Bildung & Karriere

Minna und Ferdinand: Die neuen Namen für die Schulen

Über Jahrzehnte hinweg hießen sie einfach »Schule I« und »Schule II«. Daran gewöhnt haben sich die meisten, damit angefreundet nur wenige. Nun haben die beiden Schulen der Graf Recke Stiftung endlich neue Namen erhalten: Minna-Schule und Ferdinand-Schule. Die Vorschläge dazu eingereicht hatten im Rahmen eines internen Preisausschreibens zwei Schüler. Einer von ihnen war heute bei der feierlichen Namenseinweihung mit dabei.

Merlin Goerke und Valton Saciri haben den beiden Förderschulen der Graf Recke Stiftung Namen gegeben. Die beiden ehemaligen Schüler der bisherigen Schule II haben – noch zu ihrer dortigen Schulzeit– an einem internen Preisausschreiben teilgenommen und, wie über 60 weitere Teilnehmende, Namensvorschläge eingereicht. Ihre Idee: Zwei der ersten vier jungen Menschen, die der Graf vor über 200 Jahren mit seinem Vater in dessen Schloss Overdyck bei Bochum aufgenommen hatte, sollten Namensgebende werden. Die Idee überzeugte die stiftungseigene Jury inklusive Vorstand. Zwei der vier Namen waren wegen Namensgleichheit mit anderen Schulen schnell aus dem Rennen, es blieben Minna und Ferdinand. Und so fand heute die Namenseinweihung der Minna-Schule und der Ferdinand-Schule statt.

Pünktlich zum Ende des Dauerregens hatten Schulleiterin Diana Seng und Schulleiter Benedikt Florian das Fest auf dem gemeinsamen Schulhof eröffnet. »Schulen gehören zur Graf Recke Stiftung, so lange es diese gibt«, sagte Benedikt Florian, Leiter der bisherigen Schule I. Eigene Namen hatten sie nicht, außer seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts die sehr technischen Bezeichnungen »I« und »II«. »Jetzt wird es Zeit, ihnen Namen zu geben, gerade jetzt, wo wir 200 Jahre Graf Recke Stiftung feiern«, meinte Florian. Bevor die neuen Namen verraten wurden, führte Pfarrer Dietmar Redeker mit einigen Schülerinnen und Schülern ein kleines historisches Theaterstück rund um den Grafen und seine ersten vier Schützlinge auf. Erst dann wurden die neuen Namen auf einem Banner aus dem ersten Stock unter großem Applaus enthüllt.

Von den beiden Namensfindern konnte an diesem Tag nur Merlin Goerke dabei sein und seinen Preis, einen Kino-Gutschein, entgegennehmen. Die beiden 18-Jährigen waren bis zum Sommer Schüler der Schule II, die jetzt Minna-Schule heißt. »Dieser Name wird uns immer an euch erinnern«, freute sich Minna-Schulleiterin Diana Seng.

Begleitet wurde die Feier zur Namenseinweihung auch vom Jubiläumsmobil der Graf Recke Stiftung, das zum 200-jährigen Bestehen unterwegs ist, und ein kleiner Schülerchor schmetterte unter der Leitung von Musiklehrerin Crespo Döhler den Geburtstagssong: "Zusammen stark, zusammen groß – mit dem Herzen dabei!"

Schule als Ausweg seit 1822

Die Geschichte der Schulen in der heutigen Graf Recke Stiftung begann schon mit der Aufnahme der ersten Kinder und Jugendlichen am Sitz der Familie von der Recke-Volmerstein in Overdyck bei Bochum. Philipp von der Recke, der Vater von Stiftungsgründer Adelberdt, hatte eine »Freischule für die Erziehung gefährdeter Jugend« gegründet. Auch der Sohn sah nach seinem Umzug mit einem Teil der Kinder aus Overdyck nach Düsselthal 1822 eine gute Bildung als Schlüssel und Ausweg aus ihrem scheinbar vorherbestimmten Schicksal in Elend und Armut. Zwei Jahrhunderte lang wurden die »Zöglinge« mit immer neuen Konzepten an Bildung und Ausbildung herangeführt. Ihre römischen Ziffern erhielten die beiden Schulen in den 1960er Jahren: Die bisherige Volksschule wurde zur »Sonderschule für Erziehungshilfe I« und die bisherige Hilfsschule zur »Sonderschule für Erziehungshilfe (Lernbehinderte) II«. Das heutige Schulgebäude wurde Mitte der 1970er für die Schule I gebaut und vor gut zehn Jahren grundlegend saniert. Inzwischen haben dort beide Förderschulen ihren Platz. Insgesamt lernen 130 Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten hier unter einem Dach und in einigen Außen-Schulstellen. Schulleiter Florian ist sich sicher: »Kinder wie Minna damals wären sicher froh gewesen, in eine solche Schule wie unserer heute gehen zu können.«

Heute arbeitet die Ferdinand-Schule mit dem Förderschwerpunkt »Emotionale und soziale Entwicklung« ab dem siebten Schulbesuchsjahr. Die Minna-Schule hat neben dem Förderschwerpunkt »Emotionale und soziale Entwicklung« für die Jüngeren bis einschließlich dem sechsten Schulbesuchsjahr auch noch den Förderschwerpunkt »Geistige Entwicklung« in Verbindung mit dem Förderbedarf »Emotionale und soziale Entwicklung« für alle Klassenstufen.

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