EPA-EUIPO-Studie: Deutschlands patent-, marken- und designintensive Industrien führend in Europa / Geistiges Eigentum schafft 82 Millionen Arbeitsplätze in der EU
- EU-weit sind schutzrechtsintensive Wirtschaftszweige für mehr als 47 % der Wirtschaftsleistung verantwortlich
- Deutsche Unternehmen sind führend bei Patent-, Marken- und Geschmacksmusteranmeldungen in der EU
- Jeder dritte Arbeitsplatz in Deutschland ist in einem schutzrechtsintensiven Wirtschaftszweig
- Unternehmen aus schutzrechtsintensiven Branchen tragen fast die Hälfte zum deutschen BIP bei
- Unternehmen im Bereich Klimaschutztechnologien und grüne Marken sind für 14 % der EU-Wirtschaftsleistung und 9,3 % der Arbeitsplätze verantwortlich mit überdurchschnittlich hohen Anteilen in Deutschland
Deutschland ist bei der intensiven Nutzung von Rechten des geistigen Eigentums wie Patenten, Marken, Geschmacksmustern und Urheberrechten (IP Rights/IPR) in der Industrie EU-weit führend. In absoluten Zahlen steht das Land europaweit bei Patent-, Marken- und Geschmacksmusteranmeldungen an erster Stelle. Der Beitrag der schutzrechtsintensiven Branchen zum deutschen Bruttoinlandsprodukt und der Schaffung von Arbeitsplätzen liegt mit 48,2 % der Wirtschaftsleistung bzw. 33,4 % der Gesamtbeschäftigung über dem EU-Durchschnitt von 47,1 % und 29,7 %. In der Gruppe der vier größten EU-Volkswirtschaften – Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien – ist der Beitrag deutscher patentintensiver Industrien zum BIP (23,7 %) und zur Beschäftigung (15,4 %) am höchsten. Hier schlägt sich der hohe Anteil des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland nieder, das besonders patentintensiv ist.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine gemeinsame Studie des Europäischen Patentamts (EPA) und des Amts der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO), die heute veröffentlicht worden ist. Der Bericht analysiert die Bedeutung von geistigen Eigentumsrechten für die Wirtschaft in der Europäischen Union zwischen 2017 und 2019. Insgesamt haben IPR-intensive Industrien in der EU in diesem Zeitraum mehr als 61 Millionen Menschen direkt beschäftigt und 6,4 Billionen Euro erwirtschaftet, was mehr als 47 % der Gesamtwirtschaftsleistung in der EU entspricht. Hinzu kommen weitere 20 Millionen Arbeitsplätze in Unternehmen, die den schutzrechtsintensiven Wirtschaftszweigen Waren und Dienstleistungen zuliefern. Mit dieser indirekten Beschäftigung erhöht sich die Gesamtzahl der schutzrechtsabhängigen Arbeitsplätze auf 82 Millionen (39,4 %).
„Innovation gestützt auf ein wirkungsvolles Schutzrechtsystem ist der Schlüssel zu Wachstumssicherung und langfristiger Wettbewerbsfähigkeit Europas. Die aktuelle Ausgabe unserer Studie belegt, dass schutzrechtsintensive Industriesektoren für die europäische Wirtschaft bedeutender denn je sind. Mit der bevorstehenden Einführung des Einheitspatents und des Einheitlichen Patentgerichts wird das Innovationsumfeld in Europa einen weiteren Schub erhalten”, so EPA-Präsident António Campinos zu den Ergebnissen der Studie.
Deutsche IPR-intensive Branchen Treiber für Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung
Die Studie zeigt zudem, dass schutzrechtsintensive Industrien, die in der Entwicklung von Technologien zur Eindämmung des Klimawandels und grünen EU-Marken tätig sind, für die europäische Wirtschaft von großer Bedeutung sind. Deutsche Unternehmen stehen auch hier an der Spitze: Mit 41,7 % aller Patentanmeldungen führt Deutschland EU-weit im Bereich Klimaschutztechnologie. Seit Beginn dieses Jahrhunderts haben Patentanmeldungen in diesem Segment dank einem überdurchschnittlichen Anmeldezuwachs beim EPA stark zugenommen. 2019 erreichten Patentanmeldungen für Klimaschutztechnologien einen neuen Höchststand, was die wirtschaftliche Bedeutung dieser Technologien zur Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens unterstreicht. Auch bei den grünen EU-Marken des EUIPO liegt Deutschland mit einem Anteil von 30 % zwischen 2015 und 2021 vorne. Grüne EU-Marken tragen zudem 13,2 % zum deutschen Gesamtmarkenportfolio bei – mit 13,3 % liegt hier nur Finnland vor Deutschland.
Beitrag von Umwelttechnologie und Nachhaltigkeit zur Wirtschaftsleistung steigt
Industrien, die intensiv Klimaschutztechnologie-Patente und grüne EU-Marken nutzen, tragen auch zunehmend zur Wirtschaftsleistung und der Gesamtbeschäftigung in der EU bei. Zwischen 2017 und 2019 entfielen 9,3 % der Beschäftigung und 14 % des BIP in der EU auf diese Sektoren. Dabei ist der Beitrag patentintensiver Klimaschutztechnologien dynamischer als der von Branchen, die grüne EU-Marken intensiv nutzen. Insgesamt erfolgte jede zehnte europäische Patentanmeldung, die 2019 von einem Unternehmen oder Erfinder aus der EU eingereicht wurde, im Zusammenhang mit Klimaschutztechnologien, die auf die Verringerung oder Vermeidung von Treibhausgasemissionen abzielen.
Deutschland ist auch hier bei den Top-Performern: Auf Branchen, die Patente auf Klimaschutztechnologien anmelden, entfielen im Berichtszeitraum 12,8 % aller Arbeitsplätze in Deutschland. Nur in der Tschechischen Republik waren es mehr mit 15,8 %. Dies spiegelt sich auch im Beitrag, den diese Industrien zur Wirtschaftsleistung liefern: Die Tschechischen Republik führt mit 21,2 % des BIPs, gefolgt von Deutschland mit 19.4 %.
IPR-intensive Sektoren fördern Handelsströme zwischen EU-Ländern
Die aktuelle Ausgabe der Studie analysiert zum ersten Mal die Zusammenhänge zwischen IPR-intensiven Sektoren und dem EU-Binnenhandel. Demnach machen Aktivitäten in diesen Sektoren mehr als 75 % des internen EU-Handels aus und sind ein wichtiger Treiber für die grenzüberschreitende Schaffung von Arbeitsplätzen, wobei fast 7 Millionen schutzrechtsintensive Arbeitsplätze in den EU-Mitgliedstaaten von Unternehmen mit Sitz in anderen EU-Mitgliedstaaten geschaffen wurden. Deutschland führt hier mit mehr als 1,6 Millionen Arbeitsplätzen, die deutsche Unternehmen in den anderen EU-Ländern geschaffen haben. Dies sind fast ein Drittel (32,7 %) aller Arbeitsplätze, die von Unternehmen überhaupt im EU-Ausland geschaffen werden. Gemäß der Studie gehen 80,5 % der EU-Importe und 80,1 % der EU-Exporte auf schutzrechtsintensiven Industrien zurück.
Der Bericht zeigt zudem, dass in schutzrechtsintensiven Wirtschaftszweigen deutlich höhere Löhne und Gehälter gezahlt werden als in anderen Branchen. Dieser Mehrverdienst beträgt 41 %. Auch die Wertschöpfung pro Mitarbeiter ist in den schutzrechtsintensiven Sektoren höher als in anderen Bereichen der Wirtschaft.
ZUR STUDIE
Die heute veröffentliche Studie ist der vierte gemeinsame EPA-EUIPO-Bericht, der die Bedeutung von Wirtschaftszweigen, die ihr geistiges Eigentum umfassend schützen, für die EU-Wirtschaft aufzeigt. Sie untersucht ein breites Spektrum von Rechten des geistigen Eigentums – Marken, Patente, Geschmacksmuster, Urheberrechte, geografische Angaben und Sortenschutzrechte – und berücksichtigt eine Vielzahl von Indikatoren, wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP), Beschäftigung, Handel und Gehälter. Die vorherigen Studien von 2013, 2016 und 2019 betrachteten jeweils die Zeiträume 2008-2010, 2011-2013 und 2014-16. Die aktuelle Studie „Schutzrechtsintensive Wirtschaftszweige und Wirtschaftsleistung in der Europäischen Union“ berücksichtigt die Jahre 2017-19. Ergänzend zu den EU-Mitgliedstaaten wurden in dieser Studie auch Daten aus Island, Norwegen, die Schweiz und das Vereinigte Königreich einbezogen.
Mit fast 6 300 Beschäftigten ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Sein Hauptsitz ist in München; Niederlassungen gibt es in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien. Das EPA wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder und Erfinderinnen hochwertigen Patentschutz in bis zu 44 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Das EPA ist außerdem weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche.
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