Neues Verkehrskonzept für Zugang zur Gedenkstätte Sachsenhausen
Dr. Axel Drecoll, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten: „Die jetzt vorgelegten Planungen sind ein Kompromiss der unterschiedlichen Interessen, der den Hauptanliegen beider Seiten Rechnung trägt: Der Parkplatz für Reisebusse und damit ein Teil der Verkehrslast werden aus dem Wohngebiet entfernt. Zugleich bleiben die Eingangssituation der Gedenkstätte und die Besucherführung über die ehemalige westliche Lagerstraße erhalten. Zu diesem Kompromiss leistet auch die Gedenkstätte ihren Beitrag. Neben den erheblichen Kosten von rund 4,5 Millionen Euro stellen die unterschiedliche Verkehrslenkung für Reisebusse und PKW sowie die Besucherführung mit teilweise unterschiedlichen Ankunfts- und Abreiseorten für die Gedenkstätte große organisatorische Herausforderungen dar. Ich danke allen, die durch konstruktive und vertrauensvolle Gespräche zu diesem Alternativvorschlag zur bisherigen Zuwegung beitragen haben, nicht zuletzt auch der Finanzverwaltung und der Hochschule der Polizei, ohne deren Entgegenkommen dieser Vorschlag nicht realisierbar wäre. Ich danke auch dem Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen sowie den beteiligten Planungsbüros, die das Konzept mit großem Engagement entwickelt und nach allen Seiten intensiv geprüft haben. Wir hoffen auf einen breiten Konsens in der Stadtgesellschaft zu den vorliegenden Planungen, die das Ergebnis eines mehrjährigen Diskussionsprozesses sind und zu denen es aus unserer Sicht keine konsensfähige Alternative gibt.“
Kultur- und Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle: „Das Wesen der Demokratie beruht auf Kompromissen. Um Kompromisse zu erzielen, sind oft Ausdauer und Geduld nötig – das gilt auch für die seit Jahren diskutierte Verkehrsanbindung der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen. Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten stand vor der großen Herausforderung, eine Lösung zu finden, die die unterschiedlichen Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner, des Zentralrats der Juden in Deutschland, der Verfolgtenverbände, der Stadt Oranienburg sowie der Hochschule der Polizei und des Finanzamts Oranienburg berücksichtigt. Ich danke allen Beteiligten, die durch ihre Anregungen, ihre Geduld und ihr Entgegenkommen den vorliegenden Kompromiss erst möglich gemacht haben. Die Gedenkstätte Sachsenhausen ist kein normales Museum, kein normaler Touristen-Hotspot – sie ist ein besonderer Ort unserer Geschichte: Sie ist Friedhof und Ort des Gedenkens, aber auch Ort der Aufklärung, des Austauschs und internationaler Begegnungen. Wir alle tragen gemeinsam die Verantwortung für diesen Ort.“
Das jetzt präsentierte Verkehrskonzept ist das Ergebnis umfangreicher Gespräche und eines langwierigen und komplexen Planungsprozesses, der die unterschiedlichen Interessen von Gedenkstätte und Opferverbänden sowie von Anwohnerinnen und Anliegern unter Einbeziehung der Stadt Oranienburg in weiten Teilen berücksichtigt. Die Planungen sehen vor, dass Reisebusse künftig am Heinrich-Grüber-Platz zwischen dem Neubau des Finanzamtes und dem Gelände der Hochschule der Polizei zu einem Haltepunkt an der Hans-von-Dohnanyi-Straße fahren, von wo die Gäste die Gedenkstätte über den bisherigen Zugang entlang der historischen Lagerstraße betreten. Anschließend fahren die Busse über die Carl-Gustav-Hempel-Straße zu einem neuen Parkplatz östlich des ehemaligen SS-Wirtschaftsgebäudes, wo die Gäste nach Beendigung des Gedenkstättenbesuchs ihre Rückreise antreten. Der Pkw-Verkehr und der ÖPNV werden wie bisher die Straße der Nationen nutzen.
Bei einer Informationsveranstaltung hat die Stiftung gestern betroffene Anwohnerinnen und Anwohner informiert. Die Planungen werden in Kürze öffentlich ausgelegt. Für den Herbst ist eine weitere öffentliche Informationsveranstaltung geplant. Die Stadtverordnetenversammlung (SVV) von Oranienburg hat bereits 2020 einen Beschluss zum Bau eines neuen Parkplatzes für Reisebusse und zur Sanierung des bisherigen Parkplatzes, der als erweiterte Stellfläche für PKWs genutzt werden soll, gefasst. Eine abschließende Beschlussfassung durch die SVV über das Gesamtkonzept wird voraussichtlich im Dezember 2022 erfolgen.
Die 1993 gegründete Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten betreut die Gedenkstätten in den früheren Konzentrationslagern Sachsenhausen und Ravensbrück, die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg an der Havel und im ehemaligen Zuchthaus Brandenburg-Görden sowie die Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald als Außenstelle von Sachsenhausen. Das Land Brandenburg fördert die Arbeit der SBG einschließlich Investitionen in diesem Jahr mit rund 3,9 Millionen Euro, weitere rund 3,7 Millionen Euro kommen vom Bund.
Im KZ Sachsenhausen waren zwischen 1936 und 1945 mehr als 200.000 Menschen aus vielen europäischen Ländern inhaftiert. Zehntausende von ihnen starben an den unmenschlichen Haftbedingungen oder wurden Opfer von Mordaktionen der SS. Am 22./23. April 1945 fanden die Befreier im Lager rund 3.000 kranke Häftlinge vor. Mehr als 30.000 Häftlinge hatte die SS zuvor auf einen Todesmarsch getrieben, bei dem in den letzten Tagen der NS-Herrschaft mehr als 1.000 Häftlinge umkamen. Nach Kriegsende nutzte der sowjetische Geheimdienst NKWD das Areal als Speziallager und inhaftierte dort bis 1950 rund 60.000 Personen. Die 1961 eröffnete und nach der deutschen Einheit umfassend erneuerte Gedenkstätte Sachsenhausen ist heute zugleich ein europäischer Ort des Gedenkens und ein modernes zeithistorisches Museum mit besonderen bildungspolitischen und humanitären Aufgaben.
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