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Der Auerochse und die Artenvielfalt: Informationstafel des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald erklärt das Auerrindprojekt und die Auenlandschaft

Vier dem Auerochsen ähnliche Rinder beweiden heute die Naturschutzfläche Hammer Aue in Groß-Rohrheim. Mit ihren großen Hörnern und ihrer stattlichen Figur sind sie für Wanderer und Spaziergänger längst ein Hingucker. Jetzt erklärt ihnen die neuerrichtete Informationstafel, was es mit der Wiederansiedlung des Auerrinds auf sich hat und wie die Hammer Aue entstanden ist. Die Informationstafel wurde gemeinsam vom Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, dem Förderkreis Grosse Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße e.V., dem Archäologischen Freilichtlabor Lauresham und der Gemeinde Groß-Rohrheim errichtet und am 21. Oktober offiziell eingeweiht. In der Landschaftspflege kommt den Groß-Rindern eine wichtige Rolle zu: Sie tragen dazu bei, artenreiche Naturschutzgebiete und Auenwälder wie die Hammer Aue zu erhalten.

Dr. Jutta Weber, Geschäftsführerin des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald, führt aus: „Mit der Informationstafel direkt an den Weideflächen möchten wir den Besuchern Einblick in ein wichtiges Projekt zur Erhaltung der ursprünglichen Landschaft in unserem Geo-Naturpark geben und ein Bewusstsein für die Artenvielfalt in naturnahen Lebensräumen schaffen.“

Bis ins Mittelalter war der Auerochse als Wildrind auf den Wiesen und in den Wäldern der Rheinebene heimisch. Sowohl der Rückgang seines natürlichen Lebensraumes als auch die Jagd haben zu seinem Aussterben beigetragen. Durch ihr Fressverhalten schafften die großen Pflanzenfresser halboffene Landschaften, die sich durch eine besonders hohe Artenvielfalt auszeichneten. Um diese Artenvielfalt wiederzubeleben, hat der Förderkreis Grosse Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße e.V. gemeinsam mit dem Archäologischen Freilichtlabor Lauresham, Lorsch und in Kooperation mit dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald 2013 das Auerrindprojekt ins Leben gerufen. Ziel des Projektes ist es, einerseits die Geschichte des Auerochsen in der Rheinebene zu erforschen und andererseits eine Rinderrasse zu züchten, die dem Auerochsen in Aussehen, Verhalten und Genetik möglichst nahekommt. Tiere, die der Wildform ähneln, sind besonders geeignet, naturnahe Lebensräume ganzjährig extensiv zu beweiden.

Claus Kropp, Leiter Experimentalarchäologisches Freilichtlabor Lauresham und Vorsitzender des Förderkreises, ergänzt: „Große Pflanzenfresser sind für den Artenreichtum in der Auenlandschaft extrem wichtig. Wir haben in diesem Jahr schon feststellen können, dass die Population von Mistkäfern zugenommen hat, mit positiven Effekten auf die Vogelwelt wie beispielsweise den Neuntöter. Hier in der Hammers Aue spielen die Groß-Rinder auch für die Amphibien eine wichtige Rolle, denn sie schaffen mit ihren Hufabdrücken an den Tümpeln eine abwechslungsreiche Landschaft.“ Für das Auerrindprojekt mit insgesamt vier Standorten in Deutschland beginnt jetzt die entscheidende Phase. Die Rinderpopulation ist nun so groß, dass durch Züchtung die für Auerochsen typischen Eigenschaften fixiert werden können.

Das Naturschutzgebiet Hammer Aue hat eine wechselvolle Geschichte und war sowohl Teil Hessens als auch der Kurpfalz und gehörte sogar einmal zu Frankreich. Früher war die Hammer Aue eine Insel, die durch einen Altrheinarm vom rechten Flussufer getrennt war. Durch die Arbeiten des Wasserbauingenieurs Claus Kröncke im 19. Jahrhundert wurde der Zulauf in den Altrheinarm verfüllt, sodass aus der Insel Festland wurde.

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