Credendo sieht globalen Gegenwind für starke vietnamesische Wirtschaft
Credendo sieht in den Daten für Vietnam weiterhin beeindruckende wirtschaftliche Robustheit trotz aller Widrigkeiten. Während es zu den wenigen Ländern gehörte, die im ersten Jahr der Pandemie dank boomender Exporte von IT-Produkten ein positives reales BIP-Wachstum verzeichneten, litt es 2021 unter einer schärferen Covid-19-Welle (und den damit verbundenen Lockdowns), was zu einem relativ geringen Wachstum von 2,6 % führte. Doch auch 2022 ist die Wirtschaft wieder zu einem Lichtblick in der Region geworden, dank einer breit abgestützten Leistungsstärke, insbesondere im Exportsektor und in der verarbeitenden Industrie. Dies ist angesichts anhaltender Unterbrechungen der globalen Lieferkette noch erstaunlicher. Ein solch positives Ergebnis lässt sich durch den Trend erklären, einige ausländische Investitionen in der Fertigung (z. B. Elektronik) aufgrund steigender geopolitischer Risiken und Chinas Null-Covid-Politik aus China zu verlagern. Dies betrifft zunächst chinesische Investoren, aber auch Investoren aus den USA, der EU, Japan und einigen anderen asiatischen Ländern. Vietnam erscheint daher zunehmend als neues Produktionszentrum in der Region (Indien ist ein weiteres Land, das kurz davor steht, solche Vorteile zu ernten), obwohl es Chinas Weltfabrikposition aufgrund offensichtlicher Größenunterschiede überhaupt nicht bedroht. Erhöhte öffentliche Ausgaben für Infrastrukturprojekte haben auch die Wirtschaftstätigkeit im Jahr 2022 gestützt, die sich voraussichtlich im nächsten Jahr fortsetzen wird.
Den Ausblick sieht Credendo durch zunehmenden Gegenwind getrübt. Die globale Wirtschaftsabschwächung – angetrieben durch die starke wirtschaftliche Abschwächung in China, die Verlangsamung in den USA und eine wahrscheinliche Rezession in der EU – und der Inflationsdruck sind die beiden Hauptfaktoren, die zu einer Verschlechterung der Wachstumsprognosen (+6,1 %) für 2023 führen. Die Inflation ist bisher relativ begrenzt geblieben, beschleunigte sich aber im September auf 3,9 %, was angesichts steigender Kapitalimporte und anhaltend hoher Rohstoffpreise auf einen höheren Druck in den kommenden Monaten hindeuten könnte. Dennoch könnte dieser Druck dank Vietnams attraktivem Investitionsstandort und Leistungsbilanzüberschuss durch einen relativ stabilen Dong gemildert werden. In den ersten neun Monaten dieses Jahres wertete der Dong gegenüber einem deutlich erstarkten US-Dollar nur um 4,4 % ab. Diese Stabilität resultiert auch aus der Verwendung von Devisenreserven durch die State Bank of Vietnam (SBV). Darüber hinaus wird erwartet, dass die SBV ihre Zinssätze zur Unterstützung des Dong nutzt, um den künftigen Inflationsdruck in einem globalen geldpolitischen Straffungsklima zu begrenzen, wie die Erhöhung des Refinanzierungssatzes um 1 % (angehoben auf 5 %) im vergangenen September zeigt. Die potenzielle weitere kurzfristige Schwächung des chinesischen Renminbi könnte dennoch den Abwärtsdruck auf asiatische Währungen erhöhen und die Geldpolitik komplizierter machen, insbesondere in der sehr offenen vietnamesischen Wirtschaft, wo die Behörden zwischen BIP-Wachstum und Inflationszielen hin- und hergerissen sein werden.
In diesem Zusammenhang könnten die kurzfristigen Länderratings von Credendo für Vietnam im Jahr 2023 unter Druck geraten, insbesondere das Geschäftsumfeldrisiko (aktuell in Kategorie C in einer Staffel von A bis G) aufgrund der steigenden Inflation, des Abwertungsdrucks auf den Dong und des nachlassenden BIP-Wachstums. Was das kurzfristige politische Risiko (Kategorie 2 auf einer Skala von 1 bis 7) betrifft, so wird Vietnams externe Liquidität seit Anfang 2022 durch einen allmählichen Rückgang der Devisenreserven beeinträchtigt. Dieser negative Trend könnte sich aufgrund der nachlassenden Weltwirtschaft, steigender Importe und des Potenzials zukünftiger Währungsinterventionen fortsetzen.
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