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Versicherer fordern bessere Leitplanken

Die Leitplanken aus Stahl und Schutzwände aus Beton in Deutschland sind nach Meinung der Versicherer nicht mehr auf die aktuellen Fahrzeugmodelle zugeschnitten. Weil die Schutzeinrichtungen laut DIN noch auf deutlich leichtere und niedrigere Autos aus den 1980er und 90er Jahre ausgelegt sind, kommt es vermehrt dazu, dass schwerere und höhere Autos wie SUV und Transporter die Leitplanken überwinden oder von Betonwänden so zurückgeschleudert werden, dass die Insassen beim Aufprall oder Überschlag des Autos schwerer verletzt werden. Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), schätzt, dass bessere Leitplanken und Schutzwände in zehn Prozent der Unfälle die Schwere der Verletzungen vermindern könnten. Dabei stützt sich Brockmann auf eine neue Studie des GDV, die der Zeitschrift auto motor und sport vorliegt. „In der Studie wurde festgestellt, dass in etwa jedem zehnten Fall Schutzplanken über­ oder unterfahren oder durchbrochen wurden und es bei Schutzwandanprall bei mindestens jedem zehnten Anprall zum Überschlag kam. Ich schätze grob, dass bei jedem zehnten Unfall mit Anprall gegen eine Schutzeinrichtung die Verletzungen zumindest geringer hätten ausfallen können“, so Brockmann im Gespräch mit auto motor und sport.

Erstaunlich: Die DIN-Vorschriften sind über 30 Jahre alt. So sind Tests mit Autos in drei Fahrzeugklassen mit 900, 1300 und 1500 kg Gesamtgewicht vorgeschrieben. Allerdings wog 2020 ein durchschnittlicher Neuwagen mehr als 1600 kg. Autos, die nur 900 kg wiegen, gibt es selbst im Kleinwagensegment nicht mehr. Dafür wiegen viele Autos 2,5 t und sind deutlich höher als in den 90er Jahren. Trotzdem müssen Leitplankenhersteller die vorgeschriebenen Tests mit veralteten Autos aus den 80er und 90er Jahren absolvieren.

Das führt nicht nur dazu, dass höhere Autos über die Leitplanken hinweg fliegen, sondern dass beispielsweise auch die Airbags nicht korrekt auslösen, wie die Crashtests der Versicherer ergeben haben. Beim Aufprall eines Kleinwagens gegen eine Metallleitplanke löste der Airbag so spät aus, dass der Kopf des Fahrers ihn verfehlte. Bei einem ähnlichen Aufprall gegen eine Betonschutzwand durchschlug der Kopf am Airbag vorbei die Seitenscheibe. Deshalb fordert Brockmann im Namen der Versicherer eine Anpassung der Normen. So sollen die Crashtests endlich mit moderneren Fahrzeugen durchgeführt und auch die Kopfbelastungen der Insassen erfasst werden. „Die Forderungen richten sich in erster Linie an die Normungs­ und Genehmigungsbehörden, aber auch an die Straßenbaulastträger, welche die Entscheidungen für den konkreten Einsatz der Systeme treffen.“ An eine schnelle Umsetzung glaubt der GDV allerdings nicht. „Aus Erfahrung mit anderen Themen weiß ich, dass das jedenfalls nicht kurzfristig sein wird. Es kommt nun darauf an, dass die Normungsgremien sich der Sache annehmen.“

Redakteur: Dirk Gulde

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