Gesundheit & Medizin

Niedersachsen: Starke Einbrüche bei Krankenhaus-Behandlungen in der Omikron-Welle

Wie hat sich die Omikron-Welle auf die Patienten-Versorgung in Niedersachsens Kliniken ausgewirkt? Die Behandlungen sind ähnlich stark zurückgegangen wie in den vorangegangenen Pandemiephasen. Nach einer aktuellen Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) ist von Januar bis Mai 2022 im Vergleich zu 2019 insgesamt ein Rückgang von 14 Prozent (Bund: 18 Prozent) festzustellen.

Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen: „Damit wurden landesweit zwar rund 31.000 Menschen mehr behandelt als im Bundesdurchschnitt, gleichwohl geben neue Entwicklungen Grund zur Sorge. Bei Darmkrebs-OPs zeigt sich mit minus 23 Prozent der stärkste Einbruch in allen bisherigen Pandemiewellen. Gerade bei Darmkrebs sind regelmäßige Vorsorge und Früherkennung wichtig, um die Erkrankung rechtzeitig behandeln zu können.“

Erneut weniger Herzinfarkt- und Schlaganfall-Behandlungen

In der Omikron-Welle behandelten niedersächsische Krankenhäuser rund 10 Prozent weniger Herzinfarkte und 8 Prozent weniger Schlaganfälle. Bei leichteren Infarkten und Schlaganfällen fielen die Rückgänge etwas stärker aus als bei schweren Fällen. Das deutet darauf hin, dass Patienten mit milderen Symptomen wahrscheinlich nicht oder nur verzögert den Notarzt gerufen haben und dann mit Verzögerung im Krankenhaus angekommen sind.

40 Prozent weniger Mandel-Operationen

Planbare Operationen, die bereits zu Beginn der Pandemie stark zurückgefahren wurden, um die Kliniken zu entlasten, waren weiter rückläufig. Dazu gehören Implantationen von Hüftprothesen (minus 8 Prozent) und Gebärmutterentfernungen bei gutartigen Neubildungen (minus 21 Prozent). Mit minus 40 Prozent war hier der Rückgang von Mandelentfernungen nach wie vor am höchsten.

Effekte in der Krankenhausreform berücksichtigen

Die starken Einbrüche bei sogenannten ambulant-sensitiven Diagnosen setzten sich auch in der Omikron-Welle fort: minus 36 Prozent bei Rückenschmerzen, minus 35 Prozent bei der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD, minus 28 Prozent bei Bluthochdruck. Die Wissenschaftler wollen hier nach drei Jahren nicht mehr von einem vorübergehenden Pandemieeffekt sprechen.

AOK-Chef Dr. Peter: „Das gibt uns Hinweise darauf, dass die Versorgung dieser Patientinnen und Patienten häufig auch im ambulanten Bereich gut möglich ist. Dies sind Effekte, die die politischen Gremien in der notwendigen, geplanten Krankenhausreform berücksichtigen müssen.“

Zu den Ergebnissen der Auswertung weist WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber darauf hin, dass die Fallzahl-Rückgänge in der jüngsten Pandemiewelle zwar ein vergleichbares Ausmaß aber andere Gründe haben: „Sie dürften in erster Linie auf Personalausfälle infolge der zahlreichen Omikron-Infektionen zurückzuführen sein, während zu Beginn der Pandemie gezielte Absagen geplanter Operationen zur Aufrechterhaltung der stationären Versorgung erfolgten.“

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