Waldfriede feierte als zweitältestes Krankenhaus in Berlin Jubiläum
Festakt
In ihrem Grußwort vor 800 Gästen bescheinigte Ulrike Gote (Bündnis 90/Die Grünen), Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung von Berlin, dem 1920 gegründete 160-Betten-Krankenhaus Waldfriede einen „ausgezeichneten Ruf“. Es handele sich um eine moderne Einrichtung, die sich seit ihrer Gründung ständig weiterentwickelt und spezialisiert habe. Gote hob besonders das ganzheitliche Konzept des Krankenhauses hervor. Auch unterstrich sie die Arbeit für Frauen, wie im Jahr 2000 die Einrichtung der ersten Babyklappe (Babywiege genannt) in einem Krankenhaus in Deutschland und das 2013 eröffnete „Desert Flower Center Waldfriede“ als erstes Behandlungszentrum von Opfern mit weiblicher Genitalverstümmelung (FGM).
Für Professor Dr. Axel Ekkernkamp, Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer des Unfallkrankenhauses Berlin, ist es nicht selbstverständlich, dass eine Klinik so lange besteht. Er nannte Beispiele von Krankenhäusern in Berlin, die nach einigen Jahren guter Arbeit wieder schließen mussten. Andere wären in der Planung oder sogar schon im Bau gewesen aber nie eröffnet worden. Neben der Charité sei das Krankenhaus Waldfriede das zweitälteste Krankenhaus in Berlin. Außer der Charité befinde sich kein anderes Krankenhaus in der Stadt seit über 100 Jahren am selben Standort unter der gleichen Trägerschaft. Er bezeichnete dies als „enorme Leistung“. Träger von Waldfriede ist die weltweit tätige evangelische Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.
Der Arzt, Fernsehmoderator, Kabarettist und Schriftsteller Dr. Eckart von Hirschhausen sagte in einer Videobotschaft, dass eine Einrichtung wie Waldfriede nicht die ganze Welt retten müsse, „sie müssen uns als Patienten retten“. In einem Krankenhaus gehe es nicht nur um Krankheiten oder anonyme Nummern, sondern um Menschlichkeit. Dass dies in Waldfriede bedacht werde, habe er während eines Praktikums dort selbst erlebt.
Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen), Mitglied des Deutschen Bundestages (MdB), stellte fest, dass zur Gesundheit neben dem Körper auch Geist und Seele gehörten. Wichtig seien nicht nur die Medikamente, die dem Körper zugeführt werden, sondern auch die richtige Ernährung. Waldfriede berücksichtige dies durch sein Zentrum für Ernährungstherapie und Prävention. Das Krankenhaus sei ein „Vorbild in gesunder Ernährung“.
Glückwünsche zum Jubiläum überbrachte auch der Ex-Bundesligafußballer und ehemalige Manager von Hertha BSC Berlin, Michael Preetz. Der Braunbär „Herthinho“, das Maskottchen des Vereins, besuchte die Kinder beim „Tag der offenen Tür“ in Waldfriede.
Cerstin Richter-Kotowski (CDU), stellvertretende Bezirksbürgermeisterin des Berliner Bezirks Steglitz-Zehlendorf, stellte fest, wenn jemand im Bezirk nach 1945 geboren wurde, dann geschah das oft in Waldfriede. Das treffe auch auf sie und ihren Mann zu. Waldfriede sei mehr als nur ein Krankenhaus, es handele sich um ein Gesundheitsnetzwerk. Dazu gehörten die Akademie für Gesundheits- und Krankenpflege mit 85 Ausbildungsplätzen, das Gesundheitszentrum „PrimaVita“ mit zugehörigem Schwimmbad, die bereits 1989 gegründete Sozialstation, das Seniorenhaus Waldfriede mit 85 Betten, die Privatklinik Nikolassee für internistische, psychiatrische und psychosomatische Behandlung, die Psychiatrisch-Psychosomatische Tagesklinik Waldfriede und die Kindertagesstätte. Darin zeige sich ein „hohes soziales Engagement“.
Detlef Albrecht, Geschäftsführer des Verbandes evangelischer Krankenhäuser in Berlin-Brandenburg (VEK), dankte für die gute Zusammenarbeit mit Waldfriede. Das Krankenhaus habe nach einem schwierigen Anfang sich ständig weiterentwickelt. Es könne sich heute durchaus mit größeren Einrichtungen messen. Auch im Bereich der Diakonie, dem Dienst an Menschen, sei Waldfriede tätig. Das zeige sich beispielsweise durch die Versorgung von Flüchtlingen aus der Ukraine.
Ruppert Stüwe (SPD), MdB, wies darauf hin, dass Waldfriede seit 1998 Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité Universitätsmedizin Berlin und seit 2008 auch europäisches Ausbildungszentrum für Operationstechniken in der Koloproktologie ist. In Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Benjamin Franklin beteiligt es sich an der Ausbildung von Studenten im letzten Jahr ihres Medizinstudiums. In den Fachabteilungen Innere Medizin, Anästhesie, Gynäkologie und Geburtshilfe wurden Ausbildungsplätze bereitgestellt. Auch dadurch leiste das Krankenhaus einen guten Dienst an der Gesellschaft.
Thomas Heilmann (CDU), MdB, informierte, dass das Netzwerk Waldfriede im Süd-Westen von Berlin zum größten Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb, aber auch zum vielfältigsten Medizin- und Pflegeanbieter gehöre. Er selbst habe das Personal als „freundlich und super-professionell“ erlebt. Wigald Boning, Komiker, Musiker und Fernsehmoderator, schilderte ebenfalls seine positiven Erfahrungen mit dem Krankenhaus. Kai Wegner, Parteivorsitzender der CDU Berlin, lobte die Motivation des Pflegepersonals. Es leiste „enormes“ für die Gesundheitsversorgung der Berlinerinnen und Berliner.
Bernd Quoß, Vorstand des Krankenhauses Waldfriede und Geschäftsführer aller Nebenbetriebe, sieht seine Aufgabe darin, mit Hilfe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Krankenhaus medizinisch und pflegerisch auf höchstes Niveau zu führen. Deshalb sei es für ihn besonders wichtig, in der medizinischen Behandlungsqualität und bei der Patientenzufriedenheit zu den besten Krankenhäusern in Berlin und Deutschland zu gehören. „Dies wollen wir beispielsweise durch die Roboterchirurgie, wissenschaftliche Studien, Zertifizierung unserer Krebszentren sowie mit internationalen Krankenhauskooperationen auch weiterhin unter Beweis stellen.“ Das Gesundheitsnetzwerk Waldfriede habe rund 1.000 Beschäftigte. In den Einrichtungen würden pro Jahr etwa 15.000 Menschen stationär und 150.000 ambulant behandelt. Das Krankenhaus Waldfriede verfüge über das größte Ambulante Operations-Zentrum (AOZ) in Berlin.
Jubiläumsgottesdienst
Nach dem Festakt folgte ein Jubiläumsgottesdienst. In seiner Predigt wies Johannes Naether (Hannover), Präsident des Norddeutschen Verbandes der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, auf das Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter im Lukasevangelium Kapitel 10 hin. Christus wurde von einem jüdischen Gesetzeslehrer gefragt, was er tun müsse, um das ewige Leben zu erhalten. Die Antwort: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen … und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Eine weitere Frage lautete: „Wer ist denn mein Nächster?“ Jesus antwortete mit einem Gleichnis. Ein Mann war von Jerusalem nach Jericho unterwegs, wurde von Räubern überfallen und halb tot liegengelassen. Ein Priester und ein Tempeldiener (Levit) sahen den Mann, gingen aber an ihm vorüber. Ein Samariter, dessen Volk von den Einheimischen verachtet wurde, hatte dagegen Mitleid. Er verband die Wunden des Mannes, setzte ihn auf sein Reittier, führte ihn zur nächsten Herberge und pflegte ihn dort. Da er weiterreisen musste, gab er dem Wirt Geld, damit dieser sich um den Verletzten kümmerte und versprach bei seiner Rückkehr eventuelle weitere Kosten zu übernehmen. Jesus fragte den Gesetzeslehrer: „Wer ist von diesen dreien der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war?“ Antwort: „Der die Barmherzigkeit an ihm tat.“ Da sprach Jesus zu ihm: „So geh hin und tu desgleichen!“
Jeder sollten sich fragen, so Naether: Wie würde ich mich in solch einer Situation verhalten? Bei der Frage nach dem Nächsten gehe es nicht um theoretische Erörterungen. Glaube und Tun gehörten zusammen. Dass es auch heute noch durchaus Menschen gibt, die bereit sind anzupacken, zeige die Flüchtlingskrise 2015/16 mit der Einreise von über eine Million Migranten und Schutzsuchenden nach Deutschland, die Flutkatastrophe 2021 mit den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern sowie die zahlreichen privaten Hilfeleistungen für ukrainische Flüchtlinge.
Werner Dullinger (Ostfildern bei Stuttgart), Präsident des Süddeutschen Verbandes der Freikirche und Gunnar Scholz (Berlin), Präsident der Siebenten-Tags-Adventisten in Berlin und Mitteldeutschland befassten sich in ihren Ansprachen mit dem Motto von Waldfriede „Unser Dienst am Menschen ist Dienst an Gott“. Seit der Gründung des Krankenhauses im Jahr 1920 habe sich die Welt grundlegend verändert. Dennoch stehe Waldfriede zu seinen christlichen Werten und entwickle sie ständig weiter, damit sie auch im 21. Jahrhundert verstanden und erlebt werden könnten. Dem Menschen als freies Geschöpf Gottes gebühre alle Aufmerksamkeit und Kompetenz ungeachtet seiner Herkunft, seines Glaubens oder seiner Weltanschauung. Ihm sollte vorgelebt werden, wovon Waldfriede geprägt sei.
Mario Brito (Bern/Schweiz), Präsident der teilkontinentalen adventistischen Kirchenleitung in West- und Südeuropa, wünsche sich in Europa mehr Einrichtungen wie Waldfriede. Die Krankenhäuser seien nicht nur für Adventisten gedacht, sondern dienten allen Menschen. Dr. Peter Landless (Silver Spring, Maryland/USA), ärztlicher Direktor für Gesundheitsdienste der Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) der Siebenten-Tags-Adventisten, berichtete, dass es weltweit etwa 900 Krankenhäuser und Kliniken der Freikirche mit rund 140.000 Angestellten gebe, in denen jedes Jahr 1,5 Millionen Menschen stationär und 22 Millionen ambulant behandelt würden. Er dankte Waldfriede für die guten Leistungen des Hauses. Da er auch für dieses Krankenhaus mitverantwortlich sei, könne er wie der frühere US-Präsident John F. Kennedy sprechen: „Ich bin ein Berliner“.
Dr. Johannes Krug, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf, bezeichnete Waldfriede in seinem Grußwort als „Tankstelle menschlicher Wärme“. Dr. Dybowski, Prälat im Erzbistum Berlin, gab zu bedenken, dass Jesus gut mit Menschen umgehen konnte. Das sollte auch für seine Nachfolger gelten. Menschen mit Beeinträchtigungen seien genauso wertvoll wie jene ohne derartige Benachteiligungen. Dr. Ursula Schön, Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (DWBO), stellte fest, dass Waldfriede den Menschen in Zehlendorf über 100 Jahre treu geblieben sei. Ethik habe etwas mit Beziehungen zu tun. Sie drückte ihren Dank für das aus, was durch das Gesundheitsnetzwerk für diesen Stadtteil geschaffen wurde. Waldfriede ist seit 1991 Mitglied im DWBO.
Chronik
Nach dem Gottesdienst bekam jeder Gast die 336-seitige Chronik 100 Jahre Krankenhaus Waldfriede überreicht. Sie wurde im Auftrag des Krankenhauses von der Schriftstellerin Corina Bomann erstellt. Während der letzten hundert Jahre gab es sehr viele Höhen und Tiefen. Vieles musste das Krankenhaus überstehen, wie die Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs, den Zweiten Weltkrieg, Inflation und zwei Weltwirtschaftskrisen 1929 und 2008. Nach der Spanischen Grippe von 1920 gibt es jetzt die zweite weltweite Pandemie, in der Geschichte des Krankenhauses: Corona. Schon früh hätten die Angestellten von Waldfriede begonnen, sich als Familie zu sehen. Dieser Zusammenhalt sei ebenso wie der Geist der Gründer immer noch im Haus spürbar, so Bomann. Menschliche Wärme und Kompetenz würden in allen Abteilungen gelebt. Die Schriftstellerin widmete die Chronik all jenen Menschen, die im Krankenhaus Waldfriede stets für das Wohl der Menschen da sind: den Ärzten und Ärztinnen, den Pflegekräften, der Verwaltung, den Küchen- und Reinigungskräften und nicht zuletzt den vielen ehrenamtlichen Helfern, die sich in den Dienst hilfsbedürftiger Menschen stellen.
Corina Bomann schreibt gerade an ihrer „Waldfriede-Saga“. Nach wahren Begebenheiten und inspiriert von der kirchlichen, politischen und gesellschaftlichen Chronik erzählt sie von der Geburtsstunde und der weiteren Entwicklung des Berliner Krankenhauses Waldfriede. Der erste und zweite Band der Romanreihe Die Schwestern von Waldfriede sind bereits erschienen. In Band 1, Sternstunde, geht es um den Aufbau der Klinik. Eine junge Krankenschwester steht dabei vor der Herausforderung ihres Lebens. In Band 2, Leuchtfeuer, kämpft eine mutige Kinderschwester für ihre kleinen Patienten und ihr eigenes Glück. Am 28. Dezember 2022 soll mit Sturmtage der 3. Band der Reihe erscheinen und am 24. Mai 2023 mit Wunderzeit der 4. Band. Corina Bomann lebt in Berlin-Zehlendorf in direkter Nachbarschaft zum Krankenhaus Waldfriede.
Tag der offenen Tür
Nach zwei Jahren Unterbrechung in den Jahre 2020 und 2021 wegen der Pandemie war es wieder möglich, unter dem Motto „Waldfriede erleben“ zu einem „Tag der offenen Tür“ einzuladen. Es gab Vorträge zum Thema pflanzenbasierte Lebensweise, gesunde Ernährung und Ernährung bei onkologischen Erkrankungen. Auf dem gesamten Gelände befanden sich Infostände zum medizinischen Angebot im Krankenhaus Waldfriede und den Leistungen des Gesundheitsnetzwerks. Besucher kamen dabei auch mit Ärzten und Chefärzten ins Gespräch. Wer hinter die Kulissen blicken wollte, konnte den modernen OP-Trakt besichtigen oder an einer Führung teilnehmen. Es gab ein buntes Bühnenprogramm mit Live-Band und Kurzauftritten. Kinder konnten sich in Hüpfburgen die Zeit vertreiben, den Fahrzeugpark bestaunen, sich schminken lassen, auf dem Bungee-Trampolin springen, an der Bastelstraße kreativ werden, Ponyreiten oder den Teddy-Doktor aufsuchen. Auch für das leibliche Wohl war ausreichend gesorgt. Die diesjährige Charity-Aktion galt der Ukrainehilfe. Das heißt, alle Einnahmen am „Tag der offenen Tür“ sollen zu 100 Prozent für entsprechende Hilfsleistungen verwendet werden.
Weitere Informationen unter www.waldfriede.de.
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