässigen Zahnkorrekturen durch einen Pferdezahnarzt nicht aufhalten. Folglich lag der Entschluss nahe, die Tiere zu töten und ihre Körper in den zoointernen Nahrungskreislauf zu geben. Für die Gesundheit der Raubtiere sind solche Ganzkörperverfütterungen förderlich. Das Öffnen des Tierkörpers fordert und beschäftigt die Raubtiere, trägt zur Zahngesundheit bei und versorgt sie mit den notwendigen Mineralstoffen und Vitaminen. Fell und Sehnen haben einen hohen Anteil an Nahrungsfasern und Knochen enthalten Calcium.
Wachsen – Fressen – Zerfallen
Die Natur arbeitet in Kreisläufen. Die Etoscha-Anlage im Zoo Basel erzählt die Geschichte vom «Fressen und Gefressen werden» eindrücklich, indem sie den Nahrungszyklus in der afrikanischen Savanne veranschaulicht. Auch sonst will der Zolli seinen Besuchenden die ganze Breite natürlichen Tierverhaltens zeigen. Dazu gehört die Fortpflanzung ebenso wie die Aufzucht von Jungtieren. Im Gegensatz zur Wildbahn sterben diese in Zoos selten; die Populationen wachsen. Das ist für die wichtige Zoo-Aufgabe der Arterhaltung nicht nur erfreulich, sondern in der heutigen Zeit des Biodiversitätsverlusts bitter nötig. Sind die Platzverhältnisse beschränkt und können Jungtiere nicht an andere Haltungen abgegeben werden, dienen sie teils als Futter für die Karnivoren (Fleischfresser). So deckt der Zoo Basel einen Teil des Fleischbedarfs aus dem eigenen Bestand. Zwergziegen beispielsweise sind für die Fütterung von Geparden oder jungen Schneeleoparden geeignet, Minipigs für Krokodile. Mit der Verfütterung der Tiere schliesst sich der Nahrungskreislauf im Zoo Basel.
ZOO BASEL
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