Prinzip Atlas | Walter Schels
Beim Eintreten in die Pinakothek der Moderne werden Sie in den kommenden Wochen im Kreisrund der Rotunde von 36 europäischen Haus- und Nutztieren begrüßt: Diversität einmal anders gedacht. Egal ob Kuh, Rabe oder Hund, viele dieser Tiere haben Eingang in unser kulturelles Gedächtnis gefunden und sind Teil unserer Erzählungen, Mythen und Märchen.
Mit einem Augenzwinkern rückt Walter Schels (*1936 Landshut/Bayern) seine tierischen Porträts in den Fokus unserer Aufmerksamkeit. Frontal fotografiert betrachten uns die Tiere als wären sie unseresgleichen. Es ist der direkte Blick ihrer Augen, der den unmittelbaren Kontakt zum Gegenüber herstellt – sie schauen uns an und wir schauen zurück. In diesem Moment vertauscht sich die Rolle von Betrachtern und Betrachteten, und die Tiere werden uns ebenbürtig. Walter Schels beschreibt seine Vorstellung von einer gelungenen Porträtfotografie mit den Worten: „Manchmal fotografiere ich Menschen müde, damit sie ihr Fotolächeln aufgeben. Dieser Zustand der Selbstvergessenheit ist es, den ich suche. In ihm tritt der Wahrheitsgehalt eines Gesichts zutage.“
In ihrer Gesamtheit gleichen Walter Schels‘ umfangreiche fotografische Langzeitprojekte einem Bilderatlas. Das Universelle, nachdem er in seinen Bildnissen auf der Suche ist, kreist um die Einzigartigkeit und Vielgestaltigkeit von Menschen, Tieren und Pflanzen in der Welt – eine Expedition zu immer neuen Kontinenten, auf der der Fotograf mit seinen 86 Jahren bis heute unermüdlich unterwegs ist.
Kurator: Dr. Michael Hering
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