Neue Literarische Erscheinungen
Die Veröffentlichung der Bücher wurde von dem Programm Kreatives Europa der Europäischen Union kofinanziert.
Tom Kuka (Enkel Demi) ist ein albanischer Schriftsteller und Journalist. Im November 2016 veröffentlichte er seinen ersten Roman unter dem Pseudonym Tom Kuka. Zwei Jahre später, im November 2018, meldete er sich mit einem weiteren Roman zurück: Gurët e vetmisë (Felsen der Einsamkeit). Für diesen Roman wurde er mit dem nationalen Literaturpreis 2019 ausgezeichnet. Sein Buch Flama (Kalamität) wurde im März 2021 veröffentlicht und Tom Kuka erhielt für den Roman den Literaturpreis der Europäischen Union.
In seinem Roman, Felsen der Einsamkeit sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verflochten und fließen ineinander wie Gefäße, immer wieder verschmelzen die Rückblicke mit den Erinnerungen und selbst die Personen befinden sich in einer zeitlosen Zeit. Die Romanachse dreht sich um das an 72 Vertretern führender Familien der Çamen -Albaner aus der Küstenregion von Ionischem Meer- verübte Massaker in Paramythia, wohin sie unter dem Vorwand der Friedensverhandlungen vom griechischen Metropoliten eingeladen und aus dem Hinterhalt am Selanbach ermordet wurden. Ihre zwischen zwei Welten umherirrenden Seelen finden keinen Frieden und sie stecken im Fluss auf einem Boot fest, das sie wie die Fähre des Charon in den Hades bringen soll. Das Phantom Avdul versucht, nicht nur seinen Sohn, sondern in der Vergangenheit auch Ferik vor dem sich zusammenbrauenden Unheil zu warnen. Böse Vorzeichen durchziehen die Zeiten und wollen die Menschen dazu anhalten, alles stehen und liegen zu lassen und zu fliehen, um ihr Leben zu retten. Der Feind fordert von ihnen nicht nur ihr Hab und Gut, sondern auch, dass sie ihre Sprache wechseln und ihre Namen ändern und sich vollständig assimilieren, bis ihr Stamm erloschen ist. Tom Kuka erzählt meisterhaft vom dörflichen Alltag, in dem die Christen und Muslimen nur theoretisch getrennt voneinander leben, und der von humorvollen Geschichten begleitet wird, die aus der Unwissenheit und der Angst vor dem Neuen herrühren; er schildert den blutigen, körperlichen Liebeschmerz durch abgeschossene Pfeile und den Eros, der einen um den Verstand bringt. Es ist ein Märchen aus den vergangenen Zeiten über heißblütige Burschen und verspielte Mädchen, über eindrucksvolle Tänze und nachrichtenüberbringende Luftwirbel, die Blumen rußen und Blut weinen. Hier gibt es keine tonangebenden, prahlerischen Wortführer, sondern nur gutmütige Menschen, die sinnenfroh, stolz und vertrauensvoll nach dem Frieden streben.
Ndriçim Ademaj (1991) ist ein albanischsprachiger Dichter und Schriftsteller aus dem Kosovo und Autor von vier veröffentlichten Werken, darunter drei Gedichtbände und ein Roman. Er wird als einer der repräsentativen Mitglieder der
neuen Autorengeneration des Kosovo betrachtet.
Keine Helden weit und breit ist eine Geschichte, die zwei Zeiten durchquert, zwei Orte, zwei unterschiedliche Erfahrungen, die einander scheinbar fremd sind. Unser Held oszilliert zwischen einerunbewussten Liebe zu Sarah und halb traurigen, halb fröhlichen Erinnerungen an seine Kindheit im Kosovo. Nim befand sich in einem Krankenhausbett, in einer Gegenwart, die er selbst Nullzeit (im materiellen und mentalen Sinne) nennt, rekonstruiert mit kontinuierlichen Flashbacks sein bisheriges Leben. Es gibt viel zu erinnern aus der jüngeren Vergangenheit, an den unbekannten Straßen von Genf, wo er als ein Flüchtling von einer Bar zur anderen wandert, auf der Suche nach etwas, das er nicht einmal kennt.
Aber auch nach den Umbrüchen in der Kindheit, die schwierigeund gewalttätige Beziehung zum Vater, die lähmende Liebe der Mutter, das Trampeln durch die Jungs aus der Nachbarschaft, die erste Flirts mit Klassenkameraden. So kann man sich nicht weiter auf den erbitterten Kampf der Serben gegen den Kosovo konzentrieren, auf einen Krieg, der aus Kindersicht manchmal nicht sehr wild klingt (Kinder freuen sich, wenn die Schule schließt), erscheint manchmal mit all seinem Makabren.
In diesem Roman gibt es keine Idole, es gibt besiegte Menschen, verraten, manchmal vergessen, die wissen, wie man sich auf die Brust schlägt, um zu überleben. Kurz gesagt, es ist ein Roman, der sehr gut von jedem Autor hätte geschrieben werden können, der den Krieg auf seinem Rücken erlebt hat und nicht nur die Wahrheit, sondern auch den täglichen Kampf, ein makelloses und geistig ruhiges Individuum zu bleiben. Der Autor urteilt nicht, er erzählt einfach in klarer Sprache und impliziert gelegentlich mehr als das, was er erzählt. Zwischen den beiden Seiten der Medaille fühlt sich Nim auf der Suche nach einer Identität durch die Straßen der Schweiz geschlendert, die sich nicht ausziehen und anziehen lässt wie ein dunkler Wintermantel, sondern die neben dir steht und verwandelt sich gelegentlich in ein unkontrollierbares Biest.
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